Standortschließung vom Tisch. Mit weniger als 14 Löschgruppen ist in Lichtenau keine zeitgerechte Hilfe möglich.
Mit sichtlicher Erleichterung quittierten am Mittwochabend rund 65 Feuerwehrleute das einstimmige Votum des Feuerwehrausschusses, alle 14 Löschgruppen und -züge der Lichtenauer Feuerwehr aufrecht zu erhalten.
Lichtenau: Auf Basis dieses Votums soll jetzt der Brandschutzbedarfsplan gemeinsam mit der Feuerwehr fortgeschrieben werden, unterstrich Bürgermeister Dieter Merschjohann.
Bereits unter Merschjohanns Vorgänger Karl-Heinz Wange waren erste Überlegungen über die Köpfe der Feuerwehr hinweg angestoßen worden, die Zahl der Feuerwehr-Standorte im Stadtgebiet Lichtenau zu reduzieren, um langfristig Kosten sparen zu können.
Lichtenaus Bürgerneister Dieter Merschjohann stellte fest, dass eine Schließung von Standorten und Kostengesichtspunkten allenfalls langfristig Geld spart; eine kurzfristige Entlastung sei dadurch nicht zu erwarten. Wichtiger als mögliche Einsparungen wiegen allerdings die so genannten Schutzziele - die Hilfsfristen, die Mindesteinsatzstärke und der Erreichungsgrad.
Innerhalb von acht Minuten sollten mindestens neun Feuerwehrleute an der Brandstelle sein, nach 13 Minuten müssen es 16 sein, um Menschen aus einem brennenden Gebäude retten zu können. Bei 13 Minuten nach Brandausbruch liegt die Überlebensgrenze für die Opfer im Brandrauch bei 17 Minuten sprechen Fachleute übereinstimmend von der Reanimationsgrenze.
Nahezu in allen Orten der Flächenkommune Lichtenau kann die Hilfsfrist von acht Minuten nur von der dort stationierten Einheit selbst eingehalten werden. Besser sieht es bei den nachrückenden Einheiten aus. Etwa 50 Prozent des Stadtgebietes ist innerhalb der 13-Minuten-Frist von Nachbarlöschgruppen zu erreichen. Trotz 300 Feuerwehrleuten gibt es Mängel beim Parameter Funktionsstärke. Nach 16.30 Uhr und an Wochenenden sind genügend Feuerwehrwehrleute in Lichtenau präsent. Allerdings sieht es mit der Tagesverfügbarkeit an Werktagen zwischen 7 und 16 Uhr sehr mäßig aus, so Merschjohann, da der größte Teil der Feuerwehrleute außerhalb arbeitet.
Bei einer Schließung einzelner Standorte gehen Verwaltung und Wehrführung von einem deutlichen Mitgliederschwund aus, die die das Problem der Tagesverfügbarkeit weiter verschärfen würde. Walter Kurte (FDP) weiß, dass sie Stadt angesichts notwnediger, größerer Fahrzeugbeschaffungen "die Kostenseite nicht stemmen" kann und fügte hinzu: "Wir werden härtete Entscheidungen treffen müssen". Merschjohann riet, die Zusammenarbeit zwischen der Standorten und mit Nachbarwehren zu stärken. "Ich unterschreibe keine Vorlage, die die Hilfsfrist von acht Minuten nicht einhält", gab er zu bedenken und betonte, die Feuerwehren seien auch Teil des dörflichen Lebens. Josef Hartmann (SPD) sagte: "Die Wehrführung hat uns überzeugt, dass Mängel bei der Erreichung der Schutzziele nicht mit weniger Einheiten zu beheben sind."; Merschjohann sagte, Stadt und Feuerwehr würden gemeinsam dort dort sparen, wo es geht. Wörtlich fügte er hinzu: "Wir sind auf dem richtigen Weg.".
Einsparungsdebatte vertagt.
Nach kurzer Debatte wurde das Thema von Einsparungen bei den freiwilligen Leistungen im Bereich des Brandschutzes bis nach einer interfraktionellen Beratung von der Tagesordnung abgesetzt. Zur Debatte stand, die bisherigen Entgelte für die Hydrantenkontrolle sowie die Förderbeiträge für die Löschgruppen und -züge zunächst für ein Jahr auszusetzen. Das kombinierte Einsparpotenzial würde rund 4.000 Euro betragen.
Lichtenaus Wehrführer Heinz Jürgen Eikmeier meinte, die Hydrantenkontrolle könne auch durch die Stadtwerke erfolgen, was allerdings auch dort Mehrkosten verursachen würde. Den Förderbetrag sieht er "als Anerkennung für die Arbeit der Feuerwehr" an, zumal bestimmte Kosten gar nicht geltend gemacht würden.
Bericht / Foto: Neue Westfälische, von Ralph Meyer.
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Westfälisches Volksblatt
Alle Feuerwehren bleiben erhalten
Keine Streichung von Löschgruppen und -zügen in Lichtenau
Von Sebastian Schwake
Lichtenau (seb). Aufatmen bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Lichtenau: Alle 14 Löschzüge und -gruppen sollen erhalten bleiben. Eine Auflösung oder Zusammenlegung einzelner Wehren ist damit vom Tisch.
Sie bergen, löschen, retten - und prägen das Leben in den 15 Dörfern: die 300 Feuerwehrleute aus der Stadt Lichtenau. Auch über 2012 hinaus soll es in allen Ortsteilen bis auf Herbram-Wald einen Löschzug oder eine -gruppe geben.
Der Feuerwehrausschuss hat das dem Rat empfohlen und ist mit dem Beschluss dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt.
Walter Kurte (FDP) hatte zunächst deutlich gemacht, dass die Stadt »nicht mehr um eine Strukturveränderung bei der Feuerwehr« herumkomme. Mit Blick auf den Brandschutzbedarfsplan, den die Stadt über 2012 fortschreiben muss, kämen Summen auf den Haushalt zu, die »nicht mehr zu stemmen« seien. »Irgendwann müssen wir härtere Entscheidungen treffen«, sagte der Liberale. Wenn sich die Politik und die Stadtverwaltung aber für den Erhalt aller Wehren entscheide, müssten diese auch entsprechend ausgerüstet werden, forderte er und blickte in Richtung der 65 Feuerwehrleute, die zur Sitzung in das Technologiezentrum gekommen waren. CDU und SPD machten deutlich, dass sie dem Verwaltungsvorschlag folgen werden.
Bürgermeister Dieter Merschjohann hatte zuvor erläutert, warum er alle Löschzüge und -gruppen erhalten will. Es sei aus Kosten- und Gesetzesgründen nicht sinnvoll, einzelne zusammenzulegen oder aufzulösen. Eine Feuerwehr, die nicht innerhalb von acht Minuten an der Einsatzstelle ist, könne ihren gesetzlichen Auftrag, die Menschenrettung, nicht erfüllen. Weil sich das Stadtgebiet über eine Größe von 192 Quadratkilometern erstreckt, sei die Wahrung dieser Hilfsfrist nur dann möglich, wenn sich im Ort eine Feuerwehreinheit befinde. Zudem schwinde die so genannte Tagesverfügbarkeit bei Auflösung oder Zusammenlegung. Schon heute gäbe es Probleme mit dem Einhalten der Hilfsfrist, wenn es tagsüber brennt, weil viele Wehrleute nicht in ihren Heimatorten arbeiteten.
Kurzfristig gäbe es keine Einsparpotenziale, allenfalls mittel- bis langfristig, so der Bürgermeister. »Unsere Feuerwehrhäuser werden wir nicht los.« Der Stadt gehören zwölf, die beiden in Ebbinghausen und Dalheim sind in Privatbesitz und von der Stadt unentgeltlich angemietet. Ein zentraler Neubau eines Feuerwehrgerätehauses »auf der grünen Wiese« würde die leere Stadtkasse zudem mit einem Millionenbeitrag erheblich belasten.
Außerdem seien bei Zusammenlegung oder Auflösung einzelner Züge oder Gruppen Austritte aus dem aktiven Dienst zu erwarten. Sparpotenziale sieht der Bürgermeister über eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit. Blankenrode und Meerhof arbeiten bereits über die Stadtgrenzen hinweg zusammen. Zudem sei die Stadt mit der Wehrleitung in »guten Gesprächen«, um zu schauen, wo gespart und welche Investitionen gestreckt werden könnten.