Delbrücker ringen um Rettungsdienst. Bericht mit Expertenmeinung der NW. Bürgermeister will den Status quo erhalten und pocht auf ehrenamtliche Ergänzung.
Delbrück. Wie gut oder sicher sind die Delbrücker in Notfällen medizinisch versorgt? "Sehr gut", sagt Olaf Kiefer, Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort. Berufsfeuerwehrmann Henry Koll sagt, "mich stimmt es traurig, dass den Bürgern unberechtigt Angst gemacht wird". Bürgermeister Werner Peitz will dagegen weiter dafür kämpfen, "den derzeitigen Status quo im Rettungsdienst zu erhalten".
Was ist heute der Stand? Die Delbrücker werden zur Zeit sozusagen von einem doppelten Rund-um-die-Uhr-Rettungsdienst versorgt. Der erste Rettungswagen (RTW) wird 24 Stunden im Auftag des Kreises Paderborn vom Deutschen Roten Kreuz besetzt. Den zweiten RTW - für Spitzenzeiten - hält die Arbeitsgemeinschaft aus DRK und Feuerwehr bereit; ehrenamtlich in Form einer Rufbereitschaft. Diese Einsätze werden weitgehend von Notarzt Dr. Johannes Fahl (Westenholz) begleitet. Daneben werden Notfälle in einigen Delbrücker Dörfern von RTW aus Hövelhof und Salzkotten schneller angefahren.
Was soll sich mit der Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans ändern? In Delbrück-Mitte will der Kreis Paderborn als Träger des Rettungsdienstes zukünftig einen RTW rund um die Uhr und einen zweiten von 8-20 Uhr vorhalten. Damit würde dieser zu den genannten Zeiten unabhängig von ehrenamtlichen Einsatzmöglichkeiten.
"Ich kann nicht verstehen, dass der Kreis Paderborn fachlich hervorragend ausgebildete und dazu auch noch ehrenamtliche Rettungskräfte der Feuerwehr und den Rettungswagen der Delbrücker Feuerwehr außer Dienst stellen will" argumentiert Bürgermeister Peitz - und weiter: "Genau so wenig kann ich verstehen, dass das etablierte und sehr gut funktionierende 24-Stunden-Notarztsystem in Westenholz einfach so zerschlagen werden soll." Ausgelöst habe diese Misere das Gutachten des Kreises, indem der Notarztstandort Westenholz von vorne herein keine Berücksichtigung fand. Delbrück hat längst signalisiert, dass die Stadt den Rettungsdienst mit eigenen Mitteln unterstützen will. Der Kreis Paderborn lehnte mit Verweis auf eine Zwei-Klassen-Medizin ab (die NW berichtete).
"Das System heute ist sehr gut", bestätigt der DRK-Vorsitzende Kiefer, "und es wäre schön, wenn auch der zweite Rettungswagen rund um die Uhr zur Verfügung stünde." Das würde aus seiner Sicht auch das Ehrenamt stärken. "Für den Status quo gab es ein eindeutiges Votum der Bürger", erinnert Kiefer an die Unterschriftensammlung im Winter. Ob das neu angestrebte Modell für die Versorgung der Bürger wirklich ausreicht, können aus Kiefers Sicht letztlich nur Experten beurteilen.
Zu den Experten zählt sich Henry Koll. Der Delbrücker ist Zugführer beim DRK, Lehrrettungsassistent, fährt seit über 20 Jahren im Delbrücker Rettungsdienst und arbeitet als Oberbrandmeister bei der BF in Hamm. Koll verweist auf ein neues Gesetz, das die Ausbildung von Notfallsanitäter regelt. Diese würden zukünftig als neue Ebene zwischen Rettungssanitätern und Notärzten installiert, weil in vielen Gebieten längst nicht mehr genügend Ärzte zur Verfügung stünden. Koll hat darüber auch mit Bürgermeister Peitz gesprochen und sich gegen ein "Kirchturmdenken", wie er sagt, ausgesprochen.
Bericht: Neue Westfälische VON KARL FINKE
Westfälisches Volksblatt
Der Bevölkerung in Delbrück droht eine Verschlechterung im Rettungsdienst, sollte der neue Rettungsdienstbedarfsplan vom Kreistag im jetzt vorliegenden Entwurf beschlossen werden. Darauf hat am Freitag Bürgermeister Werner Peitz erneut nachdrücklich hingewiesen. Peitz: »Rettungsdienst wird schlechter«
Delbrück: Bürgermeister widerspricht DRK-Einschätzung zur geplanten Neuorganisation des Notarztsystems und RTW-Standorte{gallery}news/2014/140726d1{/gallery}
Delbrück(WV/pic). Der Bevölkerung in Delbrück droht eine Verschlechterung im Rettungsdienst, sollte der neue Rettungsdienstbedarfsplan vom Kreistag im jetzt vorliegenden Entwurf beschlossen werden. Darauf hat am Freitag Bürgermeister Werner Peitz erneut nachdrücklich hingewiesen.
In Delbrück soll nach diesem Plan der zweite Rettungswagen (RTW) nicht mehr rund um die Uhr stationiert sein. Das Notarztsystem soll von jetzt 24 auf nur noch zwölf Stunden reduziert werden – und das auch nur montags bis freitags.
Bürgermeister Werner Peitz reagierte am Freitag auf Erklärungen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das für Delbrück auch mit dem neuen Rettungsdienstbedarfsplan eine gute Versorgung sieht. Diese Einschätzung mag Bürgermeister Wilhelm Peitz überhaupt nicht teilen. Er spricht von einer »tatsächlichen Verschlechterung der rettungsdienstlichen Versorgung«. Delbrück werde die Pläne des Landrats rechtlich überprüfen lassen. Zusammen mit dem Stadtrat kämpft Peitz seit eineinhalb Jahren für den Erhalt der jetzigen Situation mit einem RTW und einem Notarzt-Standort rund um die Uhr.
Der Bürgermeister widerspricht der Einschätzung des DRK, dass die Delbrücker auch nach der Neuorganisation sehr sicher leben könnten. Peitz: »Die heutige rettungsdienstliche Versorgung garantiert uns einen zweiten Rund-um-die-Uhr-Rettungswagen sowie eine 24-stündige notärztliche Versorgung.« Zu verdanken sei das dem »professionellen, engagierten und insbesondere ehrenamtlichen Einsatz der Delbrücker Feuerwehr, die in Abstimmung und auf vertraglicher Grundlage mit dem Kreis Paderborn seit 2006 sehr erfolgreich im Rettungsdienst tätig ist, sowie dem engagierten und kompetenten Einsatz von Notarzt Johannes Fahl, der seit 2008 ebenfalls auf Grundlage eines Vertrages mit dem Kreis Paderborn, der täglich mindestens zwölf Stunden vorsieht und tatsächlich sogar 24 Stunden die notärztliche Versorgung in Delbrück sicherstellt.«
Peitz kann nicht verstehen, dass der Kreis Paderborn fachlich hervorragend ausgebildete und dazu auch noch ehrenamtliche Rettungskräfte der Feuerwehr und den Rettungswagen der Delbrücker Feuerwehr außer Dienst stellen wolle. »Warum?«, fragt Peitz.
Genauso wenig sei zu verstehen, dass das etablierte und sehr gut funktionierende 24-Stunden-Notarztsystem in Westenholz einfach so zerschlagen und in Delbrück-Mitte nur ein Zwölf- Stunden-Notarztsystem und das auch nur montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr neu etabliert werde.
Ausgelöst habe letztlich diese Misere das Gutachten des Kreises Paderborn, in dem der Notarztstandort Westenholz keine Berücksichtigung mehr finde und die tatsächlich gefahrenen Einsätze von Notarzt Johannes Fahl auf andere Notarztstandorte verteilt würden.
Die Stadt Delbrück sei sogar bereit, den Fortbestand des aktuellen Rettungsdienstes mit eigenen Mitteln, Gründung eines Fördervereins sowie Spenden zu unterstützen. Aber selbst das habe der Kreis Paderborn abgelehnt, genauso, wie die vom Rat der Stadt beantragte Trägerschaft einer Rettungswache.
Bürgermeister Werner Peitz fürchtet, dass die Delbrücker Aussichten nicht besonders gut seien, einen 24-Stunden-Notarzt zu behalten. Peitz: »Auch auf die Übernahme der Trägerschaft der Rettungswache haben wir keinen rechtlichen Anspruch. Es wäre aber grundsätzlich möglich, wenn die Voraussetzungen geschaffen werden.« Erste Voraussetzung sei aber, dass der Kreis Paderborn dies auch wolle.
Westfälisches Volksblatt