Sturmtief Niklas hat Polizei und Feuerwehr am Dienstag in Atem gehalten. Seit 5 Uhr fegte er über das Paderborner Land hinweg. Es gab eine leicht Verletzte – und »Niklas« sollte noch die ganze Nacht toben. Die Zahl der Notrufe, die im Laufe des Tages bei Polizei und Feuerwehr eingingen, lag am Dienstagabend im dreistelligen Bereich.{gallery}news/2015/150401kr1{/gallery}
Kreis Paderborn(WV/jhan/al). Der Schaden, den »Niklas« im Kreis Paderborn, angerichtet hat, ist noch nicht beziffert. Er dürfte immens sein. In Verne stürzte morgens an der Marienstraße ein großer Baum auf ein Heiligenhäuschen und begrub ein geparktes Auto unter sich. An der kleinen Kapelle und am Auto entstanden Totalschäden.
Weitere Autos wurden durch entwurzelte Bäume am Von-Vincke-Weg in Paderborn demoliert. Dachpfannen flogen auf Autos in Paderborn und Bad Lippspringe. An der Konrad-Martin-Straße in Paderborn löste sich der Außenputz eines Wohnhauses. Mehrere Quadratmeter stürzten auf einen Toyota iQ. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Autodach zertrümmert. Der Wagen hat nur noch Schrottwert. Weitere Fahrzeuge konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. »Es war ein großes Glück, dass sich zu diesem Zeitpunkt niemand dort aufgehalten hat«, betonte die Polizei.
In Niederntudorf musste die Feuerwehr ein umherfliegendes Trampolin einfangen. Bauzäune und Absperrungen hielten den Böen vielerorts nicht stand. Planen und andere Gegenstände wehten durch die Luft, Verkehrszeichen wurden abgerissen. Bei Delbrück-Hagen knickten Telefonmasten um und die Leitung riss. An der Kaiser-Heinrich-Straße in Schloß Neuhaus kippte ein Baum auf ein leer stehendes Gebäude.
Gegen 13.45 Uhr fuhr eine 22-jährige Polofahrerin auf der Kaunitzer Straße bei Delbrück von Lippling in Richtung Kaunitz. Als ihr Wagen von einer Windböe erfasst wurde, verlor sie die Kontrolle und kam von der Straße ab. Der Kleinwagen überschlug sich im Graben und blieb mit Totalschaden liegen. Die Fahrerin konnte sich selbst aus ihrem Auto befreien. Der Rettungsdienst brachte sie ins Krankenhaus.
Rettung in letzter Sekunde bedeutete der Einsatz der Delbrücker Feuerwehr gegen 14 Uhr für ein Wohnhaus am Jüdendamm. Unmittelbar im Kreuzungsbereich mit der Straße »Walde« boten mächtige Tannen dem Wind große Angriffsflächen. Die Sturmböen drückten die hohen Bäume gegen einen Carport und brachten diesen in Schrägstellung. Da die Bäume auf ein Wohnhaus zu stürzen drohten, alarmierte der Eigentümer die Feuerwehr. Mit Hilfe der Drehleiter und der Winde des Rüstwagen konnten die Bäume aus dem Carport gezogen und zerlegt werden.
Umgestürzte Bäume haben im Kreis Paderborn auch viele Straßen blockiert. Besonders betroffen war der Haarener Wald. Aus Sicherheitsgründen wurde die L754 zwischen Büren und Haaren komplett gesperrt. Auch die Abzweige nach Böddeken (L818) und Brenken (K16) waren dicht gemacht worden. Betroffen waren auch viele Hauptstraßen – unter anderem die B1 in Richtung Paderborn sowie der Flughafen-Zubringer. Die stark bewaldeten Bollerbornstraße in Altenbeken war ebenfalls betroffen, gleiches gilt für die Straße Am Siep. In der Altenbekener Feldmark versperrten mehrere Bäume die Straße. Zudem wurde eine Überland-Telefonleitung durch umgestürzte Bäume beschädigt.
Gut gerüstet für den stürmischen Arbeitstag war die Bahnhofsmission am Paderborner Hauptbahnhof: Als Leiterin Sabine Bermgmaier am Tag zuvor von den Unwetter-Warnungen erfuhr, hat sie vorsichtshalber alle verfügbaren Helfer mit den blauen Westen alarmiert, um gestrandete Fahrgäste zu betreuen.
Betroffen von den Zugausfällen war auch Studentin Büsra Acar. Die 22-Jährige war auf dem Weg von Brakel nach Düsseldorf, wo sie Mode-Design studiert. Für sie ging es am Vormittag nicht weiter. Auf ihren Anschlusszug wartete sie vergeblich, musste mit gepacktem Koffer in der Bahnhofshalle warten. Letzte Hilfe sind nun ihre Eltern. »Zum Glück kommen sie jetzt per Auto und bringen mich nach Düsseldorf. Hoffentlich kommen wir wenigstens auf der Autobahn einigermaßen durch.«
Bericht: Westfälisches Volksblatt
Fotos: Marc Köppelmann, Einsatzstellen in Paderborn, Delbrück, Kreisgebiet.{gallery}news/2015/150401kr2{/gallery}
Radio Hochstift
Niklas sorgt für Chaos
Das Sturmtief Niklas hat auch das Hochstift ordentlich durchgeschüttelt. Die Böen rasten mit bis zu 120 Stundenkilometer durch unsere Kreise. Polizei und Feuerwehr mussten in den letzten 24 Stunden über 300 Mal ausrücken. Zwei Menschen verletzten sich leicht: Das Auto einer 22-jährigen wurde in Delbrück von einer Windböe erfasst und überschlug sich. Auf einer Bahnstrecke bei Lichtenau-Herbram Wald saßen 14 Menschen acht Stunden in einer Bahn fest. Auf der Ostwestfalenstraße bei Willebadessen-Peckelsheim und auf dem Flughafenzubringer bei Büren wehte der Sturm zwei Lastwagen um. In Salzkotten-Verne begrub ein alter Baum ein Heiligenhäuschen und ein Auto unter sich. Wegen umgekippter Bäume waren und sind einige Straßen im Hochstift gesperrt. Auch Bahnfahrer mussten viel Geduld haben: etliche Züge fielen aus.