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18. Juli. Borchen.

Feuerwehr Borchen erhält neues Fahrzeug. Wehrführer Bernd Lüke berichtet aus dem Alltag der Einsatzkräfte. Brände, technische Hilfe, Fortbildungen und wenn nötig Hilfe im Katastrophengebiet: Was Feuerwehrarbeit in Borchen in der Praxis bedeutet, darüber hat Wehrführer Bernd Lüke jüngst dem Rat der Gemeinde Borchen berichtet.

 

Borchen. Wie groß muss ein neuer Rüstwagen wirklich sein? Reicht nicht ein kleinerer Typ, der weniger kostet? Und wo lässt sich eventuell sonst noch etwas einsparen? Mit diesen Fragen haben sich die Borchener Fraktionen in den Ausschusssitzungen vor der Sommerpause beschäftigt.

Im Raum standen Beschaffungskosten von 650.000 Euro für den neuen Rüstwagen, die auf den Gemeindehaushalt zukommen. Was es aber in der Praxis heißt, ehrenamtlich für die Feuerwehr Borchen im Einsatz zu sein, womit die Löschzüge mittlerweile konfrontiert sind und welche Gefahren damit einhergehen können, das schlüsselte Bernd Lüke eindrucksvoll auf.

Die Einsatzzahlen sind von 2021 bis 2022 deutlich angestiegen und lagen über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. 5377 Einsatzstunden leisteten die Einsatzkräfte aus Borchen im Jahr 2022. Zahl der Einsätze steigt Technische Hilfe nahm davon ungefähr zwei Drittel ein, ein Drittel waren Brände. Vor der Sommerpause lag die Feuerwehr Borchen bei 102 Einsätzen. „Wenn das so weitergeht, wird es dieses Jahr eine Steigerung geben“, prognostiziert Lüke.

Insgesamt engagieren sich in den fünf Löschzügen 252 Feuerwehrmänner und -frauen aktiv in der Einsatzabteilung. Hinzu kommen 60 Mitglieder der Ehrenabteilung und sechs weitere der Unterstützungseinheiten. Am liebsten redet Bernd Lüke übrigens über den Nachwuchs. Die Jugendfeuerwehr ist mit 51 Mitgliedern derzeit gut aufgestellt. „Um den Nachwuchs müssen wir uns keine Sorgen machen“, freut er sich. Beim Löschzug Kirchborchen gibt es sogar aktuell eine Warteliste: „Seit wir das Eintrittsalter auf 10 Jahre gesenkt haben, rennt man uns die Bude ein“, gibt Lüke einen Eindruck vom Zuspruch.

Welche Bedeutung die Nachwuchsarbeit für die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr hat, stellte er auch heraus: „Pro Jahr verlieren wir im Schnitt fünf Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen. Um den Weggang auszugleichen und leicht zu wachsen, müssen wir zirka zehn neue Mitglieder pro Jahr aufnehmen. Zwei Drittel davon kommen aus der Jugendfeuerwehr, die unverzichtbar für uns ist.“ 422 Stunden Grundausbildung Auch dem Thema Ausbildung widmete sich der Wehrführer: 422 Stunden investiert ein junges Feuerwehrmitglied in den ersten Jahren in die eigene Grundausbildung. Hier sind alle wesentliche Lehrgänge inbegriffen, die auf Gemeindeebene als auch auf Kreisebene absolviert werden können. „Das machen sie am Wochenende oder abends in ihrer Freizeit“, betonte Lüke. Hinzu kommen 288 Stunden ergänzende und aufbauende Lehrgänge, die viele zusätzlich absolvierten.

„Wir haben fleißige Kameradinnen und Kameraden, vor denen man nur den Hut ziehen kann“, freut sich Bernd Lüke über sein motiviertes Team. Hinzu kommen noch die Führungslehrgänge und Seminare am Institut der Feuerwehr in Münster. Einen Einblick in die Art der Einsätze, die die Feuerwehr Borchen absolviert, gab es zudem. Zwei Geldautomatensprengungen in einem Jahr bezeichnet der Wehrführer als Herausforderung für das Team: „Das ging zwar glimpflich für uns aus.

Aber es gibt immer wieder neue Einsatzsituationen, mit denen man nicht rechnet.“ Nach dem Tornado im Mai 2022 sei die Borchener Wehr den Paderborner Kollegen zu Hilfe geeilt. „Wir sind Teil der Bezirksreserve des Kreises Paderborn. Wenn irgendwo Hilfe notwendig ist, wie zum Beispiel beim Elbe-Hochwasser, werden die Bereitschaften aus Paderborn/Höxter länderübergreifend eingesetzt. Wir waren auch nach der Flut im Ahrtal vor Ort“, erzählt Lüke. Für sein Team eine Selbstverständlichkeit, wie er betont: „Wenn ein Tornado durch Borchen zieht, wären wir auch auf Hilfe der umliegenden Feuerwehren angewiesen. Deswegen engagieren wir uns.“

Ein großes Danke schickte er in Richtung der Arbeitgeber, die die Kameradinnen und Kameraden für die Einsätze immer wieder freistellten.

Aus Borchener Sicht besonders in Erinnerung geblieben ist der Strohballenbrand bei Schloß Hamborn im August 2022, da das Feuer auf den dahinter liegenden Wald überzugreifen drohte. „Das Feuer vom Wald fernzuhalten, war eine Herausforderung. Alle Fahrzeuge waren im Einsatz. Wir haben 150.000 Liter Wasser aus einer Zisterne in Schloß Hamborn geholt, um den Wald zu schützen“, berichtet Bernd Lüke und betont: „All unser Material ist gut und teuer, macht sich aber auch bezahlt.“

Zum Beispiel im Fall eines Mannes, der im Januar 2022 nach einem Auffahrunfall zweier LKW in seiner Fahrerkabine eingequetscht wurde. „Da haben wir von drei Seiten aus mit unseren hydraulischen Rettungsgeräten gearbeitet, um ihn zu befreien“, erinnert sich Bernd Lüke und machte gegenüber der Ratsfraktionen ganz deutlich, dass sich hier jeder Euro der beschafften Gerätschaften bezahlt gemacht hat. Der Fahrer konnte letztendlich lebend aus dem Wrack des LKWs gerettet und an den Rettungsdienst übergeben werden. Der Tod zweier Feuerwehrkameraden aus St. Augustin, die bei einem Einsatz in einem brennenden Motorradladen im Juni 2023 ums Leben kamen, hat auch die Freiwillige Feuerwehr Borchen erschüttert: „Was am Ende auch immer zu dem Tod der Feuerwehrkameradin und des Feuerwehrkameraden geführt hat, am Thema Sicherheit der eigenen Kameradinnen und Kameraden sollten wir nicht sparen. Sie können mit uns über alles verhandeln, aber nicht über die Sicherheit der eigenen Kräfte. Jedes Jahr kommen im Land Kameraden zu Tode. Ich will nicht zu einem Angehörigen eines Kameraden müssen, um ihm oder ihr zu sagen, dass ihr geliebter Mensch im Einsatz schwer verletzt oder gar umgekommen ist“, stellt Bernd Lüke klar.

Zum Abschluss warf der Wehrführer den Blick nochmal auf einen Bereich, in dem die Einsätze zugenommen haben: der Tierrettung. Er nannte als Beispiel den klassischen Einsatz einer Katze im Baum: „Solche Einsätze gibt es wirklich.“ Da komme niemand auf die Idee, die Katze selbst hinunterzulocken. „Viele Bürger sind heutzutage sehr schnell überfordert, zum Beispiel eine angefahrene Katze zum Tierarzt zu bringen oder einen heruntergefallenen Ast von der Straße zu nehmen. Da werden wir dann gerufen.“ Der Rat der Gemeinde Borchen hat der Anschaffung eines Gerätewagen Logistik Typ 2 mit einem Anschaffungspreis von 650.000 Euro zugestimmt. Der Brandschutzbedarfsplan wird dahingehend fortgeschrieben.

Bericht: Westfälisches Volksblatt