Am heutigen Samstagabend werden Kreisbrandmeister Elmar Keuter und sein Stellvertreter Christoph Müller im Altenbekener Ortsteil Buke mit dem Großen Zapfenstreich und einer Feierstunde aus ihren Ämtern verabschiedet.
Kreis Paderborn. Beide Männer bleiben der Feuerwehr erhalten, werden jedoch unterschiedliche Wege gehen. In neun Jahren gemeinsamer Arbeit an der Spitze der Feuerwehren im Kreis haben sie die Leistungsfähigkeit der knapp 3.200 Aktiven entscheidend verbessert.
Christoph Müller (44) ist seit 1997 Feuerwehrmann. 2010 wurde der kaufmännische Leiter in einem IT-Unternehmen zum stellvertretenden Wehrführer in seiner Heimatstadt Lichtenau berufen. 2014 ernannte ihn der Kreistag zum stellvertretenden Kreisbrandmeister. Elmar Keuter (61) trat bereits 1979 in die Eggewehr ein. Schnell übernahm er dort Verantwortung und wurde Gerätewart. Diese Arbeit machte dem „Schrauber“ richtig Spaß. Unermüdlich bildete er sich fort und besuchte Lehrgang auf Lehrgang. Bis heute dürften es mehr als 100 gewesen sein. 1996 wählte ihn der Gemeinderat zum stellvertretenden Wehrführer, im Jahr 2000 rückte er zum Leiter der Feuerwehr Altenbeken auf. 2005 ernannte ihn der Kreistag zum stellvertretenden Kreisbrandmeister, seit 2011 ist er Kreisbrandmeister.
Auch außerhalb des Paderborner Landes ist sein Fachwissen geschätzt – 2015 wurde er erstmals zum stellvertretenden Bezirksbrandmeister gewählt. Beide Feuerwehrleute haben ihr Amt mit großem Engagement gelebt. „Das kann man nicht mit links machen, da muss man sich parallel zum Beruf voll reinhängen und Tag und Nacht bereit sein“, sagt Christoph Müller. Deshalb sind für ihn auch neun Jahre genug. In Zukunft wird er wieder Zeit haben für Ausbildung und Einsatzdienst bei seiner Lichtenauer Feuerwehr. Einen eigenen Spind im Gerätehaus hat er bereits vor einigen Tagen belegt, und im kommenden Jahr will er wieder aktiv am Leistungsnachweis teilnehmen.
Elmar Keuter, der seit 18 Jahren auf Kreisebene „unter Dampf steht“, weiß ebenfalls, wie belastend das Ehrenamt sein kann. Der anhaltende Stress ließ sein Herz aus dem Takt geraten und hat sein Gehör geschädigt. Spätestens zum 60. Geburtstag im vergangenen Jahr hörte man von ihm Ungewohntes: „Ich habe verstanden“, ließ er wissen. Als der Ausbildungsleiter der Feuerwehren und frühere Rettungsassistent der Feuerwehren beim Kreis seinen Vorruhestand geregelt hatte, war für ihn klar: Am 30. September ist für mich Schluss als Kreisbrandmeister. In den vergangenen Jahren haben Keuter und Müller die Feuerwehren auf neue Füße gestellt.
In Ergänzung zu den wegweisenden Landeskonzepten für Großschadenslagen entwickelten die beiden einen ganzen Baukasten an Konzepten und Strategien, um den Einheiten und Einsatzleitungen bei dynamischen Lagen die Arbeit zu erleichtern. Neu aufgestellt und mit neuen Konzepten ausgestattet wurde die Facheinheit ABC-Gefahrenabwehr, die bei Unfällen oder Störfällen mit biologischen, chemischen und nuklearen Stoffen zum Einsatz kommt. Aufgestellt wurden Wasser- und Löschwassertransportzüge und Wasserförderzüge, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn größere Mengen Löschwasser benötigt oder transportiert werden müssen. „Die brauchen nur einen eigenen Funkkanal, eine halbe Vorlaufzeit und müssen nur wissen, von wo das Wasser wohin gebracht werden muss, der Rest läuft automatisch“, weiß Keuter aus Erfahrung.
Bewährt haben sich auch vorgeplante Bereitstellungsplätze, das System fester Ansprechpartner („Zugführer vom Dienst“) bei den Hilfsorganisationen und die Einrichtung eines Logistikzuges, der zu gleichen Teilen von der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen besetzt wird. Landesweite Beachtung fand dessen Soloeinsatz während der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021. Keuter regte auch die Bildung von Örtlichen Einsatzleitungen (ÖEL) an. Auch die Gründung der ersten Höhenrettungseinheit im Kreis ging auf seine Initiative zurück. Mehrfach leitete er auch Einsätze der überörtlichen Feuerwehrbereitschaft 3. Besonders intensiv geworden ist die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk (THW).
Spätestens seit den Hochwassereinsätzen ist Keuter und Müller klar, dass dem Katastrophenschutz durch den Klimawandel eine immer wichtigere Rolle zukommt. Daher liegt der Fokus der Planungen im Kreis auch auf der Abwehr von Flächenbränden, Stürmen und Hochwasserlagen. Beide begrüßen auch die späte Einsicht der Politik, dass der Abbau des Katastrophenschutzes als Spätfolge der Deutschen Einheit ein Sparen am verkehrten Ende war. Auch wenn die Zahl der aktiven Einsatzkräfte in den vergangenen im Kreis deutlich angestiegen ist, rechnen Keuter und Müller damit, dass in Zukunft die Zahl der Ehrenamtlichen langfristig sinken wird. Vor allem die Bereitschaft, sich längerfristig zu binden oder Verantwortung zu übernehmen, lässt nach. „Heute fehlen bereits ganze Altersgruppen in den Feuerwehren“, so Müller. Umso wichtiger ist daher die Rolle der Kinder- und Jugendfeuerwehren zur Nachwuchsgewinnung. „Rote Autos kann man kaufen, die Menschen aber nicht“, so Elmar Keuter.
Der scheidende Kreisbrandmeister freut sich schon auf die nächsten Einsätze mit dem Löschzug Buke – gern als Maschinist am Steuer oder an der Pumpe. Und er übernimmt neue Verantwortung: Am 27. Oktober wird er als Nachfolger von Michael Kirchhoff als neuer Bezirksbrandmeister und damit als oberster Feuerwehrmann im Regierungsbezirk Detmold eingeführt. Stellvertreter wird der bisherige Gütersloher Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper. Niemals geht man also so ganz.
Infokasten. Im Kreis Paderborn übernimmt der bisherige zweite stellvertretende Kreisbrandmeister Andreas Müller (51) kommissarisch das Amt des Kreisbrandmeisters. Unterstützt wird er dabei von den bestellten Einsatzleitern Alfons Bunte und Peter Kesselmeier, Müller übernimmt auch den Vorsitz im Verband der Feuerwehren (VdF) im Kreis Paderborn. Diese Aufgaben nimmt automatisch der Kreisbrandmeister wahr.
Landrat Christoph Rüther will die vakanten Posten bis Jahresbeginn neu besetzen. Bis dahin läuft die Lehrgangs- und Ausbildungsmanagement über das neu geschaffene Amt Katastrophenschutz in der Kreisverwaltung. Unklar ist noch, ob der Kreisbrandmeister künftig weiterhin im Ehrenamt oder hauptberuflich tätig sein wird. In den vergangenen Jahren kamen die Kreisbrandmeister überwiegend aus dem Rettungsdienst und waren damit per se Kreisangestellte. Christoph Müller sieht eine hauptamtliche Lösung zwiespältig: „Ehrenamtlich lässt sich die Arbeitsflut kaum mehr stemmen, doch wer von 8 bis 16.30 Uhr im Büro sitzt, verliert sehr schnell den Kontakt zur Basis und kennt die Feuerwehr bald nicht mehr.“
Bericht: Ralph Meyer VdF