Seit 90 Jahren stets einsatzbereit für die Mitmenschen in Not. Freiwillige Feuerwehr Hövelhof feiert 90-jähriges Bestehen. Festveranstaltung mit Ministerin Ina Scharrenbach im Schlossgarten und „Blaulichtmeile“ auf der Allee.
Hövelhof. Seit 90 Jahren gehören Retten, Löschen, Bergen und Schützen zur DNA der Freiwilligen Feuerwehr Hövelhof. Der runde Geburtstag soll am 24. und 25. September gefeiert werden.
Zwar gab es bereits seit 1867 eine Hand-Feuerspritze und ein erstes Spritzenhaus auf dem Ramselhof, doch ein strukturiertes und organisiertes Feuerlöschwesen hält erst 1931 Einzug in der Sennegemeinde. In der Gründungsversammlung verpflichteten sich 35 Männer zunächst für zwei Jahre zum Dienst am Nächsten, und der Unternehmer Josef Henrichsmeyer wird erster Brandmeister. 1932 wird die erste Motorspritze anschafft, ein Jahr später folgt das erste Fahrzeug, ein gebrauchter offener Lastwagen aus einer Gemüsehandlung. Dieser Wagen wird in Eigenleitung zum ersten Mannschafts- und Gerätewagen umgebaut. Auch die Uniformen beschaffen die Einsatzkräfte selbst.
1941 wird ein Löschfahrzeug vom Typ LF15 angeschafft. Doch trotz großem persönlichem Engagement bleibt eine große finanzielle Lücke. Kurzerhand übernimmt die Möbelfirma von Wehrführer Josef Henrichsmeyer die Hälfte der Kosten. Zehn Jahre später wird das Gerätehaus am Alten Markt seiner Bestimmung übergeben. Während des Krieges kam der Bau über Luftschutzkeller nicht hinaus. 1969 übernimmt Hubert Westwalbesloh die Wehrführung, die er drei Jahrzehnte innehat. Moderne Rettungstechnik und ein Rüstwagen halten zur Eröffnung der A 33 Einzug im Fuhrpark. Auch für unkonventionelle Lösungen wird die Sennewehr bekannt. So sorgt ab 1985 ein ehemaliger Wasserwerfer der Polizei für ausreichende Wasservorräte bei Autobahneinsätzen.
Nach der Wahl von Peter Kesselmeier zum Wehrführer wird 2000 das Jahr der Innovationen. Der Gemeinderat verabschiedet den ersten Brandschutzbedarfsplan im Kreis Paderborn, zwei Feuerwehrärzte werden als Fachberater aufgenommen, die Jugendfeuerwehr nimmt ihren Dienst auf, und ein gemeinnütziger Förderverein gründet sich.
2005 meldet sich das Team der Notfallhelfer (First Responder) erstmals einsatzbereit. Im Jahr 2014 richtet die Gemeinde am Schierbusch einen weiteren Feuerwehrstandort in unmittelbarer Nachbarschaft des Bau- und Servicebetriebes der Sennegemeinde ein. Feuerwehrleute, die in benachbarten Unternehmen arbeiten, besetzen bei Bedarf ein Löschfahrzeug und rücken von dort direkt zu Einsätzen aus.
Mitten in der Pandemie löst mit Sebastian Lienen, Max Rempe und Patrick Falkenrich ein junges Team die Wehrführung um Peter Kesselmeier ab, der das Amt 21 Jahre lang inne hatte. An Aufgaben wird es dem frischen Trio nicht fehlen, denn der Neubau eines 5,7 Millionen Euro teuren Gerätehauses am alten Standort steht kurz vor Baubeginn. Zunächst wird auf dem jetzigen Schotterplatz der neue Sozialtrakt entstehen. Danach wird der über die Jahrzehnte mehrfach erweiterte und renovierte Altbau abgerissen und durch neue Fahrzeuggeragen in Leichtbauweise ersetzt.
Im Jubiläumsjahr gehören der Feuerwehr 110 aktive Feuerwehrleute, Fachberater und Mitglieder der Unterstützungsabteilung an, 13 davon sind Frauen. Gemeinsam rückten sie 2020 zu 250 Einsätzen aus. Der Jugendfeuerwehr gehören 20, der Ehrenabteilung 28 Mitglieder an.
Waren es in den 60er- und 70er- Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem Brände auf Bauernhöfen und Vegetationsbrände in der Senne, liegt der Einsatzschwerpunkt der Sennewehr liegt heute im Bereich der Technischen Hilfe. Immer wieder rücken die Einsatzkräfte zu schweren Unfällen auf die Autobahn 33 aus.
Geblieben ist der Hövelhof Feuerwehr ein heute seltenes „Luxusproblem“: Nicht alle, die mitmachen wollen, können aufgenommen werden. Waren vor 60 Jahren Uniformen und Ausrüstung der begrenzende Faktor, so ist es heute die Zahl der Spinde im Gerätehaus. „Alles besetzt, und wir haben leider Wartelisten“, weiß Wehrführer Sebastian Lienen.
Alleinstellungscharakter hat die Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK), die vor allem bei Großschadenslagen wie ausgedehnten Wald- und Flächenbränden sowie Hochwasserlagen zum Einsatz kommt. In Zukunft soll die Hövelhofer IuK-Gruppe als Facheinheit Fernmeldetechnik kreisweit die störungsfreie Funkkommunikation an ausgedehnten Einsatzstellen sicherstellen.
Ebenfalls von Kräften der Feuerwehr Hövelhof betreut wird die Facheinheit Erkundungsdrohne. Seit 2018 starten die Feuerwehrleute aus der Sennegemeinde mit einem 2,5 Kilogramm schweren Oktocopter, der Lasten bis zu 6,5 Kilogramm tragen kann. Im August bekommt die Einheit ein eigenes Fahrzeug. Das 15.000 Euro teure Fluggerät wurde von Sponsoren finanziert.
Mehr als 200 Sponsoren engagieren sich im Förderverein, der die Arbeit der Feuerwehr materiell und ideell unterstützt. Auch ein VW Caddy für die First Responder wurde vom Förderverein finanziert. Zum 85-jährigen Bestehen der Wehr sorgte der Förderverein für die Restaurierung und Generalüberholung eines historischen Löschfahrzeugs vom Typ LF8, das 31 Jahre bei der Hövelhofer Wehr im Einsatz war. Zu den Unterstützern der Wehr zählen Lienen und sein Team auch die zahlreichen Hövelhofer Unternehmer, die immer ihre Mitarbeiter freistellen, wann immer Meldeempfänger oder Sirenen zum Einsatz rufen.
Festprogramm zum 90-jährigen Bestehen
Gefeiert wird das 90-jährige Bestehen am Freitag, 24. September, ab 18 Uhr, mit einem Empfang im Schlossgarten. In Anwesenheit von Schirmherrin Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, werden dort das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug und ein Mehrzweckfahrzeug für die Drohneneinheit von Diakon Dietmar Kluss und Pfarrer Ulrich Richter gesegnet.
Außerdem ist die offizielle Verabschiedung der alten Wehrführung mit Peter Kesselmeier, Michael Kesselmeier und Lothar Marxcord geplant, die im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste.
Am Samstag, 25. September, öffnet um 13 Uhr auf der gesperrten östlichen Allee eine Blaulichtmeile, auf der sich alle Hilfsorganisationen mit ihren Fahrzeugen bis hin zum Rettungshubschrauber vorstellen werden. Eine „Modenschau“ unterschiedlicher Einsatzkleidung sowie verschiedene Übungen sind ebenfalls vorgesehen.
Ab 18 Uhr beginnt im Festzelt des Verkehrsvereins Hövelhof auf dem Hövelmarktgelände eine Party mit der Band DeeJay Plus. Eintrittskarten je nach aktueller Coronalage sind im Vorverkauf erhältlich.
Bildzeile: Werben fürs Feuerwehrjubiläum: Wehrführer Sebastian Lienen (M.) mit seinen Vorgängern Peter Kesselmeier (l.) und Hubert Westerwalbesloh (r.) vor einem Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20), Baujahr 2020, und einem Löschfahrzeug (LF 8), das von 1968 bis 1989 im Dienst der Sennewehr stand, vor der Kulisse des Hövelhofer Schlossgartens.