Paderborner Rettungskräfte trainierten den Ernstfall / Feuerwehrchef Ralf Schmitz lobte die große Einsatzbereitschaft. {gallery}news/2013/131029pb1{/gallery}
Paderborn. Alarm bei der Paderborner Feuerwehr: Bei einer Großveranstaltung ist das Tribünendach eingestürzt. Sofort wird die Behandlungsplatzbereitschaft alarmiert und sammelt sich an der Feuer- und Rettungswache Süd in der Breslauer Straße. Es ist 10.30 Uhr als Feuerwehrchef Ralf Schmitz den Befehl zum Abmarsch an den Unglücksort zur Paderborner Straße gibt. Jetzt rücken etwa 30 Fahrzeuge mit Blaulicht ab, um den Behandlungsplatz für 50 Verletzte aufzubauen.
Zum Glück handelt es sich bei diesem Großalarm am frühen Morgen nur um eine Übung auf dem Gelände der Benteler Arena. Die Paderborner Behandlungsplatzbereitschaft trainiert den Aufbau und die internen Abläufe bei einem Massenanfall von Verletzten. 30 realistisch geschminkte Darsteller mimen die zum Teil schwer verletzten Patienten. Gesa Link (23) zum Beispiel wird von Rettungskräften schwer verletzt in eines der dreigroßen Behandlungszelte gebracht. „Verbrennungen zweiten und dritten Grades, bewusstlos“, übergibt sie ein Helfer an den zuständigen Arzt. In dem Behandlungszelt wird Gesa von einem Arzt und Rettungsassistenten untersucht und behandelt. Mit schwersten Verbrennungen bei über 50 Prozent der Körperoberfläche muss Gesa in eine Spezialklinik verlegt werden. „Der Aufbau eines Behandlungsplatzes ist sehr komplex“, weiß Michael Beivers, Übungsleiter der Paderborner Feuerwehr. Auf rund 2.000 Quadratmeter werden Zelte, Fahrzeuge, Geräte und Materialien so positioniert, dass ein reibungsloser und schneller Ablauf bei der Patientenversorgung möglich ist. Es dauert etwa eine Stunde bis sich die Rettungskräfte gesammelt haben und abfahrbereit sind. Der Aufbau des gesamten Behandlungsplatzes dauert etwa 45 Minuten. Pausenlos werden Verletzte und Betroffene von Einsatzkräften in die Zelte getragen. Andre Rathmann (26) wird in das Zelt der Kategorie „Rot“ gebracht. „Er hat ein spitzes Bauchtrauma“, wird er dem Helferteam um Dr. Matthias Kruse übergeben. Es handelt sich um eine akute lebensbedrohliche Verletzung. Andre Rathmann wird für einen Transport stabilisiert und schnellstmöglich in ein Krankenhaus transportiert.
Insgesamt werden heute 15 leicht, 15 schwer Verletzte ohne akute Lebensgefahr und 15 schwer Verletzte mit vitaler Bedrohung zu den Behandlungszelten transportiert, untersucht, behandelt und versorgt. An der Großübung ist auch die Notfallseelsorge beteiligt. Pastor Peter Scheiwe ist mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Einsatz, um Betroffene und Angehörige zu betreuen. „Die vorgegebene Zeit wurde eingehalten und die Leistungsmerkmale des Behandlungsplatzes konnten wir erfolgreich unter Beweis stellen“, freut sich Brandoberinspektor Michael Beivers, Sachgebietsleiter des Rettungsdienstes der Paderborner Feuerwehr, über das Übungsergebnis.
„Auch das Zusammenspiel zwischen den Hilfsorganisationen, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk hat gut funktioniert.“ Auch Branddirektor Ralf Schmitz, Leiter der Paderborner Feuerwehr, ist zufrieden: „Die Übung hat ihren Zweck erfüllt. Wir konnten in wenigen Bereichen Optimierungsbedarf feststellen, die es nun zu verbessern gilt.“ Schmitz freut sich über das hohe Engagement der vielen Übungsteilnehmer: „Nur mit gut ausgebildeten Helferinnen und Helfern ist es möglich auch im Ernstfall schnelle und professionelle Hilfe zu leisten.“ Viele Besucher – darunter eine Delegation der Feuerwehr aus der französischen Partnerstadt Le Mans sowie Wehrführer aus dem Kreis Paderborn und Vertreter der Bezirksregierung – konnten sich davon überzeugen, dass die Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Deutschem Roten Kreuz, Johanniter Unfallhilfe und Arbeiter Samariterbund für den Einsatz des Behandlungsplatzes gut vorbereitet waren. Die Verletztendarsteller Gesa Link und Andre Rathmann sind ebenfalls mit dem Übungsablauf zufrieden. „Wir wurden ständig überwacht und schnell versorgt. Außerdem wurden wir jederzeit eng betreut, das ist als Patient sehr wichtig“. Die Paderborner Behandlungsplatzbereitschaft hat sich auch schon im Ernstfall bewährt: 2006 bei der Fußballweltmeisterschaft der Männer in Gelsenkirchen und 2011 bei der Weltmeisterschaft der Frauen in Bochum im Einsatz. Vor zwei Jahren wurde die Bereitschaft zu einem Einsatz in Rheda Wiedenbrück alarmiert, als in einem großen Unternehmen Gas ausgetreten war.
Bericht: Neue Westfälische von Dennis Happe
Fotos: Christian Schowert {gallery}news/2013/131029pb2{/gallery}