„Zwei Stunden, die vielleicht einem Menschen das Leben retten“ - Eine Gemeinde hilft: Hövelhofs Bürgermeister, Schützen und Vereine unterstützen Registrierungsaktion für krebskranken Malteser am Mittwoch, 28. Mai, von 15 bis 21 Uhr in der Gemeindehalle Borchen.{gallery}news/2014/140523k1{/gallery}
Kreis Paderborn (krpb). Er hat jahrelang anderen geholfen und Leben gerettet. Jetzt braucht der 47-jährige Ulrich Hermes aus Hövelhof selbst Hilfe. Der hauptamtliche Helfer der Malteser ist an Blutkrebs erkrankt. „Uli will leben“, steht auf Handzetteln, die derzeit überall in der Region verteilt werden. Diese drei Worte sagen, worum es geht: Menschen wie Uli, die an Leukämie erkrankt sind, eine zweite Chance auf Leben zu geben.
Die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei veranstaltet deshalb gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst Borchen unter der Schirmherrschaft von Landrat Manfred Müller am Mittwoch, 28. Mai, von 15 bis 21 Uhr eine Registrierungsaktion in Kirchborchen. Gesucht werden Stammzellspender mit den nahezu gleichen Gewebemerkmalen. Dringend gebraucht werden aber auch Spendengelder, um die Aktion finanzieren zu können. Jeder Euro zählt. „Der Gedanke, dass Menschen wie Uli sterben müssen, weil wir den möglichen Lebensretter noch nicht gefunden haben, ist doch einfach unerträglich“, sagt Müller. Auch Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens will helfen. „Den Uli, den kenne ich“, sagt er. „Es geht hier um ein Familienschicksal. Die Familie Hermes hat gerade erst ein Grundstück erworben“, so Berens, der prompt Schützen und Vereine zusammentrommelte um zu helfen.,{gallery}news/2014/140524hoe{/gallery} „Uli wird von einer Welle der Hilfsbereitschaft getragen“, zeigt sich auch die Teamleiterin der DKMS, Ingrid Seipolt, begeistert. Und diese Welle ist riesig: In Hövelhof stellt gerade eine Gemeinde unter Beweis, was Freundschaft und Zusammenhalt bedeuten.
„Der Uli ist doch bei uns in der Schützenbrüderschaft. Wir helfen, wenn Menschen in Not sind“, sagt der Schützenoberst der St. Hubertus-Schützenbrüderschaft in Hövelhof, Hubert Bonke. Die Schützen haben deshalb auch einen Bus organisiert. Abfahrt ist am Mittwoch, 28. Mai, um 18 Uhr ab Rathaus Hövelhof. Aber auch Nicht-Schützen aus Hövelhof sind eingeladen, mitzufahren. Bonke bittet lediglich um telefonische Anmeldung unter der Tel. 0171 4677229. Eingeplant sind rund zwei Stunden, dann geht’s von Kirchborchen zurück nach Hövelhof. „Das sind zwei Stunden, die vielleicht einem Menschen das Leben retten können“, sagt Bonke und hofft, dass viele andere dem Beispiel folgen. Natürlich wirbt er mit seinen Schützenkameraden auch im ganzen Schützenverein für „Uli und andere“.
Zusteigen kann man auch von Paderborn aus: Von der Uni Paderborn (Haltestelle Uni/Südring) startet am Mittwoch, 28. Mai, jeweils um 16 und 18 Uhr ein kostenloser Bus Richtung Borchen. Rückfahrt ist jeweils um 17:30 Uhr und um 19:30 Uhr.
„Ist doch klar, dass auch wir dabei sind“, sagt der Vorsitzende des Tischtennisvereins Hövelhof, Klaus-Dieter Borgmeier. Ulrich Hermes ist Mitglied des TTV Hövelhof und Hobbyspieler. In der Wettkampfmannschaft spielt er nicht, „weil das mit dem Dienst auf der Rettungswache nur schwer vereinbar sei. „Das ist ein junger Familienvater, der einen kleinen Sohn hat. Der gerade gebaut hat. Da müssen wir doch helfen“, bekräftigt Borgmeier, der gemeinsam mit seinen Vereinskollegen 500 € an die DKMS weiterreicht.
Auch Indra Bruckmann vom Kommunalen Kindergarten Bentlake kennt die Familie seit drei Jahren. Ulis Sohn geht in ihre Kindergartengruppe, ab Sommer ist er Schulkind. „Wir haben eine enge Bindung zur Familie“, so Bruckmann. Deshalb unterstützt auch der Kindergarten, wo er nur kann. „Die Aktion gibt der Familie ganz viel Kraft“, betont die Erzieherin.
Alle 16 Minuten erkrankt in Deutschland uliein Mensch an Leukämie. Viele Erkrankte müssten nicht sterben. Könnten zurück zu ihrer Familie, zu ihren Kollegen und Freunden, zurück in ihren ganz normalen Alltag, wenn passende Stammzellen für sie gefunden werden. Diese Lebensretter gibt es überall auf der Welt, auch im Kreis Paderborn. Seit 1991 konnten bereits 590 Menschen aus der Region Stammzellen und damit Leben spenden. Ziel der Typisierungsaktionen – wie jetzt in Kirchborchen – ist es, diese potenziellen Retter zu finden.
In Kirchborchen wird erst einmal nur ein wenig Blut aus der Armvene entnommen. Fünf ml Blut reichen bereits, um die Gewebemerkmale erfassen und in einer weltweit angelegten Datenbank hinterlegen zu können.
Mitmachen kann jeder zwischen 18 und 55 Jahren, der in guter gesundheitlicher Verfassung ist. Spender, die sich bereits in der Vergangenheit bei einer Aktion typisieren ließen, brauchen nicht erneut an der Registrierung teilnehmen. Ihre Daten stehen weiter für alle Patienten zur Verfügung.
Dringend gebraucht wird jedoch auch finanzielle Unterstützung. Die Registrierung und Typisierung eines Spenders kostet die DKMS 50 Euro. Als gemeinnützige Gesellschaft ist sie bei der Spenderneugewinnung allein auf Geldspenden angewiesen. Doch zählt am Mittwoch, den 28. Mai in erster Linie das Kommen. Niemand muss Sorge haben, die Kosten übernehmen zu müssen. Jeder kann dann spenden, so viel er mag und kann. Jeder Euro zählt. Auch Kleinstbeträge sind willkommen.
Bericht: Kreis Paderborn