Mit Zeit und Mitgefühl.Paderborner Notfallseelsorger suchen neue Mitstreiter.{gallery}news/2015/150905pb{/gallery}
Paderborn(WV). Der plötzliche Tod eines geliebten Menschen lässt die Angehörigen oft ratlos zurück. Wenn die Haustür hinter Sanitätern oder Polizisten ins Schloss fällt, bleibt nichts als große Leere. Dann sind Notfallseelsorger gefragt. »Wir bleiben, wenn andere gehen müssen« – so lautet ihr Leitgedanke.
»Ich bin jetzt seit 15 Jahren dabei und habe natürlich zwischendurch darüber nachgedacht aufzuhören«, erzählt Franz-Josef Otto. »Aber dann kommt wieder ein Einsatz, bei dem man merkt, dass wir wirklich gebraucht werden.«
So wie Otto geht es 18 Ehrenamtlichen der Notfallseelsorge Paderborn. Die 1998 gegründete ökumenische Arbeitsgemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, Polizisten bei der Überbringung von Todesnachrichten zu unterstützen und die Hinterbliebenen direkt nach dem Todesfall zu betreuen.
Wie genau diese Betreuung aussieht, kann ganz unterschiedlich sein, berichtet Stefan Westhoff, der die Initiative gemeinsam mit Pfarrer Peter Scheiwe leitet. »In der Regel sind wir einfach da und hören zu. Ab und zu wird auch gemeinsam gebetet. Und manchmal hilft es schon, eine Tür zuzumachen und so Ruhe zu schaffen.«
»Wir können Zeit und Mitgefühl geben«, sagt Heino von Groote. Mitgefühl, das gerade von einem Außenstehenden viel ausmache: »Manchmal öffnen sich die Leute eher einem Fremden als der eigenen Familie«, weiß Franz-Josef Otto aus Erfahrung. »Ich habe schon stundenlange Gespräche mitten in der Nacht erlebt.«
Die Anforderungen an einen Notfallseelsorger sind hoch. 65 Einsätze gab es im vergangenen Jahr, ständig haben zwei Helfer Bereitschaft, um in höchstens 30 Minuten vor Ort zu sein – das kann schnell zu viel werden. Vor allem, wenn es um Kinder geht, komme man an seine Grenzen, gibt Westhoff zu: »Wenn ein plötzlicher Kindstod geschehen ist und man sieht die Mutter mit ihrem toten Baby in den Armen, ist es schon schwer.«
Doch die Dankbarkeit, die von den Hinterbliebenen kommt, motiviert die Ehrenamtlichen weiterzumachen. »Man erfährt direkt, dass es gut ist, dass wir da waren«, berichtet Hiltrud Droll über die positiven Rückmeldungen. Und auch der Teamgeist halte die Notfallseelsorger zusammen, die Gruppe gebe ihren Mitgliedern den nötigen Rückhalt.
Allerdings sei die Gruppe zuletzt merklich geschrumpft: »Häufig sind es persönliche Schwierigkeiten, neben denen die Notfallseelsorge dann einfach nicht funktionieren kann«, berichtet Peter Dalheimer. »Für diese Aufgabe muss man selbst stabil sein«, betont der dienstälteste Ehrenamtliche der Gruppe.
Neue Mitglieder ab 25 Jahren, die sich die Herausforderung zutrauen, werden gesucht. Konfessionen spielen keine Rolle. Muslimische Helfer werden besonders gebraucht, da die Notfallseelsorge auf Hinterbliebene mit islamischem Glauben besser eingestellt sein möchte. Am Donnerstag, 10. September, findet von 18.30 Uhr an im großen Lehrsaal der Feuerwache Süd in der Breslauer Straße eine Informationsveranstaltung zum nächsten Ausbildungskursus statt.
www.nfs-paderborn.de
Westfälisches Volksblatt von Ronja Hannebohm