Absturzsicherung der Feuerwehren im Einsatz.

Ausbildung in der Feuerwehr Delbrück.{gallery}news/2013/131128w1{/gallery}


Westenholz: Unter Leitung von Brandinspektor Jörg Brunnert "maßgeblich verantwortlich im Bereich Absturzsicherung in der Feuerwehr Delbrück" übten die Kameraden Absturzsicherung an einem Spänebunker im Gewerbegebiet Westenholz. Seit Jahren wird die Ausbildung zum Thema Absturzsicherung in allen Löschzügen der Feuerwehr Delbrück durchgeführt.
 

Ziele der Ausbildung: Die Kameraden sollen nach der Ausbildung sicher und selbständig gemäß den Vorschriften der FwDV 1/2 und den Empfehlungen des Arbeitskreises Höhenrettung NRW Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen durchführen können. An dieser Stelle ein Dank an die Firma Thielemeyer die ihr Betriebsgelände wiederholt der Feuerwehr für Ausbildungszwecke zur Verfügung gestellt hat.{gallery}news/2013/131128w2{/gallery}

Die Höhenrettung unterscheidet sich von der Absturzsicherung wesentlich im Ausbildungsumfang, der Ausrüstung sowie bei den Methoden und Anwendungsbereichen. Freies Hängen im Seil (ab- und aufseilen, etc) also nur mit Sonderausbildung zum Höhenretter.


Auszug aus der FWDV 1/2

Grundsätzlich geht es um unsere Sicherheit, Leben und Gesundheit beim Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen (Höhen und Tiefen). Man unterscheidet dabei die folgenden Bereiche.

1. Halten (mit Feuerwehrleine) ist die Sicherung von gefährdeten Personen und Einsatzkräften mit dem Ziel, einen Absturz auszuschließen.
 Feuerwehrleine und Hakengurt nur noch da wo ein Absturz oder freies Hängen im Seil auszuschließen ist. Als Daumenregel kann man sagen: 2 m vor einer Absturzkannte (Höhe und Tiefe) ist Schluss.
 Ausnahme: Ein freies Hängen der Einsatzkraft in der Feuerwehrleine ist nur zum Zweck der Selbstrettung (Lebensgefahr im Verzug, kein anderer Rückzug möglich) zulässig.

Vorarbeiten
 - Anlegen der Auffanggurte
- Verwendungszwecke der einzelnen Ösen
 - Umgang mit dem Material
 - Karabiner nicht fallen lassen
 - Nicht auf die Seile treten
- nicht über scharfe Ecken ziehen
- Knoten üben
 - HMS
 - Achterknoten (einfach, doppelt, einbinden des Gurtes)
 - Mastwurf (einfach, mit doppeltem Seil)
 - Hinweis: Knoten immer doppelt kontrollieren
 - Suchen eines geeigneten Sicherungspunktes
 - Auf Festigkeit achten
 - Entfernung zum Objekt
 - Darf nicht verrutschen
 - HMS einlegen
- Bei Fahrzeugen ist der Zündschlüssel abzuziehen
 

- Materialbedarf
- Erläutern warum Funkgeräte
- Erläutern warum zwei Feuerwehrleinen
- Den bedarf an Bandschlingen erklären
 Vorsteiger
- Erste Bandschlinge möglichst tief anlegen
- Bandschlingen gegen verrutschen sichern und möglichst kurz anlegen
- Seil von unten nach oben durch den Karabiner führen
- Abstände der Bandschlingen größer werden lassen (1m, 1m, 2m, 3m...)
- Wenn möglich beim ersten Aufstieg ständig Seilverlauf,
 Bandschlingen und Karabiner kontrollieren
- Seilführung um Ecken
 - Umstellen auf Standplatzsicherung
 - Erst Standplatzsicherung einhaken
 - Dynamikseil festlegen
- Doppelten Achterknoten lösen
 Seite: 2 / 5
 Bewegungen an der Standplatzsicherung
- erst Standplatzsicherung einhängen dann Dynamikseil lösen
- zweiten Karabiner einhängen dann erst den ersten öffnen
- wenn möglich Karabiner möglichst hoch anlegen
- erst Dynamikseil einhängen dann Standplatzsicherung lösen
 Heraufziehen von Geräten
 - Keine Dynamikseile verwenden
- Bei Feuerwehrleinen mit Karabiner diesen nicht schmeißen
 - Leinen mit Mastwurf sichern
- Leine bis zum Ende des Einsatzes hängen lassen
 Nachsteiger
- jeder sollte vorher die Tätigkeiten des Vorsteigers durchgeführt haben
 - Vorsteiger muss hochgehen und auf Standplatzsicherung umstellen
 - Zweites Dynamikseil hochziehen
 - Festpunkt auf dem Objekt suchen
- Seilführung an der Absturzkante beachten
 - Dynamikseilende ablassen
 - Nachsteiger einbinden
 - Aufstieg als Nachsteiger
- Geschwindigkeitsvorteil und Materialbedarf erläutern
 Abstieg
- nicht mehr benötigtes Material mit der Feuerwehrleine ablassen
 - umstellen von Standplatzsicherung auf Seilsicherung
 - Dynamikseil einbinden
 - Sicherungsmann informieren
- Standplatzsicherung lösen
 - Beim Abstieg alle Bandschlingen entfernen

Abseilen
- Das Abseilen eventuell mit geringerer Höhe beginnen
 - Festpunkt suchen
 - von oben oder von unten sichern
- Seilführung beachten, evtl. umlenken
- Festpunkt für zweite Sicherungsleine suchen
 - von oben oder von unten sichern
- Seilführung beachten, evtl. umlenken
- Erstes Seil in die obere Öse einbinden
- Sicherungsseil in die hintere Öse einbinden
 - Achterknoten und HMS doppelt kontrollieren
- Erstes Seil vor dem freien Hängen auf Spannung bringen
 - Sicherungsseil locker lassen
 - Langsam und kontrolliert abseilen
 Quersteiger
- Um einen Quersteiger einsetzen zu können muss vorher ein
 Vorsteiger und ein Nachsteiger aufgestiegen sein
 - Der Vorsteiger muss auf Standplatzsicherung umstellen
- Der Nachsteiger muss ausreichend Bandschlingen mitführen
- Das Seil des Nachsteigers wird für den Querstieg benutzt
 - Evt. Neuen Festpunkt suchen
- Seilführung kontrollieren
 - Der Quersteiger arbeitet wie ein Vorsteiger nur in der Waagerechten
- Auch hier die Abstände der Bandschlingen größer werden lassen
 - Bandschlingen so anlegen das bei einem Sturz das Seil nicht
 abgeschert werden kann

Prüfung
- Nach jeder Benutzung sind alle Gerätschaften einer Sichtprüfung zu unterziehen
- Bandschlingen und Seile auf Fäden kontrollieren – Fehler melden
- Karabiner und Ösen auf Risse kontrollieren – Fehler melden
- Set auf Vollständigkeit kontrollieren – Fehler melden
 - Alle Teile dem richtigen Set zuordnen
- Bandschlingen jeweils in Bündel á 5 Stück verpacken
 - Ca. 2 m vom Seilende die Seilbremse mit HMS und Bandschlingen einlegen
 - Auf Sauberkeit achten
- Nasse Textilteile zum Trocknen außerhalb des Sacks aufbewahren
- Prüfkarten ausfüllen
- Seilkarte ausfüllen
 - Klettermeter bei auf und abstieg
- Abseilmeter (gesamte Seillänge vom HMS bis zum Achterknoten)
- das zweite Seil beim Abseilen wird als Klettermeter gezählt
 - nur volle Meter eintragen

HIER ENDET DER EINSATZ DER FEUERWEHRLEINE

2. Auffangen (mit Gerätesatz Absturzsicherung)...
 ist die Sicherung von Einsatzkräften, die Tätigkeiten in absturzgefährdeten Bereichen ausführen müssen, bei denen ein Absturz nicht auszuschließen ist. Nicht gemeint ist damit ein freies Hängen der Einsatzkräfte im Seil (ausser beim Sturz). Das ist ausschließlich der Sonderbereich der Höhenrettung (abseilen, aufsteigen am Seil etc.).

HIER IST DIE GRENZE DER ABSTURZSICHERUNG...
 und der Bereich Höhenrettung beginnt. Die Höhenrettung unterscheidet sich von der Absturzsicherung wesentlich im Ausbildungsumfang, der Ausrüstung sowie bei den Methoden und Anwendungsbereichen. Freies Hängen im Seil (ab- und aufseilen, etc) also nur mit Sonderausbildung zum Höhenretter.

/Halten durch Zurückhalten von einer Absturzkante. Gesichert mit Feuerwehrleine und Gurt oder Gerätesatz Absturzsicherung.
 /Halten durch Sichern von oben (straffe Seilführung). Gesichert mit Feuerwehrleine und Gurt oder Gerätesatz Absturzsicherung. an Absturzkante. Gesichert mit Gerätesatz Absturzsicherung.
 /Vorsteigen mit Sicherung von unten. Gesichert mit Gerätesatz Absturzsicherung.
 /Freies Hängen im Seil im Auf- und/oder Abstieg. Nur mit Zusatzausbildung Höhenrettung! Ausnahme: Selbstrettung bei Lebensgefahr, auch mit Feuerwehrleine.

Gerätesatz Absturzsicherung
 (Empfehlung des Arbeitskreises Höhenrettung NRW)

Auffanggurt mit vorder- und rückseitiger Fangöse
 Der Auffanggurt muß den Anforderungen der DIN EN 361 genügen.
 Empfehlungen:
 * Universalgröße verwenden; unterschiedliche Größen sind im Einsatz umständlicher zu handhaben
 * Seitliche Materialschlaufen sind von Vorteil; hier kann mitzuführendes Material befestigt werden
 * Brust- und Beinschlaufen sollten mit Schnellverschlussschnallen versehen sein
 * Eine Rückenstütze bietet besseren Tragekomfort

Kernmantel-Dynamikseil
 Das Kernmantelseil muß den Anforderungen der DIN EN 892 genügen.
 Der Durchmesser sollte mind. 10,5 mm betragen.
 Empfehlungen:
 * Durchmesser 11 mm (Ein größerer Seildurchmesser erhöht die Sicherheit!)
 * Seillänge 60 m (mindestend 40 m)
 * Anzahl der Normstürze 8
 * Zusatzanforderung: Scharfkantentest!
 * Fangstoß < 10 kN
 * Für das verwendete Seil können zertifizierte Endverbindungen (Knoten, Auge, usw. ...) als Alternative zum Achterknoten genutzt werden.

Bandschlingen, endlos vernäht
 Bandschlingen müssen den Anforderungen der DIN EN 566 genügen (Empfehlenswert sind Bandschlingen, die zusätzlich den Anforderungen der DIN EN 354 entsprechen).
 Empfehlungen:
 * Zugfestigkeit: mind. 22 kN
 * Anzahl mind. 15 (gilt für Kernmantel-Dynamikseile mit einer Länge von 60 m, andere Seillängen erfordern eine entsprechend größere / kleinere Anzahl Bandschlingen)
 * Länge 80 cm - 120 cm (um Verwechslungen zu vermeiden ist nur eine Länge zu verwenden)
 * Zusätzliche Kennzeichnung mit Herstellungsdatum

HMS-Karabinerhaken
 HMS-Karabinerhaken müssen den Anforderungen der DIN EN 12275 genügen.
 Es sind Karabiner mit Schraubverschluß zu verwenden (Achtung: Diese Karabiner sind nicht für Bereiche mit starken Schwingungen geeignet, z.B. Hubschraubereinsätze, bestimmte Industriebereiche,...!).
 Die Verwendung von Aluminium- oder Stahlkarabinern ist freigestellt!
 Empfehlung:
 * Mindestfestigkeit: 22 kN
 * Anzahl: mind. 17 = Anzahl der eingesetzten Bandschlingen + 2 zusätzliche Karabiner als Anschlagkarabiner und Verbindungsmittel zwischen Seil und Gurt
 * Möglichst große Schnapperöffnung, da Karabiner häufig auch als direktes Anschlagmittel an geeigneten Festpunkten verwendet werden

Sicherung im Nahbereich (bis 2 m)
 Eine Sicherungsmöglichkeit mit Falldämpfer nach DIN EN 355 für Sicherungsmann und / oder Retter.
 Befindet sich der Sicherungsmann im absturzgefährdeten Bereich, ist er ebenfalls mit einem Auffanggurt auszustatten.
 Empfehlung:
 * Falldämpfer mit 2 großen Anschlagkarabinern (sog. Y-Schlingen mit Rohrhakenkarabinern)
 Helmlampen
 Um ein sicheres Arbeiten in der Dunkelheit zu ermöglichen, wird der Einsatz von Helmlampen für jeden zu sichernden und ggf. auch für den Sicherungsmann empfohlen. Die Ausleuchtung einer höher gelegenen Einsatzstelle vom Boden aus, ist aufgrund von Blendwirkungen nicht möglich. Halteclipse ermöglichen es, herkömmliche Helmlampen auf Feuerwehrhelme zu montieren.

Transportsäcke
 Empfehlung:
 * Inhalt mind. 30 l
 * Tragriemen
 * wasserundurchlässig
 * Rucksackbegurtung

Zusätzliche Ausrüstung
 Kantenschutz
 Dem Gerätesatz ist eine ausreichende Menge Kantenschutz beizufügen.
 Als Kantenschutz eignen sich:
 * Industriell gefertigter Kantenschutz (für Bandschlingen und Seile)
 * Wolldecken (ggf. für Seile)
 * D-Druckschläuche (um Bandschlingen einzuziehen)
 Handschuhe
 Hier eignen sich für den Sicherungsmann Feuerwehrschutzhandschuhe (z.B. Leder)

Andere Sicherungsgeräte
 Andere Sicherungsgeräte können eingesetzt werden, wenn eine entsprechende Aus- und Fortbildung am Standort gewährleistet ist. Dabei ist durch die Ausbilder auf die Besonderheiten dieser Sicherungssysteme gem. Gebrauchsanleitung des Herstellers hinzuweisen!

Berichte: FwDV 1/2 mb

Stand 1306 o.G.