Mit Drehleiter zum Herzanfall.
Paderborner Feuerwehr kritisiert Rettungsdienstbedarfsplan.{gallery}news/2016/160321pb1{/gallery}
Paderborn (WV). Der Laie versteht es nicht und auch für den Feuerwehr-Chef ist es »zu hoch«: Eine Entscheidung der Bezirksregierung und ein Beschluss des Kreistages erschweren den Rettungsdienst in Paderborn.
Auf der Jahreshauptversammlung der Paderborner Feuerwehr am Freitagabend in der Neuhäuser Schlosshalle zeigte Wehrführer Ralf Schmitz kein Verständnis dafür, dass seit dem 1. Juni 2015 die Reserverettungswagen auf den beiden Wachen Nord und Süd nur noch auf Anforderung besetzt werden. Der Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises sehe den Einsatz des Brandschutzpersonals in Springerfunktion auf diesen Wagen nicht mehr vor.
»Um jedoch den therapiefreien Intervall zum Notfallpatienten zu verkürzen«, schilderte Schmitz die Situation, »rücken wir nun, wenn die fest besetzten Rettungswagen der Feuerwachen im Einsatz sind, mit Löschfahrzeugen, Drehleitern, Einsatzleitwagen und Krankentransportwagen aus, um Hilfe zu leisten, bis ein Rettungswagen aus einer entfernten Wache an der Einsatzstelle eintrifft.« Dabei könne es passieren, dass die Mitarbeiter an vollständig funktionierenden Rettungswagen vorbeilaufen. Hochrechnungen hätten ergeben, dass bei Beibehaltung dieses Systems im Schnitt einmal täglich ein First-Responder-Einsatz in Paderborn erforderlich sei. Damit ist die Zeit gemeint, die vom Geschehen des Unfalles oder der Erkrankung, über den Notruf, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder des Notarztes vergeht. Schmitz verwies auf einen derartigen Einsatz am vergangenen Donnerstag, bei dem ein Mensch mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand erfolgreich wiederbelebt wurde. Der Wehrführer: »Wir können nur hoffen, dass schnellstmöglich diese Verfahrensweise im Sinne der betroffenen Patienten ein Ende findet.«
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Ansonsten ist die Feuerwehr in Paderborn gut aufgestellt. Der Stadt, so Schmitz, sei es gelungen, in einer wirtschaftlich angespannten und schwierigen Zeit eine sachgerechte Ausstattung zu gewährleisten. Er bedankte sich bei den Verantwortlichen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gleichzeitig lobte er die 986 Frauen und Männer der Paderborner Feuerwehr für ihren Einsatz im vergangenen Jahr: »Wir haben viel bewegt und erlebt, aber müssen uns auch in Zukunft mit ungeminderter Motivation unseren vielfältigen Aufgaben stellen.
Bürgermeister Michael Dreier schloss sich dem Dank an: Die 1,6 Millionen Euro, die die Stadt in den nächsten zwei Jahren für die Wehr ausgäbe, seien gut angelegtes Geld. Dreier freute sich darüber, dass die Feuerwehrleute ohne lange zu zögern 15 Flüchtlinge in der Wache Süd aufgenommen hätten.
Wie aus dem Jahresbericht hervorging, verringerte sich die Zahl der Brandeinsätze von 517 vom Vorjahr auf 488. Die Hilfeleistungseinsätze stiegen um 11,6 Prozent auf 1390 an. Mit 1878 Gesamteinsätzen im Brandschutz- und Hilfeleistungsbereich hat die Belastung um 115 zugenommen. 13 Menschen (Vorjahr 32) wurden bei Bränden und 139 (100) bei Unfällen von der Feuerwehr gerettet. Es gab keinen Brandtoten, 22 (16) kamen jedoch bei Hilfeleistungseinsätzen ums Leben.
Bericht: Westfälisches Volksblatt von Franz-Josef Herber