Die Feuerwehr Paderborn hat am Dienstag ihr neues Flaggschiff vorgestellt. Die neue 30 Meter-Drehleiter vom Typ DLK 23-12 auf einem Mercedes Benz Econic-Fahrgestell und mit einem Aufbau der Firma Rosenbauer hat am Mittwoch ihren ersten Arbeitstag in der Feuer- und Rettungswache Süd.
Paderborn. Im Laufe des Sommers folgt eine zweite, baugleiche Leiter, die bei den beruflichen Kräften auf der Wache Nord stationiert wird.
Das neue, rund 900.000 Euro teure Fahrzeug, ersetzt eine Drehleiter aus dem Jahr 1998, die bereits 2019 außer Dienst gestellt werden musste. Mit dem Neuzugang verfügt die Feuerwehr Paderborn wieder über vier Drehleitern, berichtet Mirco Westbomke, Leiter der Abteilung Technik bei der Feuerwehr. Drei Fahrzeuge befinden sich auf den drei Feuer- und Rettungswachen im Einsatzdienst, die vierte ist Reserve- und Ausbildungsfahrzeug.
Mit der neuen Drehleiter haben die Feuerwehr Paderborn und der Hersteller Neuland betreten, denn das Fahrzeug wurde exakt auf die Wünsche der Paderborner Wehr zugeschnitten. Viele Detaillösungen sind Neuentwicklungen und an keiner anderen Drehleiter zu finden. In die Ausschreibung des Fahrzeugs sind auch viele Anregungen aus der Praxis eingeflossen, die vor allem eine große Beweglichkeit des Fahrzeuges und kurze Rüstzeiten zum Ziel hatten.
Außerdem musste die neue Leiter von Anfang an auf Diät gesetzt werden, denn es galt, das zulässige Gesamtgewicht von maximal 16 Tonnen nicht zu überschreiten. Überflüssige Teile sucht man deshalb vergeblich – wie etwa die Verkleidungsbleche. Mit einer Gesamthöhe von 3,1 Metern ist das Fahrzeug besonders niedrig ausgefallen, bietet allerdings auch nur noch zwei Feuerwehrleuten Platz. Die Breite von nur 2,40 Meter und eine Hinterachse mit Zusatzlenkung sichern dem 10,3 Meter langen Fahrzeug eine enorme Wendigkeit, so dass die Leiter schneller dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
Durch eine durchdachte Zuladung und optimierte Zurüstteile werden die Rüstzeiten der Leiter verkürzt, was ebenfalls zu einer schnelleren Einsatzbereitschaft führt. Die wichtigsten Handwerkszeuge der Einsatzkräfte sind so schneller bei der Hand.
Großgeschrieben wird bei der neuen Leiter das Thema Sicherheit der Einsatzkräfte. Dazu zählen eine Folierung im Design- und Sicherheitskonzept der Feuerwehr Paderborn, ein Seitenabbiegeassistent, die optimierte Fahrzeug- und LED-Umfeldbeleuchtung und ein Assistenzsystem mit allein acht Kameras fürs Rangieren und Arbeiten außerhalb des Sichtbereichs. Bei der Rückwärtsfahrt sorgt eine Sprachausgabe für die Warnung von Personen im Sicherheitsbereich.
Nach oben gerichtete Kameras warnen auch vor Hindernissen beim Aufrichten der Leitern. Ein knickbares Leiterteil erleichtert das Arbeiten, wenn die Leiter zu nah am Gebäude steht oder wenn über den First gearbeitet werden muss. Die Rettungshöhe der Drehleiter beträgt 23 Meter bei einem Abstand von 12 Metern zum Gebäude. Die maximale Arbeitshöhe bei steilster Stellung beträgt 32 Meter. Der geräumige Arbeitskorb kann bis zu fünf Personen aufnehmen und hat eine maximale Zuladung von 500 Kilogramm. Im Gegensatz zu bisherigen Leitern wird die Patiententrage nicht mehr auf dem Korbrand befestigt, sondern kann auf dem Boden des Korbes gelagert werden, was den Transport für Patienten mit und ohne Höhenangst ungleich angenehmer machen dürfte.
Die neue Leiter wurde bereits im Herbst 2022 ausgeliefert. Bei der Ausbildung und dem Training der Feuerwehrleute stellten die Nutzer jedoch einen erheblichen technischen Fehler fest, der einen erneuten Werksaufenthalt erforderlich machte. „Jeder Fehler, den wir vor der Indienststellung aufspüren, kommt uns natürlich zugute“ sagt Mirco Westbomke und weist daraufhin, dass die neue Drehleiter keine Serienfahrzeug darstellt, sondern ein komplexes Sonderfahrzeug ist.
Bericht: Ralph Meyer VdF