Kampf um Notarztstandort geht weiter – Unterschriftensammlung im Delbrücker Land noch bis Freitag.
Delbrück (WV). In der Diskussion um den zweiten Notarztstandort im nördlichen Kreisgebiet hat Bürgermeister Werner Peitz erneut die Delbrücker Forderung nach einer 24-Stunden-Wache für das Delbrücker Land bekräftigt: »Durch die Einsatzbereitschaft von Dr. Johannes Fahl aus Westenholz ist das im Moment der Status quo. Wir wollen künftig nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.«
Im Laufe der Jahreshauptversammlung des Löschzuges Delbrück-Mitte im Hotel Waldkrug erinnerte Peitz daran, dass die Bezirksregierung Detmold voraussichtlich Ende Januar eine Entscheidung darüber fällen wird, wo künftig die zweite Notarztwache im nördlichen Kreisgebiet verankert wird. Krankenkassenverbände möchten, dass das zweite Notarztsystem nach Hövelhof kommt, wo es bereits einen 24-Stunden-Standort gibt (das WV berichtete).
Dagegen wird in Delbrück Sturm gelaufen. Die am 19. Dezember gestartete Unterschriftenaktion ist nach Angaben des Bürgermeisters bislang außergewöhnlich gut verlaufen. Die Unterschriftenlisten werden am 10. Januar eingesammelt und dann der Bezirksregierung in Detmold übergeben.
Peitz: »Wir gehen davon aus, dass sich bis jetzt zwischen 5000 und 7000 in die Listen eingetragen haben.«
Stellvertretender Landrat Bernhard Wissing stellte in der Löschzugversammlung heraus: »Vielfach wurde in den vergangenen Monaten nur hinter Behördentüren über das Thema ›zweite Notarztwache‹ gesprochen. Ich finde es wichtig, dass die Menschen in den vergangenen Wochen verstärkt darüber in Kenntnis gesetzt wurden, worum es überhaupt konkret geht. Man sollte allerdings dabei bleiben, maßvoll zu diskutieren.«
Kreisbrandmeister Elmar Keuter strich heraus, alle Bürger im Kreisgebiet müssten gleich gut versorgt werden. Zur aktuellen Debatte in Delbrück sagte Keuter: »Wenn es die Zahlen hergeben, muss der Notarzt für Delbrück auch in Delbrück stationiert werden. Alles andere könnte ich nicht verstehen.«
Sollte die zweite Notarztwache nach Delbrück kommen, ist davon auszugehen, dass sie – Planungsstand jetzt – montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr besetzt sein würde. Der derzeit als »unterstützendes Notarztsystem« eingestufte Standort in Westenholz/Dr. Fahl würde dann noch für eine Übergangsphase weiterlaufen, danach auslaufen.
Es geht um 800 Fahrten, die Dr. Fahl jährlich im Schnitt übernimmt, bekanntlich Tag und Nacht und auch an Wochenenden.
Wenn die zweite Notarztwache nicht in Hövelhof, sondern in Delbrück verankert werden sollte, hält es Delbrücks Wehrführer Reinhard Brand für absolut erforderlich, dass diese Wache eine 24-Stunden-Versorgung sicherstellen kann, gerade im Hinblick auf den Faktor Zeit im ländlichen Raum mit zum Teil weiten Anfahrtswegen bei Notfällen.
Brand zur eventuellen Regelung montags bis freitags 8 bis 20 Uhr: »Bekommen die Menschen an Wochenenden, nachts oder in den frühen Morgenstunden etwa keinen Herzinfarkt? Hier zählt doch jede Minute! Man sollte deshalb Johannes Fahl an seinem Platz lassen!«
Dies wäre im Sinne des FSHG (Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung) die beste Lösung, Stichwort Örtlichkeitsprinzip. Von einem zeitlichen Heraufsetzen von Hilfsfristen hält Brand aus Sicht der Feuerwehr gar nichts. »Für uns zählt Schnelligkeit. Sie ist das wichtigste Qualitätsmerkmal, wenn Hilfe erforderlich ist. Wer meint, Hilfsfristen hochzusetzen zu müssen, muss das auch verantworten«, wurde der Wehrführer deutlich.
Westfälisches Volksblatt Von Jürgen Spies