30. Juni. Delbrück.

Auto von Angler versinkt im See. Feuerwehreinsatz in Delbrück.


Delbrück (cm/red). Das wird am Ende ein teurer Angelausflug für einen Angler im Delbrücker Ortsteil Anreppen. Am Samstagnachmittag hatte der Mann aus dem Ort eigentlich nur ein paar Fische aus dem Lestersee herausziehen wollen, am Ende musste die Feuerwehr jedoch seinen eigenen Wagen aus dem See fischen.
Das Auto vom Typ Opel Meriva hatte sich am Ufer selbstständig gemacht und war in den am Waldweg gelegenen See gerollt. Die Handbremse war nach Informationen der Feuerwehr nicht angezogen und auch die Parkstellung des Automatikgetriebes war nicht eingelegt.

Die Bergung des Fahrzeugs gestaltete sich für die ausgerückte Feuerwehr durchaus aufwendig. Zunächst mussten Taucher der DLRG aus Delbrück den Wagen genau lokalisieren. Er befand sich zum Zeitpunkt der Bergung etwa zwölf Meter vom Ufer entfern in sieben Metern Tiefe. Die Feuerwehr richtete zusätzlich eine Ölsperre ein und erst dann konnten sich die Retter des Wagens annehmen.
Mithilfe von Bergesäcken und einer Seilwinde wurde das Fahrzeug aus dem Baggersee gezogen. Die Delbrücker Feuerwehr war mit etwa 35 Mann im Einsatz.
Immerhin: Der Angler wurde nicht verletzt. Er wird seinen Wagen beim nächsten Angelausflug aber wohl in sicherer Entfernung vom Wasser abstellen.
Für die Feuerwehrleute wurde es ein langwieriger Einsatz.

Bericht: Neue Westfälische. Fotos: ml
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Westfälisches Volksblatt

Auto rauscht in den Lestersee
Aufwändige Bergungsaktion bei Anreppen - Besitzer wollte angeln gehen

Von Heinz-Peter Manuel und Karl Pickhardt
Anreppen (WV). Vor den Augen seines entsetzten Besitzers ist am Samstag ein nur etwa ein Jahr altes Auto im Lestersee bei Anreppen versunken. Die Bergungsarbeiten zogen sich bis in den Abend. Personen wurden nicht verletzt.
Einsatzkräfte und Autobesitzer atmen auf: Nach mehrstündigen Bemühungen ist der Opel Meriva am Samstag kurz vor 19 Uhr wieder aus den Fluten des Lestersees bei Anreppen aufgetaucht. Kurz nach 15 Uhr war es ins Wasser gerollt.Fotos: H.-P. Manuel
Mit Bergungssäcken wollen die Einsatzkräfte das Auto an die Oberfläche holen. Tauch-Einsatzleiter Hermann Relard bespricht Einzelheiten mit Ralf Schadwinkel und Marvin Müller.

Es ist kurz nach 15 Uhr. Der 62-jährige Mann aus Anreppen fährt mit seinem fast neuen Opel Meriva zum Lestersee, um dort zu angeln. Außerdem soll dort das Sommerfest seines Vereins, des Angelsportvereins Westenholz (80 Mitglieder), stattfinden.
Er parkt das Auto am steilen Ufer, vergisst dabei aber nach Polizeiangaben, den Schalthebel des Automatikgetriebes in die Parkstellung zu schieben. Auch die Handbremse zieht er nicht an.
Als der Mann seine Angelutensilien auslädt, setzt sich der Wagen auf dem steilen und regennassen Ufer in Bewegung und rollt in Richtung Wasser. Verzweifelt versucht der 62-Jährige, über die Fahrertür noch in den Wagen zu gelangen und die Handbremse zu ziehen - vergeblich.
Schließlich gibt er auf, auch weil er sich daran erinnert, dass ein 30-Jähriger bei Bad Wünneberg erst vor wenigen Tagen auf einer abschüssigen Straße von seinem Wagen überrollt wurde und sich dabei schwere Verletzungen zugezogen hatte. Und so muss er hilflos mit ansehen, wie das fast neue Auto Fahrt aufnimmt und schließlich über die Böschungskante ins Wasser rutscht, um dort langsam zu versinken.
Zusammen mit ihrer Wasserrettungseinheit versucht die Delbrücker Feuerwehr, den Wagen zu bergen. Einsatzleiter Jörg Hennemeier und der für die Taucher zuständige Hermann Relard beraten und beschließen, den Meriva mit vier Hebesäcken an die Oberfläche zu befördern und ihn dann ans Ufer zu ziehen.
Zunächst aber müssen Ralf Schadwinkel und Marvin Müller, die zuerst ins Wasser steigen, den Wagen finden. Und das ist gar nicht so einfach. Denn trotz Lampen haben sie unter Wasser nur wenige Zentimeter Sicht.
Schließlich ist das Auto gefunden. Es ist rund 20 Meter vom Ufer entfernt in etwa neun Metern Tiefe liegen geblieben und steht auf den Rädern. An einer Führungsleine entlang hangeln sich die Taucher zum Auto und befestigen dort nach und nach die vier Bergungssäcke, die - mit Luft gefüllt - jeweils etwa 500 Kilogramm heben können.
Sie sind froh, dass die Felgen des Meriva große Löcher haben, durch die sie die Seile ziehen können. Über Sprechfunk stehen sie in Verbindung mit ihrem Einsatzleiter und unterrichten ihn über den Fortgang unter Wasser.
Schließlich sind alle Säcke gesetzt, die Verbindung zu den Pressluftflaschen an Land besteht, der Hebevorgang kann beginnen. Doch beim ersten Versuch sprudelt sehr viel Luft an die Oberfläche - zunächst muss eine undichte Stelle geschlossen werden.
Gespannt schauen Einsatzkräfte und auch Schaulustige beim zweiten Versuch aufs Wasser. Dann tauchen die vier Säcke an der Oberfläche auf. Das Auto hängt daran, ist aber immer noch nicht zu sehen. Langsam wird es mit zwei Leinen zum Ufer gezogen.
Nun befestigen Taucher weitere Schlaufen am Auto, in die letztlich ein Drahtseil gehängt wird. Über eine Winde zieht der Feuerwehr-Unimog den blauen Kleinwagen letztlich ganz vorsichtig aus dem Wasser über die Böschungskante ans schlammige Ufer. Um kurz vor 19 Uhr ist es geschafft: Der Kleinwagen ist wieder an Land.
Gespannt schauen alle auf den Zustand des Autos. Durch Wasserdruck und vielleicht auch durch die Seile beim Auftauchen hat das blaue Gefährt einige Beulen davongetragen. Und auch das vordere Nummernschild ist nicht wieder aufgetaucht. Wiedergefunden hat der Besitzer allerdings seinen Lottoschein. Jetzt hofft er, dass ihm dieses Papier das Geld für einen neuen Wagen bringt.
Ob das Auto noch zu nutzen ist, muss sich herausstellen. Die Polizei hat den Schaden auf rund 25 000 Euro beziffert.