Stadt sagt Nein zum Rettungsdienst-Bedarfsplan. Praktikabler Kompromiss zwischen Stadt und Kreis über die Rettungswagen-Besetzung scheitert an den Kassen.{gallery}news/2014/149315pb{/gallery}
Paderborn: Nachdem auch ein Spitzengespräch zwischen Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Heinz Paus die bestehenden Konflikte mit den Krankenkassen über die Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans für Paderborn nicht lösen konnte, wird die Stadt ihr Einvernehmen nicht erklären. Das teilte Jens Reinhard, Sprecher der Stadt Paderborn mit. Damit ist jetzt die Bezirksregierungm Detmold am Zug. Sie wird vermutlich zunächst die beiden Seiten und die Vertreter der Krankenkassen zu einem Gespräch einladen. Sollte dabei kein Kompromiss gefunden werden, wird die Bezirksregierung eine Entscheidung treffen, die nicht mehr angefochten werden kann. Mit einer Entscheidung wird erst in etwa drei Monaten gerechnet, so dass der Rettungsdienstbedarfsplan vermutlich nicht mehr vor der Sommerpause verabschiedetwerden wird, erklärte Landrat Manfred Müller gegenüber der NW.
In der Zwischenzeit – der Entwurf des Bedarfsplan wurde im April 2013 eingebracht hat es aus der Sicht der Stadt durchaus mehrere Verbesserungen gegeben. Die Kernforderungen der Stadt waren die Vorhaltung eines zweiten Rettungswagens rund um die Uhr auf der Wache Nord, eines dritten Tages- Rettungswagens auf der Wache Süd sowie ein weiterer Rettungswagen in der Rettungswache Schloss Neuhaus auch Samstags in der Nacht und Sonntags. Was letztendlich zum Bruch mit den Krankenkassen führte, war die so genannte Spitzenabdeckung. Der Rettungsdienstbedarfsplan gesteht der Paderborner Feuerwehr fünf Rettungswagen sowie zwei Reservefahrzeuge zu. Außerdem stehen auf den Wachen zusätzliche Rettungswagen, so dass die Paderborner Feuerwehr im Notfall bis zu neun Rettungswagen in den Einsatz schicken kann, um eine bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Wenn die Fahrzeuge des Regelrettungsdienstes ausgebucht sind, werden die Reserverettungswagen mit Einsatzkräften des Brandschutzes zur Sicherstellung der sofortigen Bedienbarkeit eines Notfalls besetzt. Pro Jahr passiert das bei der Paderborner Feuerwehr rund 1.700 mal – etwa fünf Mal pro Tag. Das geht natürlich zu Lasten des Brandschutzes. Allerdings verfügt die Feuerwehr Paderborn auch über ein großes Personal an freiwilligen Kräften, auf die man im Notfall zugreifen könne, so Ralf Schmitz, Leiter der Paderborner Feuerwehr. Selbst bei dem katastrophalen Karfreitagsunfall im Jahr 2009 konnte die Feuerwehr noch zwei zusätzliche Rettungswagen mit Brandschutzpersonal der Wache Nord innerhalb der Rettungsfristen besetzen.
In den Spitzengesprächen zwischen Stadt und Kreis kamen Müller und Paus überein, auch bei einer Aufstockung der Zahl der Paderborner Rettungswagen von fünf auf sieben mit den Reserven wir bisher verfahren. „Wir hatten eine Lösung“, so Landrat Müller, doch die scheiterte am Votum der Krankenkassen, die diese Status Quo-Lösung nicht finanzieren wollten. Sie bevorzugen den Einsatz von Rettungswagen aus Borchen, Salzkotten oder Bad Lippspringe, wenn die Fahrzeuge des Paderborner Regelrettungsdienstes ausgebucht sind. Das hat allerdings zu Folge, dass die vereinbarten Hilfsfristen in der Stadt von acht Minuten (im Kreis 12 Minuten) nicht mehr zu halten sind. Der Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplan sieht eine Zielerreichung´von 90 Prozent vor.
Für die Krankenkassen geht es ums Geld. Die Rettungswagen aus dem Umland werden ohnehin von den Krankenkassen bezahlt, die Spitzenabdeckung in der Stadt Paderborn jedoch nicht. jede Rettungswagenfahrt schlägt in der Stadt mit 345 Euro, im Umland dagegen mit 590 Euro zu Buche. Die Bürger sollen nicht die Leidtragenden des Disputs seien. „Kein Patient bleibt auf der Strecke“, Verspricht Herbert Temborius, Leiter des Kreisordnungsamtes.
Bericht: Neue Westfälische Ralph Meyer