Auf die Katastrophe gut vorbereitet. 210 Einsatzkräfte bestehen Herausforderungen auf dem Truppenübungsplatz.
Der Truppenübungsplatz Senne hat seine eigenen Gesetze. Das gilt auch für den Katastrophenfall. Das ist am Samstag den Kräften von Feuerwehr, DRK und THW bei einer Großübung deutlich geworden. Hier lauern nicht nur besondere Herausforderungen beim Fahren durch den Sennesand, sondern auch Gefahren durch Blindgänger.
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Paderborn: Die Senne erwacht, als um 6.30 Uhr die ersten Kräfte der Feuerwehr zur Übung alarmiert werden. Im Mittelpunkt steht diesmal kein konkretes Szenario. Stattdessen stehen ganz spezielle einzelne Übungen auf dem Plan, berichtet Ralf Husemann, Leiter des Defence Fire & Rescue Service der britischen Streitkräfte. Gemeinsam mit Peter Kesselmeier, Leiter der Feuerwehr Hövelhof, sind die Übungen auf dem 100 Quadratkilometer großen Areal vorbereitet worden. 210 Einsatzkräfte mit 63 Fahrzeugen sind beteiligt. Feuerwehren aus Augustdorf, Bad Lippspringe, Hövelhof, Paderborn, Schlangen und Ostenland sind ebenso dabei, wie der ABC-Zug und die Kommunikationseinheit des Kreises Paderborn. Eines der wichtigsten Übungsziele sei die Koordinierung der Kommunikation über den Digitalfunk zwischen den verschiedenen Einheiten. Um die Distanzen überwinden zu können, wird in kurzer Zeit ein Sendemast neben der Winninger Mühle errichtet. In der mobilen Einsatzleitstelle laufen dann die Drähte zusammen bis nach Düsseldorf. Kesselmeier ist zufrieden: »Alles klappt!«{gallery}news/2018/180821{/gallery}
Die weiteren praktischen Übungen erfolgen in fünf Abschnitten, die über die Senne verteilt sind. Doch die jeweiligen Einsatzorte müssen die Kräfte erst mal finden. Dafür bekommen sie Kartenmaterial an die Hand.
Zunächst geht es zur Übung »Dekontamination«. Die Aufgabe: Ein Feuerwehrmann im Chemikalienschutzanzug muss, nachdem er mit Gefahrstoffen in Kontakt gekommen ist, aus dem Anzug befreit werden. In nur 20 Minuten hat der ABC-Zug des Kreises Paderborn seine mobile Dusche aufgebaut. Dann geht es an die Reinigung: Ein Feuerwehrmann hilft dem Kamerad unter Anweisung von Gruppenführer Sebastian Tanger bei der Reinigung. Trotz Zeitdrucks, denn der Inhalt der Atemschutzflasche nähert sich dem Ende, muss alles sorgfältig abgeduscht werden. Falten im Anzug werden glatt gezogen, die Sohlen der Gummistiefel ausgebürstet – dann erst darf der Anzug ausgezogen werden. »Die Gefahr besteht sonst, dass Chemikalienreste verschleppt werden«, sagt Kesselmeier.
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Weiter geht es zum Fahren im Gelände. Das, was von außen so einfach aussieht, hat seine Tücken. Das merken die Feuerwehrleute aber erst, wenn sie selbst am Steuer sitzen. Es gibt zwar allradgetriebene Fahrzeuge, doch wie sich das schwere Gerät im Sand verhält, kann man nur hier testen. Der erste Fahrer geht auf die buckelige Piste: An der ersten 35-Prozent-Steigung geht es kurz vor der Kuppe nicht mehr weiter. Der Laster steht. Rückwärtsgang rein und mit neuen Schwung hoch. Im zweiten Anlauf klappt es dann. Doch hinter der Kuppe warten tiefe Spuren im Sand. Der Fahrer lenkt stark ein. Ein fataler Fehler: Die Räder drehen durch und graben sich immer tiefer in den Sand. Vor, zurück: Nichts geht mehr. Abschleppen ist angesagt. Der Maschinist macht eine wichtige Erfahrung fürs nächste Mal.
Sogar lebenswichtige Informationen gibt es bei der Übungseinheit zum Thema Blindgänger. Schießsicherheitsfeldwebel Kevin Gehle, von Haus aus Feuerwerker der Bundeswehr, klärt die Feuerwehrleute über die Gefahren in der Senne auf. Was nach einem rostigen Metallstück aussieht, kann noch explodieren, erklärt er. Egal ob Übungsmunition, Spreng- oder Leuchtrakete: »Niemals anfassen oder einen Schlauch drüber ziehen!«, lautet der Hinweis.
Nach den fünf Stationen geht es zurück zur mobilen Leitstelle – vorbei an Panzerwracks und Ruinen, die die Soldaten bei Übungen nutzen. Feuerwehrchef Peter Kesselmeier und Ralf Husemann sind sehr zufrieden. »Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt. Wir sind gut aufgestellt für den Katastrophenfall, der hoffentlich nie passieren wird.«
Quelle: Westfälisches Volksbatt