Männer, die durchs Feuer gehen. Feuerwehr übt realitätsnah mit neuer Brandsimulationsanlage.{gallery}news/2017/171221ba{/gallery}
Büren-Ahden: In der Kreisfeuerwehrzentrale werden jährlich etwa 60 Feuerwehrfrauen und -männer zu Atemschutzgeräteträgern ausgebildet. Ein 40 Fuß großer Seecontainer aus Stahl dient dabei als Brandsimulationsanlage. Sier ersetzt seit kurzem eine alte mit Holz befeuerte Anlage.
Drei typische Einsatzsituationen können simuliert werden: ein Herdbrand, ein Brand im Schlafzimmer und ein Treppenbrand. Betrieben wird die Anlage mit Gas. Der Kreis Paderborn hat die Anlage vergangenes Jahr für 264.000 Euro erworben. »Die Teilnehmer sollen dadurch möglichst gut auf Einsätze im Feuer und mit ihrem Atemschutzgerät vorbereitet werden«, sagt Rudolf Reiling. Er ist einer von 14 Ausbildern für Atemschutz im Kreis Paderborn.
Die Simulation reicht dabei nah an die Realität heran: Die Decke des Stahlcontainers erreicht Temperaturen von 400 Grad Celsius. Versprühtes Löschwasser nimmt die Wärme auf und verdampft augenblicklich. Aus einem Liter Wasser werden 1700 Liter Wasserdampf. Der Unterschied zum echten Feuer: Die Temperaturen sind noch höher – bis 1000 Grad Celsius und jeder Fehler kann zu Verletzungen führen oder sogar tödlich sein.
In der gesicherten Übungsanlage haben die Feuerwehrmänner jederzeit die Möglichkeit, einen Notausschalter zu drücken. Zusätzlich überwacht ein zweiter Kreisausbilder im Kontrollraum der Brandsimulationsanlage das Geschehen.
In der heutigen Übung arbeitet sich ein Angriffstrupp an den Brandherd heran. Alle Löschversuche verlaufen ohne Erfolg. Die Wärme staut sich immer mehr im Raum. Ein Rauchabzug kann nicht geschaffen werden. Die Temperatur steigt weiter an. Pyrolysegase entstehen. Durch die offene Tür kann weiter Sauerstoff in den Raum nachströmen. Plötzlich kommt es zur gefährlichen Rauchgasdurchzündung, dem »Flash Over«. Der Brand breitet sich schlagartig im ganzen Raum aus.
Der Truppführer erkennt die Gefahr und ordnet den sofortigen Rückzug an. Der Truppmann sichert den Rückzug mit der »Mannschutzbrause« des Hohlstrahlrohres. Diese soll die Feuerwehrmänner vor der direkten Flammeinwirkung schützen.
Die Übung ist beendet, das Ziel erreicht. Die beiden Feuerwehrmänner haben gelernt, zusammen zu arbeiten. In der Gefahr müssen sie eine Einheit bilden, genau aufeinander hören, sich gegenseitig blind vertrauen. »Sie nehmen aber auch mit, dass der Einsatz abgebrochen werden muss, wenn es zu gefährlich wird«, sagt Reiling. »Bei einem echten Einsatz treffen viele Faktoren zusammen – das Feuer, der Rauch, man sieht nichts, die körperliche und psychische Belastung.«
Die Grundausbildung zum Atemschutzgeräteträger umfasst 40 Stunden. Neben der Heiß-Ausbildung in der Brandsimulationsanlage gibt es einen theoretischen Teil. Dabei lernen die Feuerwehrfrauen und –männer unter anderem Einsatzgrundsätze, wie die Atmung funktioniert und das Atmen mit dem Pressluftatmer. Im praktischen Teil testen sie ihre Belastbarkeit in der Atemschutzübungsanlage, einer Art Hindernisparcours.
Nach der Grundausbildung muss jeder Atemschutzgeräteträger jährlich eine Belastungsübung in der Atemschutzübungsanlage ablegen, um seinen Status als Atemschutzgeräteträger zu behalten.
Rund 950 fertig ausgebildete Atemschutzgeräteträger legten in diesem Jahr ihre Belastungsübung in der Kreisfeuerwehrzentrale in Büren-Ahden ab. Mit der neuen Brandsimulationsanlage haben sie zukünftig auch die Möglichkeit sich in der taktischen Heiß-Ausbildung weiterzubilden und darin ihre jährlich vorgeschriebene Einsatzübung zu absolvieren.
Bericht: Westfälisches Volksblatt