Gewitter zerfetzt Windrad. Trümmerteile der Rotorblätter werden mehrere 100 Meter durch die Luft geschleudert.{gallery}news/2016/150523bo{/gallery}
Dörenhagen(WV). Ein Windrad bei Dörenhagen ist gestern bei einem schweren Gewitter mit orkanartigen Böen zerfetzt worden. Flügelteile flogen bis zu 200 Meter in das Feld hinein. Ob ein Blitzeinschlag zu dem Unfall geführt hat, ist noch offen. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Direkt an der B 68 stehen zwei weitere Anlagen des gleichen Typs. Sie wurden nicht beschädigt.
Gegen 19.15 Uhr brach das Unwetter über Paderborn ein. Es gab zuvor eine Unwetterwarnung »rot« der höchsten Stufe. Infolge des Unwetters brachen zwei Flügel der etwa 20 Jahre alten Anlage komplett ab. Mehrere Meter lange Trümmer flogen bis zu 200 Meter in das umliegende Feld. Ein Rotorblattteil blieb mit einem Winkel von etwa 30 Grad im Boden stecken. Die alarmierten Feuerwehren aus Dörenhagen und Kirchborchen eilten zum Einsatzort, um gegebenenfalls weitere Schäden einzudämmen. Die Anlage hatte jedoch kein Feuer gefangen. Ein abgeknickter Flügel hängt noch an der Nabe.
Der Unfall dürfte die Diskussion über die Sicherheit von Windräder neu entfachen. Erst im Januar brach bei Altenbeken ein etwa 100 Tonnen schwerer Generator von einer Prototyp-Anlage ab. Das gestern zerstörte Windrad des inzwischen in Konkurs gegangenen Herstellers Tacke mit einer Höhe von 100 Metern ist etwa 20 Jahre alt und eine Anlage der ersten Generation. Ob ein Blitzeinschlag den Unfall auslöste ist noch offen.
In einer ersten Reaktion zeigte sich der von der Feuerwehr informierte Borchener Bürgermeister Reiner Allerdissen »tief besorgt« über den Unfall. Nach dem ihm und den Feuerwehren vorliegenden Brandschutzgutachten zu solchen Anlagen könne es keinesfalls passieren, dass Flügelteile so weit entfernt von der Anlage auf dem Boden aufschlagen. Mit Besorgnis betrachtet er zudem, dass zwei weitere Anlagen des baugleichen Typs direkt an der B 68 stehen. Es sei nicht auszudenken gewesen, wenn eines dieser Windräder ebenso auseinandergerissen worden wäre. Kritisch müsse laut Allerdissen dann auch hinterfragt werden, ob die Forderungen von Betreibern im Zuge des Repowering auch nach Erhalt der älteren Anlagen so bestehen bleiben können. Gemessen an der Größe der Anlage hätte ein Unglücksfall eines 200 Meter hohen Windrades von den Folgen her noch schlimmer sein können.
Die Klärung der Unfallursache könnte wie seinerzeit in Altenbeken längere Zeit in Anspruch nehmen. Der Unfall dürfte darüber hinaus die Diskussion in Borchen über die aktuelle Genehmigung von 19 Windkraftanlagen in Borchen befeuern. 17 sollen bei Etteln und zwei bei Dörenhagen errichtet werden. Hierzu wird es demnächst eine Bürgeranhörung durch den Kreis Paderborn als Genehmigungsbehörde geben. Mehr als 650 Einwendungen hatten Borchener Bürger gegen die geplanten Anlagen erhoben.
Das heftige Gewitter sorgte gestern Abend noch für weitere Einsätze im Kreis Paderborn. Die Kreisleitstelle in Ahden sprach von rund einem Dutzend Alarmierungen, die meisten wegen umgestürzter Bäume. Zudem war ein Keller vollgelaufen und musste ausgepumpt werden.
Bericht: Westfälisches Volksblatt von Bernhard Liedmann und Per Lütje