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21. Januar. Wuppertal/Paderborn/Harsewinkel.

Feuerwehren sind unerlässlich. Das zeigte sich am Donnerstag wieder, als das Sturmtief »Friederike« über OWL zog. Mit teilweise unkonventionellen Mitteln versuchen Feuerwehren und Kommunen, die Einsatzbereitschaft der Brandbekämpfer zu erhalten und ihre Zahl zu vermehren.{gallery}news/2018/180121a1{/gallery}


Wuppertal/Paderborn/Harsewinkel:  »Für mich, für alle: Ehrenamt in der Freiwilligen Feuerwehr« heißt die Werbekampagne in Nordrhein-Westfalen, die bereits seit zwei Jahren läuft. Mit dem Willen und Geld des Landes wird sie 2018 und 2019 fortgesetzt. »Ziel ist es, neue Menschen für die Feuerwehr zu gewinnen«, betont Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in NRW mit Sitz in Wuppertal.Kinderabteilung, Kurzausbildung, Doppelmitgliedschaft: Feuerwehr kämpft um Nachwuchs
Damit für den Einsatz genügend da sind.

Mit Werbebannern wie diesem in Altenbeken, die Action vermitteln und den Einsatz für die Allgemeinheit herausstellen, werben die Feuerwehren um Nachwuchs. Zwischen 7 und 17 Uhr fehlen hier und da verfügbare Mitglieder. Die Anstrengungen der Feuerwehren lohnen sich offenbar. Die Wehr in Hamminkeln im Kreis Wesel freut sich seit Beginn der Kampagne über rund 30 neue Mitglieder. In Halle-Künsebeck gelang es 2016, einen neuen Löschzug einzurichten. Die Befürchtung, es würden sich zu wenige Freiwillige melden, bestätigte sich nicht.

Werbung für die Feuerwehr.

Immer mehr Kommunen engagierten sich und machten Werbung für die Feuerwehr, hat der Paderborner Kreisbrandmeister Elmar Keuter beobachtet. Neue Stellen würden bevorzugt mit Mitgliedern der Feuerwehr besetzt.
Ein taugliches Mittel, um Interesse an der Arbeit der Brandbekämpfer zu wecken, scheint die Gründung von Kinderfeuerwehren für Sechs- bis Zwölfjährige zu sein. Inzwischen hätten mehr als 60 Feuerwehren in NRW eine Wehr eingerichtet, Anfang des Jahres 2017 seien es nicht mal halb so viele gewesen, berichtet Schöneborn. Die Freiwillige Feuerwehr Beverungen (320 Mitglieder) bildete im vergangenen Februar eine Kinderfeuerwehr, die aus drei Gruppen besteht. »Nach Bekanntwerden waren die 21 Plätze sofort besetzt«, erinnert sich Stefan Nostitz, der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Beverungen. Die Kinder lernen, wie man einen Notruf absetzt und einen Feuerlöscher bedient, sie werden an Fahrzeuge und Geräte herangeführt, machen Ausflüge und treiben Sport. Zwölf Erwachsene betreuen die Kleinen.
»Gerade für viele Kinder ist die Arbeit der Feuerwehr ein Traumberuf, deshalb sollte man genau dort mit der Nachwuchsgewinnung ansetzen«, meint Innenminister Herbert Reul (CDU). Kinder lernten so auch, »wie wichtig Teamgeist, Hilfsbereitschaft und Solidarität im Leben sind«.

Schwarz-Gelb hat die Kinderfeuerwehren mit ihren gut 1000 Mitgliedern 2017 mit 1,8 Millionen Euro unterstützt. Der Landesfeuerwehrverband stellt »Starterpakete« mit Lernspielen, Büchern, DVDs und Bambini-Löschfahrzeugen zur Verfügung.

Herausforderung, die Tagesalarmsicherheit zu gewährleisten

In Einsätze schicken kann man die Kinder und Jugendlichen natürlich nicht. Dazu braucht es gestandene Feuerwehrmänner. »Die große Mehrheit der Feuerwehren hat nicht zu wenige Mitglieder, aber es fehlen tagesverfügbare zwischen 7 und 17 Uhr«, beschreibt Schöneborn das Problem.

In reinen Schlafstädten sei es eine Herausforderung, die Tagesalarmsicherheit zu gewährleisten, weiß Kreisbrandmeister Keuter. Entsprechend müssten mehr Einheiten zusammengezogen werden, um einen Einsatz zu bewerkstelligen. {gallery}news/2018/180121a2{/gallery}

 

Städte wie Bad Lippspringe und Schlangen kooperierten kreisübergreifend. Doppelmitgliedschaften in Feuerwehren halten die Brandmeister für ein taugliches Instrument gegen Personalmangel.
Wer in Herford wohnt, aber in Minden arbeitet, könnte beiden Wehren beitreten und dann in beiden Städten alarmiert werden. Gibt es in einem Ort nur einen oder nur wenige bedeutende Arbeitgeber, könnte auf dem Firmengelände ein Fahrzeug der Feuerwehr positioniert werden, erläutert Schöneborn. Das erleichtere es den dort beschäftigten Brandbekämpfern, zum Einsatzort aufzubrechen. »Eine solche Lösung gibt es in der Gemeinde Kirchlengern bei der Firma Hettich«, betont Schöneborn.
 
Unterstützungsabteilungen

Bei der Feuerwehr werden aber nicht nur Leute gebraucht, die mit dem C-Rohr umgehen können. Andere können sich in den Unterstützungsabteilungen der Wehren einbringen, zum Beispiel, indem ein Mediengestalter die Homepage pflegt, ein Architekt bei anstehenden Baumaßnahmen berät und eine Erzieherin sich um die Jungen und Mädchen in der Kinderfeuerwehr kümmert. Im Mai 2017 ebnete die damals noch rot-grüne Landesregierung den Weg dafür, dass auch Personen ohne Ausbildung und Einsatzdienst Mitglied der Feuerwehr werden können.

In NRW sind 85.000 Personen ehrenamtlich in Feuerwehren engagiert sowie 14.000 hauptberuflich im Einsatz; hinzu kommen die Angehörigen der Kinder- und Jugendfeuerwehr, der Musikzüge, Unterstützungs- und Ehrenabteilung. Zusammen sind das 156.000 Personen.

Kurzausbildungen

Mit einer Kurzausbildung lockt die Feuerwehr im Kreis Lippe Quereinsteiger, die von der herkömmlichen Praxis mit Blockunterricht an 30 Wochenenden, auch mehreren am Stück, abgeschreckt werden. »Das ist dann kein ausgebildeter Feuerwehrmann, aber er kann die erste Handgriffen erledigen«, sagt Kreisbrandmeister Karl-Heinz Brakemeier. Die Männer und Frauen würden außerhalb des Gefahrenbereichs eingesetzt: Dort könnten sie zum Beispiel Rohre setzen und Schläuche zum Verteiler rollen. Beim Dienstabend wird den Neulingen etwa zwei Stunden lang Grundlagenwissen vermittelt, in Geräte- und Gesetzeskunde und Erster Hilfe.

Quelle: Westfälisches Volksblatt von Dietmar Kemper