Brandgefahr hält Wehren in Atem.
Paderborn/Delbrück. Der Brand eines etwa drei Hektar großen Kornfeldes in Westenholz ist am Dienstagabend noch vergleichsweise glimpflich ausgegangen. Der Feuerwehr gelang es, ein Übergreifen auf den angrenzenden Wald zu verhindern. Gegen 19.30 Uhr stieg eine Rauchsäule über dem Kornfeld empor. Wehrführer Johannes Grothoff vermutet, dass ein Mähdrescher das Getreidefeld in Brand gesetzt hat. Der Schaden wird auf 10.000 Euro geschätzt.
In Bad Lippspringe entzündete sich am Dienstagnachmittag eingelagertes Stroh und setzte eine Scheune in Brand. Hier entstand 80.000 Euro Schaden.
Die Gefahr von Wald- und Flächenbränden ist aktuell immens. Die Bezirksregierung führte deshalb in den vergangenen Tagen Beobachtungsflüge durch: Revierförster Stefan Befeld saß am Dienstagnachmittag selbst in einer Maschine, die in Oerlinghausen startete und unter anderem über den Kreis Paderborn flog, um Waldbrände zu lokalisieren. In dem knapp zweieinhalbstündigen Flug wurden insgesamt drei Brände entdeckt – allerdings keiner im Hochstift.
Die Flüge sind wichtig: „Es gibt bei solchen Temperaturen kaum Waldbesucher. Die sind unser wichtigstes Waldbrandüberwachungsnetz.“ Sein Appell: „Wenn Sie Feuer sehen, rufen Sie sofort die 112 und suchen nicht erst die Nummer des Försters.“
Größte Herausforderung für Förster, Feuerwehr und Waldbesucher gleichermaßen ist es, den Ursprung von Bränden zu lokalisieren. „Bei den großen zusammenhängenden Waldflächen ist nur der Qualm zu sehen, aber schwer zu sagen, wo es letztlich brennt. Jede Minute kann Tausende Quadratmeter Wald retten.“
Helmut Birkenfeld, Fachgebietsleiter Hoheit im Regionalforstamt Hochstift, blickt mit besonderer Sorge in den Ringelsteiner Wald bei Büren. „Wir hatten in den Trockenjahren 2019 und 2020 mehrere Entstehungsbrände dort, die aber alle frühzeitig erkannt und gelöscht werden konnten. Dieser Sommer droht, ähnlich trocken zu werden.“
Der Boden ist tiefer ausgetrocknet als in normalen Jahren. Bei den Bränden handelt es vermutlich um phosphorhaltige Munition aus Nachkriegszeiten, die durch den sinkenden Grundwasserstand mit Luft in Kontakt kommt und sich entzündet.
Die Waldbrandprävention hat in den letzten Jahren einen höheren Stellenwert bekommen. „Große Fichtenbestände sind großflächig abgestorben. Das tote Holz auf der Fläche wirkt bei heißem Wetter wie Brennholz“, so Birkenfeld. Die Forstbehörde arbeitet deshalb enger mit den Feuerwehren zusammen. „Im kommenden Jahr sind in der zentralen Egge im Bereich Buke und Neuenheerse größere Teiche zur Löschwasserversorgung geplant.“
Auch die Feuerwehren haben sich eingerichtet: „Seit 2016 gibt es einen Wasserförderzug mit dicken F-Schläuchen“, berichtet Niklas Schäfers, Sprecher vom Verband der Feuerwehren im Kreis Paderborn. Dieser wird von den Feuerwehren Salzkotten und Lichtenau gestellt. Die Hochleistungspumpsystem kann in Verbindung mit den 150-Millimeter dicken Schläuchen pro Minute bis zu 8000 Liter über eine Wegstrecke von zwei Kilometern fördern. Das System ist seit Mittwochnachmittag im Hochsauerlandkreis bei einem ausdehnten Waldbrand in Sundern im Einsatz, wo eine Fläche von 60.000 Quadratmetern in Flammen steht.
Die Feuerwehren Altenbeken, Büren, Lichtenau, Delbrück und Paderborn verfügen zudem über geländegängige Tanklöschfahrzeuge, die jeweils 3000 bis 5000 Liter Wasser.
Bei dem Feuer in Delbrück kam das gerade erst in Betrieb genommene Löschfahrzeug TLF 3000 aus Ostenland zum Einsatz, das 4000 Liter Wasser an Bord hat und speziell für Vegetationsbrände ausgerüstet ist. Unterstützt wurde es von einem Fahrzeug des Lipplinger Löschzuges, das 5000 Liter Wasser bunkern kann.
Die Feuerwehr steht noch vor einer anderen Herausforderung: „Die Einsatzkleidung mit abschirmender Wirkung sorgt bei den heißen Temperaturen für einen Hitzestau. Hydrierung und Kühlung wird für uns ein immer größeres Thema.“ Die Feuerwehren beschaffen deshalb nun leichtere Kleidung, die im Brandfall beispielsweise die Arbeit mit einer Hacke ermöglicht.
Westfälisches Volksblatt von Franz Purucker und Per Lütje