Feuerwehr Borchen braucht eine neue „rollende Werkzeugkiste“. Gerätewagen Typ 2 kostet 650.000 Euro – zwei bis drei Jahre Lieferzeit.
Borchen. Die Feuerwehr Borchen braucht einen neuen Rüstwagen, Typ 2. Die „rollende Werkzeugkiste“ (Wehrführer Bernd Lüke) kommt immer dann zum Einsatz, wenn schwere technische Hilfe erforderlich ist, zum Beispiel bei Einsätzen auf der Autobahn A33.
Der Rüstwagen der Feuerwehr Borchen ist 29 Jahre alt und weist einige Mängel auf. Kleinere wurden bereits behoben, aber große, kostspielige Reparaturen will die Gemeinde mit Blick auf das Fahrzeugalter nicht mehr vornehmen lassen. Deswegen soll als Ersatz ein Gerätewagen des Typs 2 angeschafft werden. „Der Rüstwagen Typ 2 enthält alle Materialien, die wir für schwere technische Hilfe brauchen“, erläutert Wehrführer Bernd Lüke, was sich dahinter verbirgt. Dies sind Lkw-, ABC- oder Tiefbauunfälle, bei denen eine einfache Rettungsschere, wie sie in den Hilfeleistungslöschfahrzeugen enthalten ist, nicht weiterhilft. ABC steht für die Abkürzung atomar, biologisch, chemisch.
Bei einem solchen Einsatz „bringen wir zuerst die Person in Sicherheit“, erläutert Lüke. Chemieschutzanzüge für die eigene Sicherheit finden die ehrenamtlichen Einsatzkräfte im Rüstwagen. Genauso wie alle Materialien, um ein mögliches Leck abzudichten oder einen Einlauf einer Substanz in den Gully zu verhindern. Speziell für ABC-Unfälle gibt es zudem nicht-reißendes Werkzeug, dass keine Funken erzeugt. Dies ist nur ein kleiner Teil der Beladung auf dem Rüstwagen.
„Der Rüstwagen ist unsere eierlegende Wollmilchsau. Vom Hammer über das Nageleisen bis zu Kanthölzern und Abstützsystemen ist alles vorhanden“, erklärt Bernd Lüke. Ist schwere technische Hilfe vonnöten, fährt der Rüstwagen aus Kirchborchen los. Wenn zum Beispiel bei Kanalbauarbeiten ein Arbeiter verschüttet wird, wird die Unfallstelle zuerst abgestützt, um die Einsatzkräfte zu sichern. Alle Materialien und Gerätschaften dafür sind im Rüstwagen vorhanden. Vorwiegend brauche die Feuerwehr Borchen das Fahrzeug für Unfälle auf der Autobahn A33, erläutert Lüke.
Der 54-Jährige beziffert den Anteil der Autobahneinsätze auf etwa ein Drittel an der Gesamtzahl. Ein Drittel seien kleinere technische Hilfen wie das Aufnehmen einer Ölspur und ein Drittel Brände. Lüke betont: „Die Einsätze werden nicht einfacher. Eine umfängliche Beladung des Rüstwagen für alle möglichen Einsätze muss sein.“ Deswegen empfehlen Wehrführung und Verwaltung auch die Anschaffung eines Rüstwagens Typ 2, der alle nötigen Geräte und Materialien aufnehmen kann.
Uwe Gockel: „Wir sind der Auffassung, dass die Anschaffung erforderlich ist. Es ist wichtig, dass unserer Feuerwehr gut ausgerüstet ist und gesund von Einsätzen zurückkommt.“ Die Fraktionen stützten einstimmig diese Sichtweise. Im Brandschutzbedarfsplan Borchen ist als Ersatz für den jetzigen Rüstwagen ein Gerätewagen Typ 1 vorgesehen, der allerdings eine deutlich geringe Nutzlast hat.
Die Feuerwehrverwaltung hat eine Gewichtsbilanz erstellt. Demnach muss das Fahrzeug 3353 Kilogramm tragen können. Bei einem Rüstwagen Typ 1 liegt die Nutzlast aber nur zwischen 1483 und 2250 Kilogramm. „Eine umfängliche Beladung muss sein. Wir kommen nach einer Alarmierung an und fahren los. Wir haben keine Zeit, das Fahrzeug für den jeweiligen Einsatz zu beladen“, verdeutlichte der Wehrführer jüngst in der Bauausschuss-Sitzung. Zudem ist der Typ 2 deutlich geländetauglicher und die Ladebordwand kann eine höhere Nutzlast tragen, wodurch im Notfall Zeit gewonnen wird.
Einziger Knackpunkt: die Kosten. Mittlerweile würden diese pro Jahr je nach Hersteller um 12 bis 15 Prozent steigen. Bernd Lüke: „Ein RW Typ 1 hätte uns im Jahr 2000 150.000 Euro weniger gekostet als aktuell.“ Im Brandschutzbedarfsplan waren für ein Ersatzfahrzeug 300.000 Euro einkalkuliert. Durch Preissteigerungen und lange Lieferzeiten geht die Verwaltung davon aus, dass für ein solches Fahrzeug mittlerweile Haushaltsmittel von 450.000 Euro einkalkuliert werden müssen. Bei einem Wagen des Typs 2 liegen die Kosten sogar bei 650.000 Euro inklusive Beladung. Hoffnung auf einen gebrauchten Gerätewagen des Typs 2 machte der Wehrführer nicht: „Wir gucken immer nach links und rechts. Wir würden liebend gerne ein Vorführfahrzeug nehmen, aber der Markt ist leergefegt. Es werden keine Fahrzeuge mehr für Messen gebaut.“
Die Fraktionen aus Borchen trugen „die Brandblase“ (Hartmut Oster, Grüne), die die Anschaffung im Haushalt hinterlasse, einstimmig mit. „Aus Sicht der Unfallbeteiligten geht es nicht ums Sparen. Wir reden über eine Notwendigkeit und nicht über Luxus“, sagte Dr. Marcel Welsing (FDP) und bezeichnete es als „Zeichen der Anerkennung für den ehrenamtlichen Einsatz der Feuerwehrleute“, dass die Feuerwehr gut aufgestellt sei. Der Rat der Gemeinde Borchen beschließt in seiner Sitzung am 20. Juni (18 Uhr, Rathaus) eine Verpflichtungsermächtigung, die Summe von 650.000 Euro im Haushalt 2024 zur Verfügung zu stellen, damit das Ausschreibungsverfahren gestartet werden kann. In der Sitzung gibt Wehrführer Bernd Lüke zudem einen Überblick über die derzeitige Situation in der Wehr und zieht Bilanz.
Bericht: Westfälisches Volksblatt