Featured

8. Juli. Delbrück.

Städtische Wehr stellt im Kreis Paderborn eine Kradstaffel mit 13 Fahrern. Neues Motorrad macht Feuerwehr Delbrück noch mobiler.

 

Delbrück. Die Eindrücke nach der Flut 2021 mit zum Teil katastrophaler Auswirkung haben Johannes Grothoff, Leiter der Feuerwehr Delbrück, in einem Punkt bestärkt: Mit einem Motorrad sind Kräfte in bestimmten Situationen mobiler, schneller oder können Informationen bei einem Funkausfall von A nach B bringen.

Seit kurzem ist ein Motorrad in Delbrück stationiert. Das derzeit einzige im Kreis Paderborn. „So ein Motorrad bietet viele Vorteile“, sagt Johannes Grothoff (60), seit 2017 Leiter der Feuerwehr in Delbrück — und nun auch der neuen Krad- oder Motorradstaffel. Dem pflichtet Elmar Keuter, Kreisbrandmeister in Paderborn, bei: „Es ist Konsens, dass wir uns hierbei besser aufstellen wollen im Kreis.“ Neben dem Kreis Paderborn mit jetzt einem Motorrad verfügt der Kreis Lippe über zwei. Damit sind es im Regierungsbezirk Detmold derzeit drei Fahrzeuge, von denen Grothoff weiß.

Der Kreis Paderborn hat ein für die Feuerwehr geeignetes Motorrad der Marke BMW, Typ F 850 GS, gekauft. Das bestätigt der Kreis auf Anfrage. Seit dieser Woche stehe das Motorrad zur Verfügung. „Es wird erstmalig bei der Großübung am kommenden Samstag zur Marschbegleitung für den Wasserförderzug des Kreises Paderborn eingesetzt“, teilt der Kreis mit. Am Samstag (8. Juli) werden insgesamt 550 Kräfte aus den Kreisen Paderborn, Lippe und Höxter bei einer Übung auf dem Verlmerstot in der Egge folgendes Szenario durchspielen: Die Vegetation brennt. Verbunden mit der Frage, von wo und wie Löschwasser kommt.

Dass das Motorrad in Delbrück stationiert ist, ist kein Zufall. „Dafür habe ich mich eingesetzt“, sagt Grothoff. Hier gebe es die entsprechenden Voraussetzungen, ein Motorrad bewegen zu können. „Wir haben einen Pool mit 13 Fahrern. Darunter sind zehn sehr versierte Fahrer“, sagt er. Teilweise würden diese Kameraden über eine Fahrpraxis von bis zu mehreren Jahrzehnten verfügen und sogar auf Motorrädern in den Urlaub fahren. Und auch Grothoff hat viel Erfahrung. Das ist wichtig, gerade bei Einsätzen im Auftrag der Feuerwehr. „Wir können nämlich keine Rambos auf Zweirädern gebrauchen“, sagt Grothoff.

Er und Kamerad Michael Strunz seien bereits geschult worden, jetzt komme die Eingewöhnung. Weitere Fahrer werden folgen. Mit dem Motorrad auf Festen mobiler — auch im Notfall Aber warum Motorräder? Laut Grothoff eignen sie sich beispielsweise, um Nachrichten zu überbringen, Bereiche oder die Lage zu erkunden, bei der Suche nach Vermissten oder auf Volksfesten. „Wenn bei Festen auf den Straßen ein großes Fahrzeug kaum durchkommen kann, ist ein Motorrad einfach besser geeignet. Das kann in Notfällen sehr wichtig sein“, sagt Grothoff.

Laut des Kreises seien „Einsatz-Szenarien“ die „Unterstützung beim Marsch von ganzen Einsatzkonzepten (Bereitschaft/ABC-Einheiten, Hilfsorganisationen), die Lotsentätigkeit, der Botendienst/klassischer Melder, die Erkundung“ von der Einsatzstelle aus. Das Motorrad kann der Kreis ab sofort und jederzeit per Alarmierung der Feuerwehrbereitschaft für den Kreis oder durch Kreisbrandmeister Keuter anfordern. Und auch bei überörtlichen Einsätzen könnte das Delbrücker Motorrad mit einem Fahrer zum Einsatz kommen.

Blick zurück auf die Flut 2021. Solch ein Motorrad hätte sich Grothoff auch nach der Flutkatastrophe 2021 und während des Einsatzes von Feuerwehrkräften des Kreises Paderborn in der Kleinstadt Altena im Märkischen Kreis in NRW gewünscht. „Wir kamen zunächst nicht dorthin und mussten zu Fuß weiter. Das hat uns Stunden gekostet. Mit einem Motorrad wäre ich runter ins Tal gefahren“, sagt Grothoff. Beispielsweise auf Ebene der Kreisbrandmeister sei das Thema dann besprochen worden. Im Kreis Paderborn gehöre das Motorrad als „Facheinheit Meldekrad“ zu den Facheinheiten „Information und Kommunikation“ des Kreises Paderborn.

Neu sei die Idee eines Einsatzmotorrads indes nicht, betont Grothoff. Bereits zwischen 2010 und 2015 habe Delbrück ein eigenes Motorrad gehabt. Zudem habe es mal eines in Hövelhof sowie in den 1960er-Jahren und Anfang der 70er-Jahre in Paderborn gegeben. Noch hat das Delbrücker Motorrad mit einem 850 Kubikzentimeter großen Motor und 95 PS kaum Kilometer runter. In der Sparte „Sonderkunden“ bietet BMW solche Motorräder für den Einsatz bei Behörden ab Werk an. Auch die rote Folierung mit der Rufnummer „112“ sowie die blaue Rundumleuchte hinten, die Blaulicht-Scheinwerfer vorne oder Lautsprecher gehören zur Sonderausstattung.

Zudem gab es vom Hersteller einen Helm mit Bluetooth-Verbindung für das kabellose Sprechen über Funk, und es gibt ein Navigationsgerät. Vier weitere Helme sowie fünf Sätze Motorradjacken und -hosen in verschiedenen Größen soll die Delbücker Feuerwehr nun bekommen. Mit der Maschine ist Grothoff bereits durch Delbrück gefahren, etwa zum Ordnungsamt. „Kinder haben gewinkt, und mich hat eine ältere Frau angesprochen, die das ganz toll fand. Und dann meinte sie, wenn sie jünger wäre, würde sie auch gerne mal fahren“, erzählt Grothoff und lächelt. Auch deshalb verweisen er und Strunz darauf, dass das Motorrad beispielsweise bei Festen oder dem Tag der offenen Tür der Feuerwehr für Aufmerksamkeit sorgen kann. Nächste Möglichkeit hierfür ist beim Kreisschützenfest in Marsberg.

Bericht: Westfälisches Volksblatt