8. September. Delbrück / Borgholzhausen..

ABC Erkunder der Feuerwehr Delbrück bei Großübung im Kreis Gütersloh.
" Auf Anforderung der Bezirksregierung Detmold nahmen die Erkundungskraftwagen aus Port Westfalica, Gütersloh, Bielefeld und Paderborn an einer groß angelegten Übung im Kreis Gütersloh teil.


Ausgangslage war ein Gefahrstoffaustritt bei der Spedition NAGEL in Borgholzhausen. Nach der Einrichtung der Messleitung, die von der Feuerwehr Bielefeld eingerichtet wurde und der Einweisung in die Lage, begannen die Erkunder umgehend mit ihren Messfahrten.
Aufgrund der westlichen Windrichtung wurde die ´Ausbreitungskeulte´ östlich der Austrittsstelle eingemessen. Dazu wurden von den Messfahrzeugen Messungen bis hoch in den Teutoburger Wald vorgenommen.
Übungsziel war das Messen an vorgegebenen Koordinaten und markanten Punkten (z. B. Schulen und zentralen Plätzen), sowie die verschlüsselte Übermittlung anhand des Messprotokolls NRW per Funk.
Die Erkunderbesatzung des Delbrücker Fahrzeuges um Carl Wübbe, Thomas Kettelgerdes, Benedikt Schmertmann und Matthias Strunz zeigten sich erfreut über die sehr gute Vorbereitung durch Christian Herden vom ABC - Zug des Kreises GT mit dem der ABC-Zug des Kreises PB bereits mehrere Ausbildungseinheiten absolviert hat. "So kennen wir den Christian - gut vorbereitet und fachlich kompetent!" so Strunz.

Bericht: FW M. Strunz


Westfälisches Volksblatt

Borgholzhausen/Kreis Gütersloh (WB). Ein Chemieunfall, bei dem 50 Menschen durch eine unbekannte hautverätzende Säure verletzt werden, eine Giftgaswolke, die sich in Richtung Borgholzhausen ausbreitet: Ein solches Großschadensszenario haben mehr als 550 Einsatzkräfte aus dem Kreis Gütersloh und darüber hinaus am Samstag mit Bravour bewältigt.

 Die Katastrophenschutzübung, die in einer ähnlichen Größenordnung zuletzt vor sechs Jahren auf der A33 durchgeführt wurde, ist im Gegensatz zu Alarmierungsübungen zwar vorher angekündigt. Doch der Ablauf und vor allem die Koordination der vielen Beteiligten ist kompliziert genug, um eine echte Herausforderung zu sein. Die Nagel Group hat dem Kreis Gütersloh das weitläufige Außengelände des Logistikzentrums in Borgholzhausen zur Verfügung gestellt. Bei Kraftverkehr Nagel werden Gefahrguttransporte zwar weder gelagert noch transportiert. Dennoch soll auf dem idealen Gelände die Abwehr einer Gefahrstofflage simuliert werden.
Fotos: Westfälisches Volksblatt / FW
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Die ABC-Einheit des Kreises Gütersloh gilt im Regierungsbezirk als besonders gut ausgebildet und ausgestattet. Doch einen Dekontaminationsplatz (Entseuchung) zur Behandlung von bis zu 50 Verletzten aufzubauen und in Kombination mit vielen weiteren Einsatzkräften zu betreiben, das kann jetzt erstmals unter realen Bedingungen geübt werden.

Punkt 10 Uhr kündet eine große Rauchbombe von dem Start der Übung. Feuerwehrleute aus Borgholzhausen sind die ersten, die vor Ort sind. Sie sehen die vielen Verletzten, die mit (sehr realistisch geschminkten) Hautverletzungen rund um den Lkw zu finden sind. Der erste Trupp löst den MANV-Alarm (Massenanfall von Verletzten) aus und fordert die ABC-Einheit des Kreises an. Unterstützung fordert die Einsatzleitung außerdem bei ABC-Erkundern aus ganz OWL sowie der Analytischen Task Force der Berufsfeuerwehr Dortmund an. Diese spezialisierte Truppe, die es nur an sieben Standorten in Deutschland gibt, soll eine knifflige Aufgabe lösen: Einen unbekannten Schadstoff so genau analysieren, dass die Ärzte wissen, wie sie zu behandeln haben.

Um die Übung zeitlich im Rahmen zu halten, sind die Spezialisten und Sanitätstrupps im Bereit- stellungsraum bei der TWO in Halle konzentriert worden, von wo sie nach und nach angefordert werden.
Die Gäste, die aus betroffenen Behörden sowie den verschiedenen Hilfsdiensten kommen, beobachten, wie die Feuerwehrleute die Opfer retten, die mit der reizenden und ätzenden Flüssigkeit in Berührung gekommen sind. Je nach Gewichtsklasse des »Opfers« ist das im Vollanzug und unter Atemschutz eine knüppelharte Arbeit. Es ist warm an diesem Tag und es wird viel geschwitzt. Ein Feuerwehrmann kippt um und wird wegen Kreislaufproblemen behandelt.

Der Messzug des Kreises Gütersloh nimmt Schadstoffmessungen an der Einsatzstelle vor. Ihm folgen Messtrupps zur Fernerkundung, die eine Probe der aus einem Fass laufenden Chemikalie nehmen. Der ganze Ablauf findet höchstes Lob beim Schiedsrichter. Aus Sicherheitsgründen kommt erst bei der Übergabe an die Analysespezialisten aus Dortmund eine tatsächlich giftige Chemikalie zum Einsatz. Die haben ihr Labor mitgebracht und nach zwei Durchläufen die Chemikalie richtig analysiert: Es handelt sich um Tri- ethylphosphit, das zur Herstellung von Insektiziden dient. »Das war durchaus kniffelig«, sagt Oliver Nestler, Einsatzleiter der Dortmunder Taskforce. Für seine Truppe ist es wichtig, bei den seltenen Großübungen die Abläufe mit vielen Beteiligten zu trainieren.

Schwerpunkt der Übung ist der Dekontaminationsplatz, der gut eine Stunde nach dem ersten Notruf aufgebaut ist. Die Herausforderung ist es, eine qualifizierte Entseuchung von bis zu 50 Verletzten durchzuführen und diese an einen Behandlungsplatz zur weiteren medizinischen Versorgung zu übergeben. »Es kommt darauf an, dass verseuchtes Material nicht verschleppt wird. Das wäre fatal, wenn es zum Beispiel im Krankenhaus landen würde«, erläutert Dieter Barzik, Leiter der ABC-Einheit im Kreis. Erstmals dabei ist der neue Einsatz-Container, der erst 2011 vom Land NRW beim Löschzug Brockhagen stationiert wurde. Im Kreis ist es so aufgeteilt, dass die Spezialisten der ABC-Einheit von den Feuerwehren des Altkreises Halle gestellt werden.
Das Reinigen der Verletzten im Container erfolgt mit Vollschutzanzügen, auch das Abtrocknen. Anschließend werden die Verletzten, die überwiegend von Mitgliedern von Jugendfeuerwehren dargestellt werden, zur Versorgung auf die Behandlungszelte verteilt. Hier kommen die Einsatzkräfte von DRK, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter Samariter Bund und Technischem Hilfswerk zum Einsatz. Mit mehr als einem Dutzend Rettungs- und Krankentransportwagen wird simuliert, wie die Verletzten in Hospitäler verlegt werden. Neben der Polizei ist auch die Personenauskunftsstelle des DRK beteiligt, die persönliche Informationen über die Verletzten erfasst.
Kreisbrandmeister Rolf Volkmann ist zufrieden. »Es ist alles in allem gut gelaufen«, sagt er. Der für den Katastrophenschutz zuständige Fachbereichsleiter beim Kreis, Thomas Kuhlbusch, hat einen ruhigen und geordneten Ablauf wahrgenommen. »Wir müssen für solche Schadenslagen gut vorbereitet sein. Und das bedeutet: üben, üben, üben«, sagt Kuhlbusch und ergänzt: »Meine Anerkennung und mein großer Respekt für alle, die hier richtig geschwitzt haben.«