Paderborn. Zu erschütternden Szenen kam es Dienstagmorgen auf der Baustelle des Erweiterungsbaus für das Paderborner Kreishaus. 14 Bauarbeiter mussten mit ansehen, wie ihr 59-jähriger Kollege bei von einem abstürzenden Treppenelement in der vierten Etage mit in die Tiefe gerissen und unter den Trümmern begraben wurde. Für den 59-Jährigen kam jede Hilfe zu spät.
Ein 57-jähriger Arbeitskollege konnte sich im letzten Moment an einer Betonkante festklammern. Er zog sich Prellungen zu und wurde ebenso wie zwei weitere, stark traumatisierte Bauarbeiter (42 und 51) ins Krankenhaus eingeliefert. Ihnen gelang es, ihren verletzten Kollegen auf das rettende Dach des viergeschossigen Neubaus zu ziehen. Elf weitere betroffene Arbeiter, die auf der Baustelle an der Riemekestraße gegenüber des Polizeidienstgebäudes beschäftigt waren, wurden von zwei Notfallseelsorgern intensiv betreut.
Das Unglück ereignete sich gegen 9.20 Uhr bei der Montage von vorgefertigten Treppenelementen durch die Bauarbeiter. Mit einem großen Knall löste sich ein Betonteil im vierten Geschoss und stürzte in die Tiefe. Der 59-jährige Arbeiter stürzte mit den Elementen in die Tiefe. Durch die tonnenschweren Trümmer wurden die Treppenelemente der Etagen darunter sowie Teile der Baustützen und -streben bis ins Kellergeschoss mitgerissen. Der Knall war sogar noch in den rückwärtigen Bereichen des Polizeigebäudes gut zu vernehmen. Sofort eilten mehrere Beamte zum Unglücksort. Um 9.25 Uhr alarmierte die Leitstelle unter dem Stichwort „Personnenrettung, verschüttet“ die Paderborner Feuerwehr, die mit rund 45 Einsatzkräften, darunter auch das Höhenretterteam, ins Riemekeviertel ausrückte.
Über Stunden konnten die Helfer nicht zu dem Bauarbeiter vordringen, da jederzeit von oben weitere Trümmer abzustürzen drohten. 25 Spezialisten des Technischen Hilfswerks aus Paderborn unterstützten die Feuerwehr bei der Technischen Rettung. Sie entschieden, die Trümmer Stück für Stück von oben zu entfernen. Erst gegen 14 Uhr gelang es den Einsatzkräften, den eingeklemmten Bauarbeiter zu erreichen und seine Leiche zu bergen.
Während des mehrstündigen Einsatzes besetzten Freiwillige der Einheiten Marienloh, Stadtmitte und Wewer die verwaisten Wachen. Die Verpflegungsgruppe des freiwilligen Einheit Elsen sorgte für Getränke und einen warmen Mittagsimbiss für die Helfer.
Da die Ermittlungen zur Unfallursache noch nicht abgeschlossen sind, schaltete die Polizei das zuständige Amt für Arbeitsschutz ein. Auf der Baustelle ruhten am Dienstag die weiteren Arbeiten. Dies ist bereits der zweite schwere Arbeitsunfall auf der Baustelle des 10,8 Millionen Euro teuren Erweiterungsbaus. Bereits im vergangenen Jahr stürzte ein Bauarbeiter zwei Stockwerke tief durch eine Deckenöffnung ab, so eine Mitteilung der Feuerwehr. Der inzwischen wieder genesene Mann wurde gestern Zeuge des schrecklichen Unfalls. Für die Bergungsarbeiten musste ein Einsatzkranführer gefunden werden, da die beiden Kranführer auf der Baustelle nach dem Unfall unter Schock standen.{gallery}news/2020/200225pb2{/gallery}
Im Kreis Paderborn ist dies bereits der dritte tödliche Arbeitsunfall in diesem Jahr. In Paderborn kam 24. Januar ein 31 Jahre alter Arbeiter bei Arbeiten mit einem Hubsteiger in einer Halle an der Pamplonastraße ums Leben. Am 5. Februar starb ein 53-jähriger Mann auf einer Baustelle der A 33 in Borchen, als er von einem Tanklastwagen überrollt wurde.
Um 12.44 Uhr wurde die Paderborner Feuerwehr zu einem weiteren Einsatz gerufen, diesmal in der Stadtheide. Aus einem Wohnhaus wurde Rauchentwicklung aus dem ersten Obergeschoss gemeldet. Für die Feuerwehr, die mit Kräften der Wache Nord und den Freiwilligen aus der Heide ausrückte, war es ein Routineeinsatz. Vergessenes Essen auf dem Herd hatte zu einer starken Verrauchung der Wohnung geführt, und ein Rauchmelder im Schlafzimmer schlug lautstrak Alarm.
Bericht: VdF Paderborn, Ralph Meyer