Heftige Regenfälle und Starkwind, unpassierbare Straßen und Stromausfälle: Die Kreiseinsatzleitung der Feuerwehr hat ein großes Unwetterszenario geprobt.{gallery}news/2018/180104kfv{/gallery}
Münster/Kreis Paderborn: Ausgangssituation der Simulation war ein schweres Unwetter mit Starkregen und Sturmböen über Ostwestfalen Lippe. Gleich mehrere Städte und Gemeinden im Kreis Paderborn waren dadurch betroffen. Die Pegelstände der Flüsse stiegen dramatisch an.
Die 1,8 Quadratkilometer große Aabachtalsperre in Bad Wünnenberg drohte zu überfluten und musste bereits mit dem Notablass beginnen. Zahlreiche Keller von Wohn- und Geschäftshäusern waren bereits vollgelaufen. Umgestürzte Bäume machten zahlreiche Straßen unpassierbar.
"Durch die zehn Feuerwehren im Kreis Paderborn wurden örtliche Einsatzleitungen eingerichtet. Die Kräfte sind im pausenlos im Einsatz und stoßen an die Belastungsgrenze", erläutert Übungsleiter Elmar Keuter die Lage. Der Kreisbrandmeister hatte das Szenario zuvor mit Experten des Dezernats K2 Krisenmanagement und Forschung des Instituts der Feuerwehr Nordrhein Westfalen (IdF NRW) in Münster.
Zum Glück nur eine Übung - Dennoch hielt sie die Einsatzkräfte drei Tage in Atem.
Die 20-köpfige Kreiseinsatzleitung, besetzt mit Feuerwehrkräften, Fachberatern des Technischen Hilfswerks (THW) und des Roten Kreuzes (DRK), musste das simulierte Szenario "operativ-taktisch" bewältigen.
Statisten und Schauspieler standen dazu als "Einsatzleiter vor Ort", "Landrat", "Wetterxperte" oder "Nachrichtenredakteur" bereit um die geforderten Informationen zu liefern oder schwierige Situationen einzuspielen.. Aus einem Regieraum mit hochmoderner Kommunikationstechnik wurden die einzelnen Lagen in Echtzeit eingespielt.
"Die Teilnehmer sollen durch die Übung ihre persönlichen Fertigkeiten in der Stabsarbeit festigen. Dabei steht die gemeinschaftliche Bearbeitung im Vordergrund", erklärt Brandrat Volk vom IdF NRW.
Im Verlauf des Einsatzes wurde beispielsweise die Evakuierung der Bevölkerung in mehreren Orten durchgeführt: So musste eine Klinik für Neurologische Rehabilitation in Bad Wünnberg aufwendig geräumt werden. Im Paderborner Ortsteil Schloss Neuhaus galt es mehr als 2800 Personen aus einem überfluteten Wohngebiet zu retten. In Delbrück waren die Brandschützer bei einem Gefflügelzuchtbetrieb gefordert - 50.000 Junghennen mussten gerettet werden.
"Zahlreiche Einsätze bedeuten gleichzeitig einen hohen Koordinierungsbedarf", beschreibt Christoph Müller, Leiter der Kreiseinsatzleitung die fiktive Situation. Aus diesem Grund rückten Feuerwehrbereitschaften, Hochleistungspumpen, Betreuungs- und Sanitätseinheiten aus ganz Nordrhein Westfalen zur Unterstützung an. Zwischenzeitlich waren 3000 Brandschützer im Einsatz.
Die Einsatzlage war eine Herausforderung. Dennoch hat die Zusammenarbeit der einzelnen Sachgebiete reibungslos funktioniert. "Gerade die letzten Tage haben gezeigt, dass Unwettereinsätze ein enormes Gefahrenpotenzial besitzen und die Feuerwehren personell und materiell vor große Herausforderungen stellen", berichtet Peter Kesselmeier von der Feuerwehr Hövelhof. Eine intensive Vorbereitung für den Fall der Fälle sei deshalb besonders wichtig.
"Ebenso können wir durch mehrtägige Simulation viele Erkenntnisse mit nach Hause nehmen", ergänzt Müller. Klar sei auch, dass man sich in den kommenden Jahren vermehrt auf schwere Unwetterereignisse vorbereiten und einstellen müsse.
Bericht: KFV Niklas Schäfers