Neues Gerät im Waldbrandeinsatz erprobt. Großübung „Stresstest Eggeschutz“ im Kreis Paderborn. Waldbrandmodul aus dem Kreis Herford mit im Einsatz. Bei der Großübung „Stresstest Eggeschutz“, die im Eggegebirge nahe Lichtenau stattfand, kam auch das Waldbrandmodul aus dem Kreis Herford zum Einsatz.
Kreis Herford/Lichtenau. Trockenheit, Stürme und Schädlinge haben den Wäldern schwer zugesetzt. Die Experten prophezeien bereits den nächsten Dürresommer mit einer hohen Waldbrandgefahr. Deshalb müssen die Feuerwehren gut vorbereitet sein. Neues Gerät für die Bekämpfung von Vegetationsbränden wurde bereits beschafft. Düsenschläuche, Löschkugeln und Waldbrand-Lösch-Rucksäcke gehören dazu. Am Samstag (29.05.2021) probten die OWL-Feuerwehren den Ernstfall im Kreis Paderborn. Bei der Großübung „Stresstest Eggeschutz“, die im Eggegebirge nahe Lichtenau stattfand, kam auch das Waldbrandmodul aus dem Kreis Herford zum Einsatz.
Nahe Herbram-Wald, einem Stadtteil von Lichtenau, steht am Morgen ein riesiges Nadelwaldgebiet in Flammen, so die angenommene Lage. Feuerwehreinheiten aus der Umgebung und von der Kreisfeuerwehrzentrale in Büren-Ahden sind schnell vor Ort. Doch das Feuer breitet sich am Boden rasend schnell aus. Elmar Keuter, Kreisbrandmeister im Paderborner Land, fordert deshalb Hilfe aus allen Teilen Ostwestfalen-Lippes an. Unterstützung kommt unter anderem aus dem Kreis Herford. Feuerwehrleute aus Enger, Hiddenhausen, Spenge und Vlotho machen sich mit Kommandowagen, Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz, Gerätewagen-Logistik und Mannschaftstransporter auf den Weg in den Süden des Naturparks Teutoburger-Wald/Eggegebirge. Stellvertretender Kreisbrandmeister Holger Klann leitet den Einsatz der Wehrleute aus der Heimat. In den Monaten zuvor hatte der Arbeitskreis-Vegetationsbrände OWL bereits einige Mal per Videokonferenz getagt und Konzepte für die Waldbrandbekämpfung erarbeitet. „Die Übung in Paderborn ist der erste Praxistest!“, sagt Klann.
Brandausbreitung mit Löschkugel und „Wasserwand“ verhindert
Gegen 9.30 Uhr sind etwa 150 Helfer von Feuerwehr, THW und DRK vor Ort. Übungsleiter Keuter übernimmt die Einweisung der Führungskräfte am Abrollbehälter „Einsatzleitung“. An einer großen Tafel, auf der sich mehrere Forstkarten befinden, erklärt der Feuerwehrchef die Lage. „Die Wasserversorgung ist schwierig und das Gelände steigt bis zum Eggekamm um 70 Meter an“, so der Feuerwehrchef. Die Einheiten aus dem Kreis Herford kommen in den Abschnitten 4 und 4a zum Einsatz. Sie bringen eine Löschkugel in Stellung, sodass kurz darauf eine Fläche von 700 Quadratmetern mit fast 1.000 Litern Wasser pro Minute eingesprüht wird.
Die Feuerwehrleute rüsten sich mit Schwerlastrucksäcken aus, die mit speziellen D-Waldbrandschläuchen bestückt sind und löschen anschließend das „brennende Unterholz“. In 500 Meter Entfernung haben die Einheiten vom Löschzug Altenbeken (Kreis Paderborn) und der Feuerwehr Horn Bad Meinberg (Kreis Lippe) weitere Maßnahmen eingeleitet. Düsenschläuche erzeugen an dieser Stelle eine „Wasserwand“ und mit Segmentregnern wird eine angrenzende Wiese bewässert. Die Maßnahmen sollen verhindern, dass die „Flammen“ auf andere, noch nicht brennende Bereiche übergreifen. Das Löschwasser kommt aus einer unterirdischen Zisterne, die sich am Nordportal des Eggetunnels befindet und 96.000 Liter fasst. Feuerwehrleute der Löschgruppe Lichtenau-Iggenhausen pumpen das Wasser von dort in die „Wassermulde“ der Kreisfeuerwehrzentrale Paderborn, die etwa 500 Meter weiter im Übungsgebiet steht, um die Einsatzabschnitte zu versorgen.
Arocs bleibt im Schlamm stecken
Doch die Ressourcen der Zisterne reichen für eine umfassende Waldbrandbekämpfung bei weitem nicht aus. Deshalb sind die Wasserförderzüge Paderborn und Minden angerückt, um eine vier Kilometer lange F-Leitung(!) vom nahen Nethestausee zu verlegen. Beide Einheiten sind mit identischen Wechselladerfahrzeugen des Katastrophenschutzes NRW ausgerüstet. Die Vierachser vom Typ Mercedes-Benz Arocs verfügen über Allradantrieb (8x8) und 420 PS. Herzstück des Abrollbehälters ist die Pumpeneinheit mit einer hydraulisch angetriebenen, schwimmfähigen Pumpe, die über eine 60 Meter lange Hydraulikleitung mit dem 200 PS starken Schiffsdieselmotor verbunden ist. Die Förderleistung der Pumpe beträgt 3.500 Liter pro Minute bei zehn Bar im "Druckeinsatz" und 8.000 Liter pro Minute bei 2,1 Bar im sogenannten "Lenzbetrieb", also beim Abpumpen.
Mit dieser Leistung könnte ein 25 Meter langes Standardschwimmbecken in rund 70 Minuten geleert werden. 40 F-Schläuche mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometern sind im Abrollbehälter in Buchten verstaut. Sie messen eine Länge von 50 Metern sowie einen Durchmesser von 15 Zentimetern und sind damit deutlich größer als die gewöhnlichen Feuerwehrschläuche, die einen Durchmesser von 7,5 Zentimetern haben und 20 Meter lang sind. Durch die besondere Art der Lagerung kann die F- Schlauchleitung vom langsam voran fahrenden Wechselladerfahrzeug aus verlegt werden. „Die Systeme des niederländischen Herstellers Hytrans Fire Systems sind mit wenig Personal autark einsetzbar. Ebenso können mehrere HFS-Module eine Schaltreihe bilden“, erklärt Philipp Mantel, Katastrophenschutzdezernent der Bezirksregierung Detmold. Doch die Generalprobe, bei der eine solche Reihenschaltung der beiden HFS-Systeme aus OWL in Betrieb genommen werden soll, gelingt am Samstag nicht ganz. Der Arocs aus Paderborn (Gesamtgewicht 30 Tonnen) kommt auf einem aufgeweichten Waldweg nicht mehr voran und wird mit Hilfe eines THW-Radladers auf sicheres Terrain zurückgezogen.
Drei Berufsförster unterstützen künftig die Arbeit der Feuerwehr im Paderborner Land. Kreisbrandmeister Elmar Keuter ernannte sie am Samstag zu Forst-Fachberatern. „Die Ergebnisse der Waldbrandübung werden in den kommenden Tagen genau analysiert“, sagt Sven Detering (Vlotho), der die Wehren aus dem Wittekindsland im Arbeitskreis-Vegetationsbrände OWL vertritt.
KFV Herford von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)