Feuerwehr und Polizei im Kreis Paderborn sind seit der Nacht wegen des Orkantiefs Ylenia im Dauereinsatz. Verletzt wurde bisher niemand, allerdings gab es zahlreiche Sachschäden. So kippten mehrere Bäume um und Autos wurden beschädigt. Der Zugverkehr in der Region ist eingestellt. Zudem findet, wie am Mittwoch angekündigt, in ganz NRW kein Schulunterricht statt.
Paderborn. Im Paderborner Stadtgebiet zählte die Feuerwehr bis zum frühen Nachmittag rund 65 Einsätze; viele davon in Sande, Sennelager, Schloß Neuhaus, Dahl und Neuenbeken. Zum ersten Unwettereinsatz wurde die Paderborner Feuerwehr um 23.39 Uhr am Donnerstagabend alarmiert. Seit 5 Uhr am Donnerstag koordiniert ein neunköpfiger Stab unter der Leitung von Oberbrandrat Michael Beivers die Einsätze. Insgesamt waren rund 130 Feuerwehrleute mit 15 Löschfahrzeugen und drei Drehleitern im Dauereinsatz. Die Leitstelle des Kreises Paderborn war bereits am Mittwoch um einen Disponenten personell aufgestockt worden.
Auch die Freiwilligen Feuerwehren sind im Einsatz, um umgestürzte Bäume von den Straßen zu entfernen. In Delbrück richtete die Feuerwehr eine Örtliche Einsatzleitung ein, die von dort mehr als 40 Hilfseinsätze im Stadtgebiet koordinierte. Vize-Kreisbrandmeister Andreas Müller erklärte: „Sonst ist alles im grünen Bereich“.
Die Polizei rückte nach eigenen Angaben zu 160 Einsätzen zwischen 23 und 8 Uhr aus. Im Kreisgebiet wurden mehrere Straßen gesperrt, insbesondere im Haarener Wald und in der Egge. Zurzeit sind diese Strecken nicht passierbar: K 69 zwischen Meerhof und Blankenrode; K 26 zwischen Lichtenau und Willebadessen; L 763 zwischen Kleinenberg und Willebadessen; L 754 Haarener Wald zwischen Haaren und Büren; L 756 Wewerstraße zwischen B1 und Paderborn-Elsen; L 755 zwischen Altenbeken und Langeland.
Nicht alle Gefahrenstellen konnten sofort gesichert und beseitigt werden, so die Polizei. Es könne kurz- aber auch längerfristig zu weiteren Straßensperrungen kommen.
Waldreiche Strecken sind besonders gefährdet. Die Polizei rät deshalb Autofahrern dazu, besonders vorsichtig zu fahren, da aufgrund des aufgeweichten Bodens weiterhin Bäume auf die Straße fallen könnten. Denn zu den orkanartigen Böen kam im Laufe der Nacht auch noch starker Regen. Im Riemekepark fielen in der Nacht rund 25 Liter Regen pro Quadratmeter. Während im Paderborner Stadtgebiet nur Windböen bis 85 Stundenkilometer gemessen wurden, erreichten die Orkanböen in den Höhenlagen Werte von rund 125 bis 130 Kilometer.
Verletzte gab es bisher zum Glück nicht. Dennoch hatten die Einsatzkräfte die gesamte Nacht gut zu tun: Zahlreiche Mülltonnen flogen umher und verstreuten ihren Inhalt über Straßen und Fußwege, auch Bauzäune und Verkehrszeichen landeten auf den Straßen. Einige Dächer erlitten Sturmschäden. An weiteren Stellen wurden Autos durch Äste und Bäume beschädigt. Am Thuner Weg in Sennelager etwa stürzte ein Baum um und begrub zwei parkende Autos unter sich. Danach ramponierte der Baum den Firstbereich eines Mehrfamilienhauses. Am Rolandsweg verursachte gegen 1.55 Uhr eine vom Dach gewehte Photovoltaik-Anlage einen Schaden von rund 30.000 Euro. Teile der Anlage trafen dabei einen parkenden BMW. Die Trümmer der Anlagen wirbelten auf die Fahrbahn und den angrenzenden Schützenweg.
Am Flughafen Paderborn-Lippstadt entstanden Sachschäden am Dach des Terminalgebäudes. Der Sturm riss nach Polizeiangaben die Dämmung ab. An der Straße Weltsöden in Salzkotten und in Delbrück-Lippling stürzten Bäume auf Oberleitungen. Dabei wurden Telekommunikationsleitungen gekappt.
„Hilfsbereit zeigte sich am Morgen ein Lkw-Fahrer auf der L828 bei Herbram-Wald“, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. Die Beamten sicherten dort eine Gefahrenstelle wegen eines auf der Straße liegenden Baumes. Der Lasterfahrer (38) räumte den Baum kurzerhand mit seinem Kran hinter die Leitplanken.
Die Nordwestbahn hat den Zugverkehr wegen des Sturmtiefs bis auf Weiteres eingestellt. Auch im Fernverkehr gibt es Einschränkungen. So ist die Bahnstrecke Altenbeken-Warburg nicht befahrbar, weil mehrere Bäume in die Fahrleitung gestürzt sind. Bei der Eurobahn kam es zu Verspätungen und Zugausfällen.
Der Padersprinter fährt bisher nach Auskunft der Echtzeitabfahrten weiterhin. Lediglich die E-Wagen sowie die zusätzlichen Schulbusse fuhren wie angekündigt wegen des Unterrichtsausfalls nicht.
Die amtliche Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes vor orkanartigen Böen gilt weiterhin bis Donnerstag, 15 Uhr. Es sei mit Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 80 und 110 Stundenkilometern aus westlicher Richtung zu rechnen. In Schauernähe sowie in exponierten Lagen könnten Orkanböen bis zu 120 Kilometer pro Stunde erreichen.
Es bleibt stürmisch: Leitstelle und Feuerwehren bereiten sich auf mögliche weitere Einsätze vor
Kreis Paderborn (krpb). Das Sturmtief Xandra hat die Feuerwehren im Kreis Paderborn in der vergangenen Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf Trab gehalten: Die Einsatzkräfte rückten zu insgesamt 145 Einsätzen aus, die meisten davon in den Städten Delbrück und Paderborn. In der Regel mussten die Straßen von herabgestürzten Ästen und Bäumen befreit werden. Die Bahnstrecke Altenbeken – Warburg musste wegen umgestürzter Bäume komplett gesperrt werden. Am Paderborn-Lippstadt Airport wurden Teile des Daches abgerissen. Zum Glück wurde niemand verletzt. Doch es bleibt stürmisch, nach „Xandra“ folgen die Sturmtiefs "Ylenia" und am morgigen Freitag dann "Zeynep", die nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes bis zum Samstag deutschlandweit „für eine ausgewachsene, teils schwere Sturmlage“ sorgen. Nach kurzer Wetterberuhigung müsse dann ab Freitagnachmittag bis Samstagmorgen mit orkanartigen Böen gerechnet werden. Details seien noch unsicher, so der Deutsche Wetterdienst.
Die Leitstelle und Feuerwehren im Kreis Paderborn bleiben vorbereitet. Es muss weiter mit herabstürzenden Ästen, Dachziegeln oder Gegenständen gerechnet werden. Der Aufenthalt im Freien sollte bei Sturm weiterhin möglichst vermieden, Wälder und Parkanlagen nicht betreten werden. Bewegliche Gegenstände im Freien wie beispielsweise Mülltonnen sollten gesichert werden.
Die beiden Warn-Apps KATWARN und NINA ermöglichen es den Behörden, in Gefahrenlagen den Bürgerinnen und Bürgern Warnungen und Informationen direkt aufs Handy zu schicken. Die Apps können kostenlos direkt in den Stores heruntergeladen werden.
Westälisches Volksblatt
Delbrücker Löschzüge bei 41 sturmbedingten Einsätzen gefordert. Orkantief lässt in Delbrück zahlreiche Bäume umstürzen.
Die Delbrücker Feuerwehr hatte sich schon im Vorfeld auf alle Eventualitäten eingerichtet: Im Gerätehaus in Delbrück wurden Vorbereitungen für eine örtliche Einsatzleitung und einen Stab getroffen. Räume hergerichtet, Computer aufgebaut und auch Absprachen mit dem Verpflegungstrupp des DRK wurden getroffen. Gegen Mitternacht trafen dann die ersten heftigen Böen im Delbrücker Land ein. Die ersten Einsätze folgten dann ab 0.30 Uhr. Insgesamt kamen bis 8.30 Uhr 41 Einsätze im gesamten Stadtgebiet zusammen.
„Zum überwiegenden Teil waren Bäume umgestürzt und blockierten Fahrbahnen. Die haben wir dann klein gesägt und beiseite geräumt“, so der stellvertretende Wehrführer Ralf Fischer. In zwei Fällen waren Autos mit den Bäumen kollidiert. Es gab glücklicherweise keine Verletzten und blieb bei Sachschäden. Gegen 1.54 Uhr in der Nacht wurde beispielsweise der Löschzug Delbrück auf die Graf-Meerveldt-Straße alarmiert. Hier blockierte ein Baum die Fahrbahn. Zwei weitere mächtige Kiefern drohten umzukippen und die Kronen neigten sich bedenklich weit über die Fahrbahn, so dass sich die Feuerwehrleute entschlossen die potentielle Gefahrenquelle zu beseitigen. Die Anfahrt erwies sich als echter Slalomparcours. Im Stadtgebiet waren etliche Mülltonnen umgeweht und der Müll verteilte sich auf der Fahrbahn.