26. April. Salzkotten.

Viermal hat's gefunkt. Löschzug Salzkotten freut sich über Frauenquartett in seinen Reihen.{gallery}news/2014/140426sz{/gallery}


Salzkotten(WV). Wer bei Sabrina Keuper zum Filmabend eingeladen ist, muss jederzeit damit rechnen, allein im Fernsehsessel zurückzubleiben. Die 24-Jährige ist Feuerwehrfrau durch und durch. Wenn's brennt, lässt sie alles stehen und liegen. Doch nicht nur bei der Unterbrandmeisterin ist der Funke längst übergesprungen.

Erstmals in seiner Geschichte begrüßt der Löschzug Salzkotten der Freiwilligen Feuerwehr vier Frauen in seinen Reihen. Während Sabrina Keuper seit 2007 in der aktiven Wehr ihren Dienst versieht, stoßen jetzt die beiden 18-jährigen Feuerwehrfrauen Anna-Marie Nolte und Karola Schade aus der eigenen Jugendwehr hinzu. Das Quartett komplett macht die Quereinsteigerin Andrea Weilandt (25). Löschzugführer Hans-Josef Kammerer freut sich über die Frauenpower: »Wir sind dringend auf Einsatzkräfte angewiesen, die uns auch tagsüber zur Verfügung stehen. Im Bereich der weiblichen Mitglieder schlummert da sicher noch Potenzial.« Salzkottens Stadtbrandinspektor Alfons Bunte ist gleicher Meinung. »Wir versuchen seit Jahren, weibliche Mitglieder zu gewinnen. Denn wir können künftig nicht nur auf Männer bauen«, weiß Bunte, dass auch Frauen in der Wehr ihren Mann stehen können.

Denn es gibt in der Feuerwehr nichts, was Frauen nicht können. »Probleme kann es mal geben, wenn schwere Schläuche aus hoher Position abgeladen werden müssen«, sagt Sabrina Keuper, »da fehlt manchmal die Kraft. Aber dafür sind wir ja ein Team und helfen uns gegenseitig.« Teamgeist und Kameradschaft sind allen vier Frauen wichtig. »Der Eindruck, die Feuerwehr sei eine geschlossene, verschworene Gemeinschaft stimmt nicht. Es ist leicht, in diese Gemeinschaft hineinzufinden. Niemand wird ausgeschlossen«, ist Andrea Weilandts Erfahrung.

Für die 25-jährige Verfahrenstechnikerin, die derzeit ihr Abitur nachmacht, steht zudem der Wunsch zu helfen im Mittelpunkt. Anna-Marie Nolte, Azubi zur Optikerin, und Karola Schade, Azubi zur Zahnarzthelferin, sind beide familiär vorbelastet. »Ich bin da so reingewachsen. Meine Brüder und meine beste Freundin sind auch in der Feuerwehr«, erzählt Nolte. In der Wehr könne sie viele Dinge lernen, die auch im Alltag nützlich seien. Hinzukomme die Ausbildung in Erster Hilfe und »man lernt, sich selbst zu organisieren«, meint Karola Schade, deren Vater ebenfalls Wehrmann ist. Auch bei Sabrina Keuper hat's schon in der Kindheit gefunkt, als ihr Vater sie vom Kindergarten abholte, es unterwegs brannte und er zum Einsatz musste. Seitdem ist sie Feuer und Flamme und avanciert inzwischen zur Gruppenführerin.

»Die Aufgaben in der Feuerwehr sind supervielfältig«, wirbt sie für ihr Ehrenamt, »es gibt viel Technik, viel Handwerk und die Möglichkeit, Führungsaufgaben zu übernehmen.« Ein- und Austritt seien freiwillig, alles dazwischen sei Pflicht, erinnert die Unterbrandmeisterin, die Chemie-Ingenieurswesen studiert, auch an die mit der Mitgliedschaft verbundene Verantwortung. »Wenn der Melder anschlägt, muss ich los, egal ob ich gerade Essen koche, unter der Dusche stehe, oder Freunde zu Besuch sind«, sagt sie. Vor gefährlichen Einsätzen oder schrecklichen Bildern bei Unfällen fürchten sich die Frauen nicht. »Niemand wird allein gelassen, jeder entscheidet selbst, wie weit er vorne mit dabei sein will«, versichert Löschzugführer Kammerer. Aufgaben gebe es viele während eines Einsatzes, nicht jeder müsse an vorderster Stelle zupacken. »Man wird auch nicht schief angeguckt, wenn man zunächst zurückbleibt«, weiß Karola Schade.

Mit seiner Frauschaft ist Kammer zufrieden. So mancher Kamerad habe zwar anfangs gestutzt, wenn Kommandos mit zarter Frauenstimme statt im kräftigen Männerbruston »gebrüllt« wurden. Doch seien die Frauen im Team voll akzeptiert. Und mit »blöden« Sprüchen können die Herren die Damen auch nicht schocken. »Dann gibt's halt 'nen Spruch zurück«, ist Andrea Weilandt nicht zimperlich. Die Vier können sich weitere Kameradinnen im Löschzug vorstellen. Doch überreden könne man niemanden. »Einfach mal hingehen, mitmachen und Spaß haben«, ist ihre Empfehlung.

Westfälisches Volksblatt Von Marion Neesen und Jörn Hannemann (Fotos)

Foto: Voll im Einsatz: Sabrina Keuper (oben links), Anna-Marie Nolte (oben rechts), Andrea Weilandt (unten links) und Karola Schade sind das erste Quartett im Löschzug Salzkotten der Freiwilligen Feuerwehr. Ganz besonders schätzen sie Kameradschaft und Teamgeist, denn hier »verlässt sich einer auf den anderen«, sagen die jungen Frauen.