»Ein Glücksfall, dass es passte«. Hövelhofer Feuerwehrmann Thomas Wiethoff spendet Stammzellen.{gallery}news/2016/160730hoe{/gallery}
Hövelhof(WV). Ein Feuerwehrmann, der Leben rettet – das klingt erstmal nicht so ungewöhnlich. Thomas Wiethoff aus Hövelhof hat aber keine Menschen aus einem brennenden Haus geholt oder nach einem Unfall geholfen: Der 19-Jährige hat einem an Leukämie erkrankten jungen Mann aus Russland seine Stammzellen gespendet.
Erst vor eineinhalb Jahren hatte sich der Industriemechaniker im Rahmen eines Blutspendetermins, bei dem die Stefan-Morsch-Stiftung auch um neue mögliche Stammzellen- und Knochenmarkspender warb, typisieren lassen. So konnte er mit einem »Pieks« gleich zweimal helfen: als Blutspender und durch seine Registrierung in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung.
Vor etwa acht Wochen bekam er jetzt einen dringenden Anruf: »Dann musste alles ganz schnell gehen, dem jungen Mann in Russland ging es wohl schon sehr schlecht«, schildert Thomas Wiethoff im Gespräch mit dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT.
Dass er so bald nach der Typisierung die Gelegenheit bekommen würde, zu helfen, hat den Hövelhofer sehr überrascht: »Ich habe mich mit dem Thema befasst und weiß, dass es wirklich ein Glücksfall ist, wenn die genetischen Merkmale zweier Menschen so gut übereinstimmen, dass eine Übertragung möglich ist«, sagt er.
Der Ablauf der Stammzellspende – die Voruntersuchung, die Informationsgespräche, die fachliche und persönliche Betreuung durch die Stiftung, die Abnahme an sich und der weitere Weg »seiner« Stammzellen zum Empfänger – das hat den 19-Jährigen sehr interessiert: »Meine Familie und ich, wir haben nicht schlecht gestaunt, wie schnell alles nach dem entscheidenden Anruf abgelaufen ist.« Bei der heutzutage häufigsten Form der Spende, der so genannten peripheren Stammzellentnahme (Apherese), werden die Stammzellen aus dem venösen Blut herausgefiltert. Eine Narkose oder eine Operation sind nicht erforderlich.
Am Ende »war alles kein Ding« – nicht die Wartezeit während der Entnahme und auch nicht die Knochen- und Kopfschmerzen davor. Sie waren ausgelöst worden durch das Medikament, dass sich der Spender vorher spritzen musste, um seine Stammzellproduktion anzuregen. »Ich habe an den gleichaltrigen Krebspatienten in Russland gedacht, dem es sicher wesentlich schlechter geht als mir«, sagt Thomas Wiethoff. Und wenn man ein Menschenleben retten könne, dann seien die kleinen gesundheitlichen Nachwehen, die auch rasch wieder abklingen, leicht zu verschmerzen.
Drei Monate nach der Stammzellenspende hat der Hövelhofer die Möglichkeit, nachzufragen, wie es dem Empfänger inzwischen geht – und wenn der gleichaltrige Russe das auch möchte, ist zwei Jahre nach der Spende auch ein persönlicher Kontakt möglich. »Mich würde sehr interessieren, wie es dem Mann nach der Stammzellentransplatantion ergangen ist, und ich drücke die Daumen, dass er wieder ganz gesund wird«, sagt Thomas Wiethoff, den viele Hövelhofer nicht nur von der örtlichen Feuerwehr, sondern auch als Kicker des SC Espeln kennen. Er hofft nun, dass viele Menschen im Kreis Paderborn seinem Beispiel folgen und sich registiereren lassen.
Hier können Sie sich typisieren lassen
Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzellenspenderdatei in Deutschland und bietet seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Sie vermittelt täglich neue Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei. Die Stiftung wirbt zum Beispiel bei Blutspendeterminen des DRK um neue Stammzellenspender, unter anderem auch am kommenden Mittwoch, 3. August, von 16.30 bis 20.30 Uhr in der Stadthalle Büren, Fürstenberger Straße 1a, oder am Dienstag, 27. September, von 16 bis 20.30 Uhr in der Delbrücker Realschule, Driftweg 6.
Bericht: Westfälisches Volksblatt, von Meike Oblau