Hilfe im Notfall - Retter aus Altenbeken feiern Jubiläum. Bundesweit eine der ersten First Responder Einheiten.{gallery}news/2014/140929a1{/gallery}
20 Jahre im Wettlauf mit der Zeit: Bei medizinischen Notfällen leisten die First Responder der Feuerwehr Altenbeken seit zwei Jahrzehnten schnelle, fachgerechte Hilfe. In diesem Jahr feiern die ehrenamtlichen Retter ihr Jubiläum.
In vielen Notfallsituationen ist der Faktor „Zeit“ für die Überlebenschance des Patienten entscheidend. Bei Unfällen oder Erkrankungen kann eine schnelle und qualifizierte Erstversorgung überlebenswichtig sein. So sinkt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand die Überlebenschance eines Patienten mit jeder verstreichenden Minute um 10 Prozent.
Zwar verfügt Deutschland - mit einem flächendeckenden Netz von Rettungswachen und Notarztstandorten - über eines der effektivsten Rettungsdienstsysteme der Welt. Dennoch kann auch dieses System an seine Grenzen stoßen. Die Einsatzkräfte können bei zeitgleichen Paralleleinsätzen nicht an jedem Ort gleichzeitig sein.
Unter Leitung des damaligen Leiters der ehrenamtlichen Rettungsdienstgruppe des Löschzuges Buke Martin Meilwes wurde im Mai 1994 der First Responder Dienst ins Leben gerufen. Die Brandschützer des Löschzuges Buke der Feuerwehr Altenbeken waren einer der ersten Feuerwehren bundesweit, die das aus den USA stammende Konzept umgesetzt haben. Ziel ist es, die Zeit zwischen Eintreten eines Notfalls und der qualifizierten rettungsdienstlichen Versorgung wirkungsvoll zu verkürzen.
Die First Responder werden immer dann alarmiert, wenn der Rettungswagen Buke bereits durch einen Einsatz gebunden ist und ein weiterer medizinischer Notfall in der Gemeinde Altenbeken der Rettungsdienstleitstelle gemeldet wird. Die rettungsdienstlich ausgebildeten Fachkräfte der Feuerwehr überbrücken dann lebensrettend die Zeit bis zum Eintreffen des parallel alarmierten Rettungswagens aus Bad Driburg, Bad Lippspringe oder Paderborn oder des Notarzteinsatzfahrzeuges.
Denn „je schneller qualifizierte Maßnahmen durchgeführt werden, desto größer sind die Heilungschancen des Patienten“, erklärt Initiator Martin Meilwes.
Anfangs sind die Einsatzkräfte sogar mit ihrem privaten PKW zu Einsätzen gefahren. Im Jahr 1995 konnten die Brandschützer einen als Einsatzleiwagen ausgebauten VW Bulli in Betrieb nehmen, der zusätzlich mit einer umfassenden notfallmedizinischen Ausrüstung ausgestattet worden war. Bis heute rücken die First Responder vom Gerätehaus in Buke aus. „Somit garantieren wir schnelle Eintreffzeiten in allen drei Ortsteilen“, so Gordon Meyer, heutiger Leiter der Einheit. Beachtlich ist sicherlich auch, dass die die Buker Retter schon sehr frühzeitig einen Defibrillator zur Elektroschockbehandlung im Rahmen der Wiederbelebung, einen Pulsoxymeter, zur Feststellung des Sauerstoffgehalts im Blut und ähnliche Gerätschaften einsetzten, die heute zur Regelausstattung im Rettungsdienst gehören, damals aber eine absolute Rarität in der Notfallversorgung darstellten.
Die First Responder der Eggewehr wurden in den vergangenen Jahren zu mehr als 550 Einsätzen alarmiert. „Nicht nur bei schweren Verkehrsunfällen auf der Bundesstraße 64, sondern auch bei vielen anderen Notfällen wie beispielsweise kindlichen Notfällen, Schlaganfällen oder Herzinfarkten ging es oft um Leben und Tod“, erinnert sich Meilwes.
Durch jährliche Notfalltrainings und Schulungen in speziellen Rettungstechniken, konnten die Responder auch die Qualität der Ersten Hilfe innerhalb der Feuerwehr insgesamt enorm verbessern. „Die Rettung aus einer Hand wurde so ermöglicht“, gibt Kreisbrandmeister Elmar Keuter, der auch von Anfang an bei diesem Dienst in seiner Heimatgemeinde mitgewirkt hat, zu verstehen.
Alle First Responder sind auch auf der Rettungswache in Buke bzw. im Rettungsdienst im Kreis Paderborn aktiv eingebunden. Im Laufe der Jahre wurde das First Responder System kontinuierlich weiterentwickelt. So wurde die Ausrüstung stets modernen Anforderungen angepasst. Aktuell schaffte der Förderverein des Löschzugs Buke einen moderner Defibrillator mit erweiterter EKG-Funktion an. Dies ermöglicht eine noch genauere Diagnostik. Zusätzlich befindet sich auf allen Löschfahrzeugen eine umfassende notfallmedizinische Grundausstattung.
Derzeit stehen in Altenbeken, Buke und Schwaney 29 Rettungskräfte, rund um die Uhr, zur Verfügung. Unterstützt werden sie durch einen Feuerwehrarzt mit Notarztqualifikation.
Das Respondersystem versteht sich nicht als Konkurrenz zum Regelrettungsdienst. Die Retter schließen die Lücke der behandlungsfreien Zeit und sind somit ein Schrittmacher in der Rettungskette.
Zudem ist die First Responder Einheit der Feuerwehr Altenbeken konkret eingebunden in das Konzept zur Versorgung eines Massenanfalls von Verletzten oder Erkrankten des Kreises Paderborn.
Wie wichtig das System ist, hat sich erneut vor wenigen Wochen gezeigt. Bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem Wohnmobil und mehreren Verletzten übernahmen die First Responder die zusätzliche medizinische Versorgung.
„Aus einer vor zwei Jahrzehnten geborenen Idee ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung in der Gemeinde Altenbeken geworden“, resümiert stolz Wehrleiter Josef Lütkemeyer.
Weitere Informationen unter www.feuerwehr-altenbeken.de
Bericht: Feuerwehr Altenbeken, Niklas Schäfers.