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18. März. Paderborn.

Jahreshauptversammlung Feuerwehr Paderborn. Führungskräfte wandern ab. Feuerwehrchef beklagt »Selbstbedienung« durch Nachbarkreise.{gallery}news/2019/190318pb1{/gallery}


Paderborn: Wenn die Feuerwehr von einem Rekordjahr spricht, heißt das zunächst einmal nichts Gutes. Insgesamt 2167 Mal mussten die Retter im vergangenen Jahr ausrücken – ein Plus von 21 Prozent gegenüber 2017.
Für 24 Menschen kam die Hilfe der Paderborner Feuerwehr zu spät. Neben 23 Opfern, die bei Unfällen ums Leben kamen, war auch eine Brandtote zu beklagen. Der betagten Bewohnerin war trotz eines Rauchmelders nicht mehr zu helfen, sagte der Leiter der Paderborner Feuerwehr, Leitender Branddirektor Ralf Schmitz (57), am Freitag bei der Jahresversammlung der Feuerwehr in der Benhauser Schützenhalle.

Zum größten Einsatz, den die Stadt je erlebt hat, kam es am 8. April des Vorjahres, als eine 1,5-Tonnen-Weltkriegsbombe in der Südstadt entschärft werden musste. 1267 Helfer kümmerten sich um die Evakuierung von rund 26.000 Bürgern. »Nur durch den disziplinierten Einsatz aller Beteiligten war es möglich, diese Herausforderung zu meistern«, bilanzierte Schmitz.

Anerkennung und Dank für diese Leistung zollten in der Versammlung auch Bürgermeister Michael Dreier und Landrat Manfred Müller.
Nach 27 Neueinstellungen im Vorjahr verfügt die Paderborner Feuerwehr derzeit über 984 Mitglieder. Weitere 27,5 Stellen sollen in diesem Jahr hinzu kommen. Wehrleiter Schmitz warnte trotzdem vor der Gefahr, dass Feuerwehrleute in die Nachbarkreise abwandern könnten. Dort erhielten sie eine Ausbildung zu hauptamtlichen Gruppenführern, was in Paderborn aufgrund einer »unzureichenden Bereitstellung von Lehrgangsplätzen« nicht garantiert werden könne. Zudem könnten Nachbarkommunen auch noch mit besser dotierten Planstellen punkten. »Diese Wettbewerbsverzerrung macht unsere Feuerwehr zu einem Selbstbedienungsladen für die umliegenden Kreise«, kritisierte Schmitz.

Getrübt werde die Mitgliederbilanz auch durch die aktuelle Entwicklung bei der Jugendfeuerwehr. Die Abteilung sei von einst über 100 auf jetzt noch 82 Jugendliche zurückgegangen. Besonders prekär sei die Situation bei der Jugendwehr in Marienloh, die nur noch drei Mitglieder habe. Schmitz: »Das lässt erahnen, dass wir dort mit hoher Wahrscheinlichkeit kurz vor der ersten Schließung einer Jugendfeuerwehr in Paderborn stehen.«{gallery}news/2019/190318pb2{/gallery}

 


Im vergangenen Jahr rückte die Feuerwehr Paderborn 619 Mal zu Brandeinsätzen aus – ein Plus von 15,5 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die Zahl der Hilfeleistungseinsätze stieg sogar um 23,2 Prozent auf 1548. Ein Schwerpunkt seien dabei Unwettereinsätze (365) gewesen. Die meisten Notrufe gingen bei der Feuerwehr zwischen 16 und 17 Uhr ein, am ruhigsten war es morgens um 5 Uhr.
Die am stärksten belastete Wache ist die Rettungswache Süd an der Breslauer Straße. Hier bestehe auch die größte Raumnot, sagte Schmitz. Man sei daher froh, dass die Stadt bis zur notwendigen Erweiterung übergangsweise Container aufstellen wolle.

Aus der Hand von Bürgermeister Dreier erhielt Schmitz, der 1999 aus Mönchengladbach nach Paderborn wechselte, am Freitag das Ehrenkreuz der Paderborner Feuerwehr in Gold.
Am 10. April soll in einer Gedenkveranstaltung an den schweren Verkehrsunfall an Karfreitag vor zehn Jahren mit vier Toten erinnert werden, an dem auch ein Drehleiter-Fahrzeug der Feuerwehr beteiligt war.

Foto: Der Chef der Paderborner Feuerwehr, Leitender Branddirektor Ralf Schmitz (Zweiter von links), ist mit dem Ehrenkreuz der Feuerwehr in Gold ausgezeichnet worden. Mit ihm freuen sich (von links) Bürgermeister Michael Dreier, der Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke und der stellvertretende Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Paderborn, Robert Siemensmeyer.
Manfred Stienecke

Quelle: Westfälisches Volksblatt von Manfred Stienecke