Feuer auf dem Dach. Neues Forschungsprojekt untersucht Brandrisiko an Solarmodulen.
Bielefeld/Werther. Voriges Jahr schlugen Feuerwehren Alarm: Solardächer können, wenn sie einmal brennen, beim Löschen enorme Probleme bereiten. Und die Sorge, die Hightech auf dem Dach könne gar selbst Brände auslösen, treibt Hausbesitzer immer wieder um. Sind Solardächer wirklich brandgefährlich? Ein Forschungsprojekt soll das nun endgültig klären. Unter anderem am Beispiel eines Hausbrands in Werther.
Am 4. März 2011 brannte es bei Familie Nagel in Werther. Brigitte Nagel kann sich noch gut erinnern: Sie sei mit ihrer Mutter zu Hause gewesen, als plötzlich der Dachstuhl des Hauses in Flammen stand. Mittlerweile sei alles wieder instandgesetzt, die genaue Brandursache steht aber bis heute nicht fest. „Es hieß: technischer Defekt an der Photovoltaikanlage, weil Module in Brand standen“, sagt Nagel.
Der Fall aus OWL ist einer von mehreren, die für ein Forschungsprojekt zum Brandschutz an Photovoltaikanlagen untersucht werden. In dem Projekt, das bis Januar 2014 läuft, arbeiten das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und der TÜV Rheinland zusammen. Ziel: das Brandrisiko an Solaranlagen genauer einschätzen zu können, erklärt Jörg Meyer zu Altenschildesche, Pressesprecher beim TÜV.
Zunächst recherchieren die Experten bundesweit Brände von Solaranlagen auf Häusern oder Freiflächen. Dabei, so sagt Heribert Schmidt, Projektleiter beim Fraunhofer-ISE, müsse man unterscheiden, ob eine Solaranlage selbst Grund war für ein Feuer oder ob es einfach in einem Haus mit Solaranlage gebrannt hat – etwa weil eine Kerze umgefallen ist.
Bislang, so Schmidt, seien etwa 15 Fälle bekannt, in denen Brände auf Photovoltaikanlagen zurückgeführt werden. Ob auch das Haus in Werther ein solcher ist, ist noch nicht ausgemacht. Schmidt: „Es kann die Photovoltaikanlage gewesen sein. Oder auch nicht.“ Deshalb gelte es jetzt erst einmal, „Gerüchte durch Fakten zu ersetzen“. Und das an zwei Fronten. TÜV-Sprecher Meyer zu Altenschildesche: „Einerseits geht es um mögliche Brandrisiken, die durch eine Photovoltaikanlage bedingt sein können, beispielsweise durch sogenannte Hotspots oder durch Lichtbögen. Andererseits geht es darum, Rettungskräfte und Feuerwehren besser vor einem etwaigen elektrischen Schlag zu schützen.“
In Tests werden Solarmodule extrem belastet und in einer Art beschleunigtem Alterungsprozess strapaziert, bis Verbindungen brechen und Funken entstehen. Der entstehende Lichtbogen könne, wenn er genug Energie habe, ein Feuer entfachen, erklärt Schmidt. „Wir wollen herausfinden, wie ein Modul konstruktiv verändert werden kann, um das zu vermeiden.“ Zum anderen sollen Module im Forschungsprojekt aber auch klassifiziert – sprich: nach Entflammbarkeit gekennzeichnet – werden.
Für Schmidt vom Fraunhofer-ISE steht die Aufklärung im Fokus. Solaranlagen müssten unbedingt von Fachleuten installiert und gewartet werden, um spätere Probleme zu vermeiden. Zudem könne die Feuerwehr Brände an Häusern mit Photovoltaikanlagen problemlos löschen, wenn einige Sicherheitsvorschriften beachtet würden. Inzwischen seien auch Trennschalter auf dem Markt, die Solaranlagen im Brandfall automatisch abschalten. Wie wichtig das Thema Brandschutz an Solaranlagen in Deutschland ist, macht TÜV-Sprecher Meyer zu Altenschildesche mit einer nüchternen Zahl klar: Mehr als 1,1 Millionen Anlagen sind inzwischen installiert.
Brigitte Nagel hofft jedenfalls, dass die Analyse des Brands in ihrem Zuhause Hausbesitzern oder Firmen weiterhilft.
Bericht: NW VON KATHARINA PAVLUSTYK