Schneller als die Feuerwehr. Die Drohne hebt ab an der Feuerwache Nord und ist kurze Zeit später am Einsatzort.
Paderborn. Die Drohne hebt ab an der Feuerwache Nord und ist kurze Zeit später am Einsatzort. Den Weg findet sie alleine.
Über eine App füttert der Einsatzleiter sie lediglich mit dem Zielort. Noch bevor die Feuerwehrleute vor Ort sind, kriegen sie erste Aufnahmen geliefert von der Drohne. Was in Paderborn noch im Testbetrieb läuft und Anfang des Jahres in den Pilotbetrieb gehen soll, ist einmalig in Deutschland.
„Vor der Lage sein“, ist in Feuerwehrkreisen eine gern gewählte Formulierung. Und die Drohne ist tatsächlich schneller als die Feuerwehr. „Die Drohne wird zur Erkundung vorausgeschickt und liefert uns wichtige Infos schon auf dem Weg zum Einsatzort“, sagt Sebastian Winter, Abteilungsleiter vorbeugende Gefahrenabwehr der Feuerwehr Paderborn. Ihm sei in Deutschland keine Feuerwehr bekannt, die mit automatisiertem Drohnenflug arbeite.
Die Drohne ist Teil eines vom NRW-Wirtschaftministerium mit 1,5 Millionen Euro geförderten Projektes der digitalen Modellregion Ostwestfalen-Lippe. Konkret geht es um die digitale Vernetzung der Paderborner Feuerwehr. Einzellösungen in der zivilen Gefahrenabwehr sollen zusammengeführt werden. Grundlage ist die in Paderborn entwickelte Inspire-App, die unterschiedliche Informationssysteme bündelt. „Wir müssen also nicht mehr in fünf Apps schauen“, sagt Winter.
In der Praxis wird der Vorteil schnell klar: Ein Haus brennt, die Drohne fliegt los, schon auf dem Einsatzwagen wissen die Feuerwehrleute anhand von ersten Bildern, wie die Rauchentwicklung ist, können im besten Falle das Ausmaß einordnen und bereits Rettungskräfte hinzu- oder abziehen. Zudem liefert die App Daten wie genaue Karten, Infos zu Hydranten vor Ort und zu einsatzbereiten Rettungsfahrzeugen. „So können wir die technischen Möglichkeiten für unsere Arbeit gezielt nutzen“, sagt Winter.
Die mit Infrarot ausgestattete Drohne hat 10.000 Euro gekostet. Der Akku reicht für einen Flug von einer halben Stunde. Auf Einsatzwagen sind Ersatzakkus vorgesehen. Die Drohne schafft eine Höhe von 120 Metern, 70 Meter sind aber die Standardflughöhe. Alle Einsatzleiter im Paderborner Gebiet sind als Drohnenpiloten qualifiziert. Alle haben also einen Flugschein gemacht.
Bei Spielen des SC Paderborn ist eine weitere Technologie des Projektes „Integrierte Sicherheits-Pilot-Region“ (Inspire) zum Einsatz gekommen, zu dem auch der Drohneneinsatz gehört. Die Benteler-Arena wurde mit Sensoren ausgestattet, mit denen bei der Partie des SCP gegen Holstein Kiel Bewegungsmuster von Personen in einem Block und im Durchgangsbereich analysiert wurden. „So können kritische Situationen wie Engstellen frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden“, erläutert Sebastian Rammert, der das Projekt mit dem Team vom Paderborner „Safety Innovation Center“ (SIC) koordiniert.
Ein Blick in die Zukunft lässt die Chancen erahnen: Eine Person liegt hinter der Wohnungstür und kann sich selbst nicht helfen. Tür aufbrechen ist oft die einzige Lösung. „Der Trend geht aber immer mehr zu smarten, also schlüssellose Türen“, sagt Rammert. Wenn in der Inspire-App datenschutzkonform Informationen zur Türöffnung im Notfall und vielleicht auch ein Grundriss des Hauses hinterlegt sei, „eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für Rettungskräfte“. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal fliegt die Drohne voraus und macht den Einsatzkräften das Leben ein bisschen leichter. „Und das hilft am Ende der ganzen Bevölkerung“, ist Sebastian Rammert überzeugt.
Westfälisches Volksblatt