Drehleiter überzeugt. Hauptausschuss informiert sich über Rettungsgeräte.
Salzkotten (WV). Nicht nur kleine Jungs bekommen leuchtende Augen, wenn sie große Feuerwehrautos sehen. Auch so mancher Erwachsener gerät ins Staunen und Schwärmen, wenn bei einem Hubrettungsfahrzeug die 30 Meter lange Leiter ausgefahren wird.
So auch während des jüngsten Sitzungstermins des Salzkottener Haupt- und Finanzausschusses. Ihre Zusammenkunft hatten die Kommunalpolitiker ans Feuerwehrgerätehaus im Eichfeld verlegt. Denn sie müssen in den kommenden Wochen entscheiden, ob die 24 Jahre alte Drehleiter durch eine neue oder durch eine so genannte Teleskopmastbühne ersetzt werden soll.
Bekanntlich besteht dringend Handlungsbedarf.
Eine neue Drehleiter kostet jedoch rund 700 000 Euro. Eine Teleskopmastbühne wäre in der Anschaffung bis zu 70 000 Euro günstiger. Um Entscheidungshilfen zu bekommen, hatte die Verwaltung mit Klaus Thrien von der Feuerwehr Paderborn und Marcus Reindl von der Herstellerfirma Iveco Magirus Drehleiter-Experten eingeladen, die über Vor- und Nachteile der Fahrzeuge informierten. »Wir sollten bei der Anschaffung auf Salzkottener Gegebenheiten eingehen und das für uns richtige Gerät anschaffen. Dabei sollten wir uns an feuerwehrtaktischen- und technischen Anforderungen orientierten«, hatte zuvor Stadtbrandinspektor Alfons Bunte gesagt.
Im Verlauf der Sitzung schlug das Pendel immer deutlicher für die teurere Drehleiter aus. »Beide Fahrzeuge haben ihre Berechtigung«, sagte Marcus Reindl, Vertriebsingenieur bei Magirus und selbst Feuerwehrmann. Die Bühne sei aber als primäres Einsatzfahrzeug nicht zu empfehlen, sondern könne ein ergänzendes Gerät sein. Eine Drehleiter habe viel größere Standsicherheit und sei etwa doppelt so schnell einsatzbereit. Ebenso gebe es bei der Bühne Einschränkungen in der Reichweite.
Eine große Rolle spielt auch das Gewicht der Fahrzeuge. Gemäß Landesbaurecht dürften Untergründe mit maximal 16 Tonnen belastet werden. »Eine Teleskopbühne kann man aber nicht unter 18 Tonnen bauen«, so Reindl. Auch sei die Bedienung einer Bühne schwieriger.
Die Firma Magirus stellt sowohl Drehleitern als auch Bühnen her. Der Anteil der Bühnen betrage inzwischen nur noch drei bis vier Prozent und sei überwiegend für den Export bestimmt. Die Berufsfeuerwehr der Stadt Hamburg habe vier Teleskoprettungsbühnen angeschafft, nutze diese aber nur als ergänzendes Arbeitsgerät. Die Rettungsbühnen seien einmal eine kostengünstigere Alternative gewesen, doch inzwischen seien auch hier die Anforderungen so hoch, dass maximal 70 000 Euro einzusparen seien.
Während die Ausschussmitglieder die Arbeitsweise einer Drehleiter vor Ort begutachten konnten, war eine Rettungsbühne nicht verfügbar. Brigitte Kesternich (FDP) bedauert die fehlende Vergleichsmöglichkeit. Bürgermeister Michael Dreier stellte jedoch eine Busfahrt nach Bad Salzuflen oder Bergkamen, wo es solche Geräte gibt, in Aussicht, falls dies gewünscht sei. Dreier selbst ist jedoch von »den Vorteilen einer Drehleiter überzeugt«.
Die Paderborner Feuerwehr hatte zu Anschauungszwecken ihre Drehleiter nach Salzkotten gefahren. Klaus Thrien (2. von rechts) erläuterte die Funktionsweise des Rettungsgerätes.
Foto: Neesen
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Bericht: Westfälisches Volksblatt von Marion Neesen.
Bericht: Neue Westfälische
Anschauungen für neue Feuerwehr-Drehleiter
Salzkotten (fin). Eine neue Drehleiter oder ein Hubrettungswagen - das ist die Frage nicht nur für die Feuerwehr in Salzkotten, sondern auch für die Verantwortlichen in Bad Wünnenberg und Bad Lippspringe.
Um die richtige Entscheidung zu finden, ließ sich der Hauptausschuss des Salzkottener Stadtrates am Montagabend die Drehleiter aus Paderborn vorführen. Der Sälzer Stadtbrandinspektor Alfons Bunte erklärte den Lokalpolitikern zunächst die Anforderungen bei der Ersatzbeschaffung. Klaus Thrien, Paderborner Ausbilder an der Leiter und sogar Buchautor zum Thema, stellte dann das Fahrzeug vor.
Ein Mitarbeiter der Firma Iveco Magirus erklärte die Unterschiede zum Hubgerät. "Deutliche Vorteile für die Leiter", bilanzierte am Morgen nach der Sitzung Ulrich Berger, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. In den Fraktionen werde nun weiter über die 700.000-Euro-Investition und den Fahrplan der Anschaffung beraten. Im Haushalt steht sie für 2013/14.
Foto: Vorführung der Paderborner: Feuerwehrmann und Drehleiter-Maschinist Markus Pahls (vorn) am Korb des Fahrzeugs. Ausbildungsleiter Klaus Thrien erklärt Salzkottens Bürgermeister Michael Dreier (vorn l.) und den Mitgliedern des Hauptausschusses die Technik. FOTO: KARL FINKE
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