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Bad Lippspringe | Der Lärmschutz macht's teuer

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Jahrelange Suche nach Standort für neues Feuerwehrgerätehaus fokussiert sich auf die MW
Bad Lippspringe(WV). Mit hohen Erwartungen gehen die Aktiven der Bad Lippspringer Feuerwehr in die Jahreshauptversammlung am Freitag, 23. Januar. Nach etlichen Jahren der ergebnislosen Diskussion über das neue Feuerwehrgerätehaus werden Perspektiven erwartet. Favorit ist nach wie vor ein Standort auf dem 38  000 Quadratmeter großen Areal der Mechanischen Weberei.

Von BernhardLiedmann


Dies war auch das klare Ergebnis eines 2011 erstellten Gutachtens, dass allerdings nie öffentlich bekannt gemacht wurde. 3,5 Millionen Euro sind derzeit im Gespräch für den Ankauf des gesamten Weberei-Geländes, gebraucht werden für einen neuen Feuerwehrstandort allerdings nur etwa 6000 Quadratmeter mit 60 Pkw-Stellplätzen und Übungs- sowie Lagerungsflächen.

Mehrfach hatte sich auch die Politik fraktionsübergreifend klar zur Dringlichkeit eines neuen Gerätehauses bekannt. Baulich und auch vom Standort ist das derzeitige Haus am Schulzentrum nicht haltbar: Mit Mehrkosten müssen beispielsweise Fahrzeuge tiefer gelegt werden, um überhaupt in die Halle zu passen, es fehlen Unterbringungsräume und zum Einsteigen in einige Einsatzfahrzeuge müssen diese erst vor die Halle gefahren werden.

Das sind nur einige Schwachpunkte. Schlimmstes Szenario für die Wehr: Bei einer Alarmierung treffen die Feuerwehrleute mit ihren Privat-Pkw auf den Verkehr am Schulzentrum. Auch deshalb schied für die Gutachter ein Festhalten an diesem Standort aus. Für sie ein »Sicherheitsrisiko«. Auch ein Abriss von drei Nachbar-Häusern würde die Platzprobleme nicht lösen.

Auf diesem umfangreichen Gutachten von angehenden Ingenieuren der Fachhochschule Detmold ruht auch die Hoffnung der Feuerwehr. 17 mögliche Standorte in der Stadt wurden damals unter brandschutztechnischen und finanziellen Aspekten in einer »Nutzwertanalyse« unter die Lupe genommen. K.O.-Kriterien wie eine zu geringe Erreichbarkeit von Objekten in der Stadt mit einem entsprechenden Zeitlimit oder die Grundstücksgröße ließen fast alle Standorte, darunter den Sandweg, schnell ausscheiden. In engerer Wahl blieben nur die Mechanische Weberei, das Areal hinter der Shell-Tankstelle an der Detmolder Straße und eine Fläche auf dem Gelände der Auguste-Viktoria-Klinik. »Sieger« war für die Gutachter klar die Mechanische Weberei: »Bei optimaler Größe, Kostenüberlegenheit und einem guten Erreichungsgrad innerhalb der Hilfsfristen ist kein anderer Standortkandidat in der Lage, den ersten Platz zu übernehmen«, war ihr Fazit.

95 Prozent der Einsätze der Wehr in der Stadt seien von hier aus mit der erforderlichen Funktionsstärke und in der gebotenen Acht-Minuten-Frist (mit privater Anfahrt der alarmierten Kräfte) zu erreichen. In vier Minuten, so das Gutachten, sei fast die komplette Fläche der Stadt zu erreichen. Eine gute Verkehrsanbindung an den Kreisverkehr und die Erschließung des Grundstücks seien hier ebenfalls vorhanden, so die Gutachter. Ausreichend sei der Kauf eines Flurstücks der Weberei mit 20   000 Quadratmetern für eine Million Euro.

Die gute Erreichbarkeit gelte zwar auch für das Grundstück an der Detmolder Straße, doch stünden dem nicht nur hohe Grunderwerbskosten entgegen. Die Gutachter gehen von einem Quadratmeterpreis von 125 Euro für die mehr als 16   000 Quadratmeter aus und damit von etwa zwei Millionen Euro. Erforderlich sei hier jedoch im Gegensatz zum Gelände der Mechanischen Weberei eine 280 Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand, die wiederum etwa 1,3 Millionen Euro kostet.

Eine Lärmschutzwand sehen die Gutachter auch bei einem Standort an der Auguste im Südosten der Stadt als erforderlich an. Sie wäre 330 Meter lang und etwa fünf Meter hoch. Sie allein würde zwei Millionen Euro kosten. Zusätzlich müssten Zufahrtswege geschaffen werden. Beim Kriterium der Erreichbarkeit der Einsatzziele bekommt dieser Standort am Rand der Stadt auch nur das Urteil »befriedigend«.

Obwohl das Areal der Auguste-Viktoria-Klinik der Stadt gehört, ist für die Gutachter bei der Kostenermittlung das Webereigelände am günstigsten. Für ein Flurstück über 20   000 Quadratmeter veranschlagten sie mit Nebenkosten 1,2 Millionen Euro für den Grunderwerb. Die 17   000 Quadratmeter hinter der Tankstelle würden mit Wall und Nebenkosten 3,5 Millionen Euro kosten und das Areal bei der Auguste etwa zwei Millionen Euro. Diese Summe verschlingt aber fast ausschließlich die Lärmschutzwand.

Die Suche nach weiteren Standort-Alternativen im Stadtgebiet von Bad Lippspringe ist in den vergangenen Jahren ohne konkretes Ergebnis geblieben. Noch im vergangenen Jahr hatte Bürgermeister Andreas Bee in der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr angeführt, dass nach 15 Gesprächsrunden mit der Volksbank Schlangen als Eigentümerin des MW-Geländes die Abrisskosten und mögliche Altlasten ein Problem seien.

Quelle : Westfalen Blatt 21.01.2015