26. Oktober. Kreis Paderborn.

Wenn die Flut kommt. Land wappnet sich mit neuen Krisenplänen gegen steigendes Hochwasserrisiko.{gallery}news/2013/131026pbkr{/gallery}


Paderborn (WB). An 93 Bächen und Flüssen in Ostwestfalen-Lippe und 448 Fließgewässern in Nordrhein-Westfalen steigt an 6000 Kilometer langen Ufern mit dem Klimawandel auch das Hochwasserrisiko. Landesumweltminister Johannes Remmel erwartet noch häufiger Hochwasser.
Mit Krisenplänen und -karten wappnet sich das Land NRW nach Milliarden-Schäden, die Fluten an Elbe und Donau im Sommer anrichteten, gegen kleinere und extreme Hochwasserlagen.

Minister Remmel (Grüne) hat am Freitag in Paderborn die NRW-Hochwasserrisiko- und -Gefahrenkarten in einem Landkreis vorgestellt, der schon mehrfach vom Hochwasser an Lippe, Alme und Pader heimgesucht wurde und 1965 bei der so genannten Heinrichsflut sieben Todesopfer beklagte. Die Krisenkarten zeigen, welche Krankenhäuser oder Altenheime evakuiert, welche Fluchtwege überflutet oder wo Menschen in Wohngebieten in Gefahr schweben. Sie helfen Behörden in der Planung neuer Wohn- und Gewerbegebiete. Der Umweltminister fordert, in Überschwemmungsgebieten die Ausweisung neuer Baugebiete ausnahmslos zu verbieten. Die Karten zeigen auch, wie weit sich das Hochwasser an den Flüssen ausdehnt und wie tief eine Überflutung ist.

Im hochwassergeplagten Kreis Paderborn wurden nach dem Bau der Aabach-Talsperre weitere 43 Millionen Euro für den Hochwasserschutz vornehmlich in 25 Regenrückhaltebecken und in ein Frühwarnsystem investiert. Diese Rückhaltebecken und Talsperren im oberen Lippegebiet können zusammen 20 Millionen Kubikmeter Wasser einstauen.
Landesumweltminister Johannes Remmel mahnt zur weiteren Vorsorge im Hochwasserschutz. Hochwasserschutz koste weniger als eine aufwändige Beseitigung von Flut-Schäden.

Der Paderborner Bürgermeister Heinz Paus (CDU) rechnet mit bis zu 40 Millionen Euro Schäden, wenn am Zusammenfluss von Alme, Lippe und Pader Hochwasser die Benteler-Werke in Schloß Neuhaus träfe. Die Zähmung der Lippe bildet die wahrscheinlich letzte größere Lücke im Hochwasserschutz des Paderborner Stadtgebietes. Deshalb werden derzeit die Talleseen als Überflutungsflächen naturnah gestaltet: So könnten bei einem so genannten 100- jährigen Hochwasser weitere 500   000 Kubikmeter Wasser aufgestaut werden und Schloß Neuhaus mit den Benteler-Werken schützen, Das kostet den Wasserverband für das Obere Lippegebiet 3,7 Millionen Euro.

Die am Freitag vom Landesumweltminister vorgestellten Risiko- und Gefahrenkarten, zu denen Nordrhein-Westfalen nach EU-Anforderungen verpflichtet sei, sind Teil eines Hochwasserrisiko-Management. Bis auf den Rhein seien weitestgehend alle NRW-Flüsse und -Bäche erfasst, sagte Remmel. Die Karten sind von jetzt an im Internet einsehbar und werden bis zum 22. Dezember für das gesamte Bundesland vervollständigt.

Das Land Nordrhein-Westfalen gibt nach Angaben des Umweltministers neben der Unterstützung beim Bau von Hochwasserschutzanlagen (zum Beispiel Rückhaltebecken) jährlich bis zu 80 Millionen Euro für verbesserte Ökologie von Flüssen und Gewässern aus. Ziel sei es, wie an der Lippe an den Talleseen in Paderborn Gewässern mehr Platz zur Ausbreitung zu geben. Auch das diene dem Hochwasserschutz.

Bis 2025 wolle das Land Nordrhein-Westfalen das Hochwasserkonzept abarbeiten. Es gäbe dafür ausreichend Finanzmittel. Gelegentlich müsse der Minister gar die eine oder andere Kommune auffordern, diese Mittel auch für den Hochwasserschutz abzurufen. Es gebe keine Finanzierungslücke, sondern ein Organisationsproblem. www.flussgebiete.nrw.de

Bericht: Westfälisches  Volksblatt von Karl Pickhardt