Die Gefahrenabwehr im ABC-Einsatz stellt besondere Herausforderungen an die Feuerwehren dar. Aufgrund des vorhandenen Gefahrenpotenzials in den Industrie- und Gewerbebetrieben und durch den Transport gefährlicher Güter über Land, müssen sich die Feuerwehren auch diesen Herausforderungen stellen.
Die ABC-Einheit im Kreis Paderborn unterstützen die örtlichen Feuerwehren mit Fachpersonal und Material bei Einsätzen in Verbindung mit atomaren, biologischen und chemischen Gefahrstoffen. Sie bestehen aus dem Zugführer vom Dienst, dem Fachberater ABC sowie den Einheiten Gefahrenabwehr, Dekontamination, Erkunden & Messen und Warnen. Leiter der ABC-Einheiten im Kreis sind Matthias Strunz und Maik Sellemerten. Als Fachberater stehen Jan-Uve Walter (Feuerwehr Paderborn), Rainer Gutknecht (Kreis Paderborn) und André Otto (Feuerwehr Lichtenau) zur Verfügung.
Eine Grundeinheit zur ABC-Gefahrenabwehr ist in jeder Kommune im Kreis Paderborn vorhanden und verfügt über eine einheitliche Standardausrüstung, definiert durch den „Arbeitskreis ABC Kreis Paderborn“. Die Aufgaben sind Menschenrettung, Entfernen von gefährdenden Objekten, behelfsmäßiges Eingrenzen von Gefahrstoffen, Abarbeiten kleinerer Gefahrgutunfälle und Einleiten von geeigneten Maßnahmen bei großen Ereignissen.
Die Grundeinheiten werden durch die ABC-Zugführer vom Dienst, ABC-Fachberater, ABC-Einheiten Kreis Paderborn unterstützt.
Die Grundeinheit zur ABC-Gefahrenabwehr sind mit Körperschutzanzügen für zwei Trupps ausgestattet. Zum Abdichten, Umfüllen und Auffangen von Gefahrgut stehen eine Gewebeplane, Abdichtmaterial und eine faltbare Auffangwanne zur Verfügung.
Zur Dekontamination ist ein großes Dekontaminationsset nach DIN vorhanden.
Die Grundausstattung Messen besteht aus Indikatorpapier, Ölnachweispapier und einem Vierfach-Gasmessgerät Ex/Ox/CO/H2S (Dräger X-am 5000)
Die ABC-Einheiten im Kreis Paderborn unterstützen die örtlichen Feuerwehren mit Fachpersonal und Material bei Einsätzen. Diese Unterstützung umfasst die Beratung des Einsatzleiters durch den „ABC-Zugführer vom Dienst“ sowie „ABC-Fachberater“ - entweder telefonisch oder direkt an der Einsatzstelle, die Erkundung bei Austritt und Verbreitung von Gefahrstoffen (etwa in der Luft und auf Gewässern), Stoffrecherche und Ausbreitungsprognosen. Weitere Eisatzbereiche sind die Abwehr von Gefahren bei Freisetzung gefährlicher Stoffe, die Dekontamination von Verletzten und Personal, die Desinfektion von Personal und Material (etwa Tierseuchen) und die Warnung der Bevölkerung. Der Einsatz erfolgt grundsätzlich nur unter Leitung der örtlichen Gefahrenabwehr.
Geschichte der ABC-Einheiten im Kreis Paderborn
1999 wurde bei der Feuerwehr Delbrück mit der Planung und dem Aufbau der ABC- Komponente begonnen. Am 16. Juni 2000 wurde das erste Fahrzeug des ABC-Zuges, ein Gerätewagen Dekontamination Personen (GW Dekon-P) an die Feuerwehr Delbrück übergeben. Am 14. Oktober 2000 erfolgte die Übernahme des vom Katastrophenschutz in Büren-Eickhoff stationiertem Dekontaminations-Mehrzweck-Fahrzeuges (DMF). Dieses Fahrzeug wurde vom Löschzug Westenholz übernommen und in liebevoller Kleinarbeit komplett saniert.
Nach und nach wurde bei den Hilfsorganisationen sowie in der KFTZ Ahden gelagertes Material des ABC-Schutzes übernommen. Dazu gehörten 180 Schutzanzüge Overgarment und 26 Strahlenschutz-Messgeräte.
Auf der Wehrführersitzung am 30. August 2001 wurde beschlossen, den kompletten ABC-Zug des Kreises Paderborn bei der Feuerwehr Delbrück zu stationieren.
Im Dezember 2001 übernahm die Einheit ein ehemaliges Fahrzeug der TEL als Erkundungsfahrzeug für den ABC-Zug
Am 1. Januar 2002 wurde Bernhard Grothoff zum ersten Zugführer des ABC-Zugs des Kreises Paderborn bei der Feuerwehr Delbrück ernannt. Sein Stellvertreter wurde Brandmeister Uwe Bröker. Die Übernahme des ABC-ErkKW am erfolgte am 26. Februar 2002.
Im Januar 2007 übernahm BI Matthias Strunz die Leitung des ABC-Zuges. Zu stellvertretenden Zugführen wurden OBM Uwe Bröker wurde BI Josef Klocke ernannt. Im Jahr 2007 setzt sich die Mannschaft aus 87 Kameraden und Kameradinnen aller Löschzüge der Gesamtwehr zusammen. Den Fuhrpark bildeten ein MTF, DMF, ein Gerätewagen GW (ehemals THW), ein GW Dekon-P, ein ABC Erkunder ErkKW und ein ELW.
Im Zuge des weiteren Aufbaus der ABC-Einheiten durch den Katastrophenschutz des Landes NRW und des Bundes, wurde auch die Struktur des ehemaligen ABC-Zuges den neuen Aufgaben entsprechend angepasst. Eine neue Einheit zur „ABC-Gefahrenabwehr“ wurde aufgestellt.
Die Ausstattung zur „Dekontamination von Personen“ wurde wesentlich erweitert, so dass nun zwei räumlich verteilte Einheiten im Kreis PB zur Verfügung stehen. Aktuell befindet sich eine Einheit zur „Dekontamination von Geräten“ im Aufbau.
Die Aufgaben wurden auf weitere Feuerwehren im Kreis Paderborn verteilt, die nun unter der fachlichen Führung der Leitung der „ABC-Einheiten im Kreis Paderborn“ zusammengefasst sind.
Facheinheit ABC-Gefahrenabwehr
Die ABC-Einheit „Gefahrenabwehr“ kann im ABC-Einsatz gemäß Feuerwehr-Dienstvorschrift (FwDV) 500 »Einheiten im ABC-Einsatz« selbständig für die Durchführung von Aufträgen eingesetzt werden. Die Feuerwehren können die Einheit jederzeit anfordern, wenn die örtliche Grundausstattung nicht ausreicht. Empfehlenswert ist, die Einheit bei entsprechenden Stichwörtern direkt in die örtliche AAO mit aufzunehmen.
Die Einheit ist ausgerüstet und ausgebildet, um die örtliche Feuerwehr schwerpunktmäßig bei Tätigkeiten unter besonderer Schutzausrüstung zu unterstützen. Mit dem Abrollbehälter Gefahrgut wird Material zum Auffangen, Abdichten und Umpumpen von Gefahrgut bereitgestellt. Das Personal der Einheit „Gefahrenabwehr“ wird durch die Feuerwehren Büren und Bad Wünnenberg gestellt.
Facheinheit Erkunden und Messen
Die Facheinheit Erkunden und Messen unterstützt alle Feuerwehren im Kreisgebiet
Die Alarmierung erfolgt direkt durch Einbindung in die örtliche AAO oder auf Anforderung durch den Einsatzleiter (auch durch Beratung des ZvD). Der Messzugführer unterstützt den örtlichen Einsatzleiter und kann bei Bedarf als „Abschnittsleiter Messen“ eingesetzt werden, um die Einsatzleitung zu entlasten. Bei Bedarf kann ein „Fachberater ABC“ hinzugezogen werden.
In Abstimmung mit dem Einsatzleiter kann der Abschnittsleiter Messen direkt die Kommunikation mit anderen Behörden übernehmen, beispielsweise
Untere Wasserbehörde zur Probenahme von kontaminiertem Löschwasser oder anderen Boden-, Luft- und Gewässerproben, das Landesamt für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz (LANUV) für gemeinsame Messstrategie, Boden-, Luft- und Gewässerproben, die Einbindung der Analytischen Task Force (ATF) oder TUIS
Die Aufgaben der Messtrupps (ABC-Erkunder und drei weitere Trupps) sind abgesetzte Messungen, unter erforderlicher Schutzausrüstung, im Nahbereich einer Schadstoffemission; großflächige Messungen aus dem fahrenden ABC-ErkKW mit Darstellung der Messwerte auf einer Karte, beweissichere Probenahmen
Die Aufgaben des Führungstrupps (ELW 1 ABC-Zug) sind Führung und Koordination der Messeinheiten, Stoffrecherche für Empfehlungen an den Einsatzleiter, Aufnahme der lokalen Wetterdaten zur Ausbreitungsabschätzung, einfache Ausbreitungsabschätzung zur ersten Beurteilung betroffener Gebiete sowie Einholung von Wetterdaten und Ausbreitungstendenzen über den DWD.
Facheinheit ABC-Erkunden und Messen
Bei einem Messeinsatz im Kreis Paderborn werden ein Messzugführer und Führungstrupp mit ELW1 ABC-Einheit, ABC-Erkunder, KdoW mit Material und Messgeräten für 2 Messtrupps eingesetzt. Wird ein zweiten Messfahrzeuges sowie ein dritter Messtrupp benötigt, wird es optional durch die Feuerwehr Paderborn oder ABC-Einheiten der Nachbarkreise (Gütersloh, Höxter oder Bielefeld) gestellt.
Messzug NRW (Ü-Messen 1): Überörtliche Anforderung
Gestellt werden Messzugführer und Führungstrupp (ELW 1 ABC), ein ABC-Erkunder (2. Erkunder muss ergänzt werden), drei Messtrupps (Messeinheit Kreis Paderborn und Messeinheit Feuerwehr Paderborn als Ergänzung).
Messzug NRW (Ü-Messen 2): Überregionale Einheit im Regierungsbezirk Detmold
Gestellt wird die Messleitkomponente mit ELW 2 Lippe, Ersatz ELW 2 Feuerwehr Paderborn, fünf ABC-Erkunder aus dem Regierungsbezirk Detmold
Zusammenarbeit erfolgt mit anderen Behörden wie dem Landesamt für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz (LANUV) für gemeinsame Messstrategie sowie die Entnahme von Boden-, Luft- und Gewässerproben und Einbindung der Analytische Task Force (ATF) und dem
Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS).
Facheinheit ABC-Dekon
Die Dekontaminationseinheit unterstützt die örtlichen Feuerwehren durch die Bereitstellung von Komponenten in unterschiedlicher Ausprägung. Die Standardeinheit für die Dekontamination von Personen ist die Einheit „Dekon P10“. Diese Einheit ist im Kreis Paderborn an zwei Standorten verfügbar. Der Standort Delbrück ist für das nördliche Kreisgebiet zuständig, der Standort Bad Wünnenberg für das südliche Kreisgebiet
Die beiden „Dekon P10“ Einheiten sind einzeln alarmierbar und autark einsetzbar. Die FwDV 500 schreibt vor, dass bei jedem ABC-Einsatz unter persönlicher Sonderausrüstung eine Dekontamination sicherzustellen ist. Daher wird bei Einsätzen der Einheit „ABC-Gefahrenabwehr“ immer automatisch eine der beiden „Dekon P10“ Einheiten mitalarmiert, um eine sofortige Dekontamination eingesetzter Vollschutzanzugträger sicherzustellen.
Dekon P10
Die Einheit „Dekon P10“ bringt Material und Personal zur Dekontamination von 10 Personen (in der Regel Einsatzkräfte in Schutzausrüstung) pro Stunde an die Einsatzstelle.
Aus dem Standort Delbrück wird der Abrollbehälter V-Dekon, aus Bad Wünnenberg der GW Dekon-P genutzt. Jede der beiden Einheiten bringt ein wasserführendes Fahrzeug LF10/LF20 mit, so dass ein autarker Einsatz möglich ist.
Die Personal-Dekontamination (Dekon-Platz Stufe 2 / Stufe 3) erfordert die Sicherstellung der Dekontamination des eingesetzten Personals entsprechend FwDV 500 und NRW-Konzept „Personal Dekontaminationsplatz NRW“. Benötigt werden dabei ein AB V-Dekon 50 NRW und zwei GW Dekon-P. Der Einsatz kann durch stufenweisen Aufbau weiterer JKomponentehn der Lage angepasst werden.
Facheinheit ABC-Warnen
Nach der FwDV 500 ist der Bereich "Warnen" eine wichtige Maßnahme bei der Bearbeitung von Einsätzen im ABC-Bereich. Die Information der Bevölkerung im Fall eines Schadensereignisses sowie die Warnung vor eventuellen Folgen erfolgt über
Sirenen Warn-Apps (KATWARN, NINA), Warnung über lokale Medien (Radio, Fernsehen, Online), Soziale Medien (Facebook, X, . . .) und Lautsprecherdurchsagen des Warnzuges Kreis Paderborn)
Beispielhafte Einsatzmöglichkeiten sind Brände, Hochwasser, Schadstoffwolken oder auch Stromausfälle. Die Auslösung der Sirenen, Information und Warnung über die Warn-Apps (sowie die Warnung über lokale Medien erfolgt durch die Kreisleitstelle und wird durch die Einsatzleitung veranlasst. Informationen über soziale Medien werden in der Regel durch örtliche Feuerwehren oder Pressestellen nach Abstimmung mit der Einsatzleitung verfasst.
Zur direkten Warnung und Information der Bevölkerung durch Lautsprecherdurchsagen wurde im Kreis Paderborn im Jahr 2015 ein Warnzugaufgestellt. Er ist in die Struktur der ABC-Einheiten des Kreises Paderborn integriert.
ABC-Warnzug
Der Warnzug des Kreises Paderborn besteht aus 15 Fahrzeugen der Feuerwehren des Kreises Paderborn. Alle Fahrzeuge verfügen über die zusätzliche Ausrüstung, um Lautsprecherdurchsagen durchzuführen. Die Feuerwehren Delbrück, Hövelhof, Bad Wünnenberg und Bad Lippspringe verfügen zusätzlich über Mobela-Systeme, eine mobile Sirenenanlage für Alarmierung und Sprachdurchsagen.
Die Führung des Warnzuges erfolgt durch die Feuerwehren Bad Lippspringe und Büren.
Bei der Feuerwehr Bad Lippspringe ist ein KdoW des Kreises Paderborn stationiert, auf dem die Ausrüstung des Warnzuges verlastet ist.