Übung mit Waldbrand und Explosion. 400 Einsatzkräfte proben den Ernstfall auf dem Truppenübungsplatz.{gallery}news/2019/191021s1{/gallery}
Bad Lippspringe: Mit der Trockenheit wächst alljährlich die Waldbrandgefahr. Um für einen solchen Fall in der Senne gewappnet zu sein, haben am Samstag rund 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten zusammen den Ernstfall geprobt.
Wichtigste Lektion: Achtung, Blindgänger! Wie baut man bei einem Waldbrand eine Wasserversorgung über einen Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen auf ? Was ist bei einer Gasexplosion mit mehr als 50 zum Teil lebensgefährlich Verletzten zu tun ?
Drei Monate hatten die Vorbereitungen für die Übung gedauert. An diesem Samstag wurde dann die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Einheiten geprobt. Das vorläufige Fazit von Lippes Kreisbrandmeister Karl-Heinz Brakemeier: »Vieles hat gut funktioniert. Die Kommunikation untereinander ist aber noch ausbaufähig.«
Wenn es um die Senne geht, sind viele Anrainer betroffen. Erste Anlaufstelle bei einem Brand ist aber der Defence Fire & Rescue Service der britischen Streitkräfte, der bei Bedarf die überörtliche Hilfe anfordert. 30 hauptamtliche Feuerwehrleute sind bei der britischen Feuerwehr tätig. Während vielen zivilen Beschäftigten in anderen Bereichen gekündigt worden ist, werden die Feuerwehrleute auch nach dem weitestgehenden Abzug der Briten für den Truppenübungsplatz verantwortlich sein. Das bestätigte Feuerwehrchef Ralf Husemann auf Anfrage. Seit September wisse man, dass der Defence Fire & Rescue Service erhalten bleibe. »Wir haben zwar einige personelle Wechsel, das liegt aber an den Ruhestandsregelungen«, sagte Husemann.
Ulrich Knorr, Bürgermeister der Gemeinde Schlangen, ist heilfroh, dass die Briten weiter Verantwortung übernehmen. »Ansonsten hätte es für die Gemeinde Schlangen ›Gute Nacht Marie‹ geheißen«, stellt der Bürgermeister mit Blick auf die Kosten einer hauptamtlichen Feuerwehr fest. Immerhin 35 der insgesamt mehr als 100 Quadratkilometer des Truppenübungsplatzes liegen im Gebiet der Gemeinde Schlangen. Dabei sei das Gelände brandgefährlich, stellte Knorr fest. Welche Gefahr von alter Munition ausgehen könne, zeigten jüngst die Waldbrände in Brandenburg auf ehemaligen Truppenübungsplätzen.{gallery}news/2019/191021s2{/gallery}
Der Defence Fire & Rescue Service werde weiterhin die wichtige Aufgabe haben, im Einsatzfall die zivilen Feuerwehren der Anrainergemeinden Schlangen, Augustdorf und Hövelhof sowie der Städte Paderborn und Bad Lippspringe über den Platz zu leiten, stellte Kreisbrandmeister Brakemeier fest. Sie hätten die Ortskenntnis, die den örtlichen Feuerwehrleuten fehle. Im Fall eines Unglücks sei es notwendig, dass die Einsatzkräfte möglichst schnell zum Einsatzort gelängen. Brakemeier sprach sich daher dafür aus, Lotsen auszubilden.
»Wir brauchen auch deswegen solche Übungen, weil hier vieles im Boden liegt, was keiner sieht«, stellte Brakemeier fest. Knorr erklärte, bei der Munition im Boden handele es sich um Blindgänger aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Durch Erosion wüchsen diese nun nach oben. Daher sei es wichtig, dass die Feuerwehrleute wüssten, dass sie die Wege nicht verlassen sollten.
Und noch etwas machte die Übung deutlich: Die Anrainer-Kommunen sollten nach Ansicht des Kreisbrandmeisters ihren Fuhrpark vermehrt auf kleine Allradfahrzeuge umstellen, um für die Senne gewappnet zu sein. Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens kündigte an, dass dies bei der Neubeschaffung der nächsten beiden Feuerwehrfahrzeuge längst zum Thema gemacht worden sei. Die Bestellung werde im kommenden Jahr auf den Weg gehen, 2021 werde das Fahrzeug dann geliefert.
Quelle: Westfälisches Volksblatt von Ingo Schmitz, Fotos: WB / VdF