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15. März. Paderborn.

Die Feuerwehr Paderborn hat ein Problem mit Drehleitern. „Wir haben 50 Prozent Ausfall“, bedauert Feuerwehrchef Ralf Schmitz. Normalerweise verfügen die Brandbekämpfer über vier Drehleitern, drei für die einzelnen Wachen Nord, Süd und den Standort Schloß Neuhaus und eine in Reserve.

 
Paderborn WV. Die in der Wache Süd ist durch einen Achsschaden ausgefallen, eine zweite, 20 Jahre alte wurde ausgemustert. Sie aufzuarbeiten und damit wieder einsatzfähig zu machen, würde 250.000 Euro kosten. „Das ist unrentabel“, betont Ralf Schmitz. Um der Misere abzuhelfen, will die Feuerwehr in diesem Jahr ein Drehleiterfahrzeug bestellen und hat am vergangenen Dienstag außerdem eines von einem Hersteller in Ulm nach Paderborn geholt. „Wir zahlen eine Leihgebühr von 270 Euro pro Tag“, macht Schmitz deutlich, dass es sich um ein teures Geschäft handelt.
 
Die Hersteller können solche Preise verlangen. Auf dem deutschen Markt gibt es nur noch zwei namhafte Firmen, und die sind ausgelastet. Wer ein neues Drehleiterfahrzeug, das bis zu einer Million Euro kostet, braucht, muss „horrende Preise“ (Ralf Schmitz) bezahlen oder zähneknirschend die hohen Leihgebühren akzeptieren. Früher gab es die Chance, auf Messen an günstigere Vorführfahrzeuge zu kommen, aber seit der Corona-Pandemie finden solche Branchentreffs nicht mehr statt.
 
Um im laufenden Jahr eine neue Drehleiter bestellen zu können, verzichtet die Paderborner Feuerwehr vorerst auf einen neuen Einsatzleitwagen, der einen in die Jahre gekommenen Kommandowagen ersetzen soll. „Für die Anschaffung der Drehleiter fehlt uns der Betrag, der dem Fahrzeug entsprochen hätte“, erläutert Ralf Schmitz: „Wir schieben den Wagen ins Jahr 2022, um noch in diesem Jahr die Drehleiter beauftragen zu können.“ Die Lieferzeit beträgt ungefähr 14 Monate, so dass die Drehleiter wohl nicht vor Herbst 2022 in Paderborn eintreffen wird. Bereits im Betriebsausschuss und Ausschuss für Märkte und Feuerwehr hatte Ralf Schmitz am Dienstag betont, eine Drehleiter als Rettungsmittel für die Bevölkerung habe Priorität.
 
Dementsprechend hatte er auch nichts gegen den Antrag der CDU, die Anschaffung eines Ersatzkommandofahrzeugs im Haushalt 2021 zu streichen. Ratsfrau Brunhilde Konersmann begründete den Antrag so: „Im Bereich der Feuerwehr ist es im Jahre 2020 zu erheblichen Auslieferungsverschiebungen wegen Corona gekommen. Auslieferungen, die in 2020 stattfinden sollten, sind erst in diesem Jahr zu erwarten. Aufgrund der angespannten Haushaltslage sollte der Ersatzkommandowagen mit einem Kostenvolumen in Höhe von 140.000 Euro (Verpflichtungsermächtigung) um ein Jahr auf den Haushalt 2022 geschoben werden.“ Die Ausschussmitglieder stimmten dem Antrag zu.
 
Mit Hilfe von Drehleitern gelangen Brandbekämpfer in der Regel bis zum siebten Obergeschoss eines Hauses. Hat die Paderborner Feuerwehr jetzt das Problem, dass sie ihre Einsatzbereitschaft nicht mehr sicherstellen kann? Nein, beruhigt Ralf Schmitz: „Alle Standorte, die eine Drehleiter brauchen, haben jetzt eine.“ Drei Drehleiterstandorte sind auch im Rettungsbedarfsplan festgeschrieben. Was fehlt, ist die Reserve-Drehleiter.
 
Mindestens genauso wichtig wie Material ist geschultes Personal. Und hier leistet die im Jahr 2000 eingerichtete, staatlich anerkannte Rettungsdienstschule der Paderborner Feuerwehr ausgezeichnete Arbeit. Sie ist für die Ausbildung der Notfallsanitäter unerlässlich, die auch ärztliche Tätigkeiten vornehmen dürfen. In Paderborn wurde erstmals 2018 damit begonnen, sie zu schulen. „Wir bilden aktuell zwei Klassen aus, werden demnächst aber drei Klassen brauchen, um den Eigenbedarf zu decken und Kooperationswünsche zu erfüllen“, kündigte Ralf Schmitz im Betriebsausschuss und Ausschuss für Märkte und Feuerwehr an. Die heimische Feuerwehr arbeitet bereits mit der in Lippstadt zusammen. In Paderborn sollen also künftig 20 Männer und Frauen pro Klasse über einen Zeitraum von drei Jahren als Notfallsanitäter ausgebildet werden. Das Land bezuschusst das mit 15.000 Euro pro Teilnehmer und Jahr. Die Notfallsanitäter werden je nach Bedarf ausgebildet. Unabhängig davon muss jeder Berufsfeuerwehrmann eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvieren, die drei Monate dauert.
 

Westfälisches Volksblatt