Kreisleitstelle in Büren-Ahden zieht Bilanz. Rettungsdienst auch im zweiten Corona-Jahr besonders gefordert. Landrat Christoph Rüther dankt allen Mitarbeitenden des Rettungsdienstes, der Feuerwehren und Verwaltung sowie der Kreispolizeibehörde für ihren Einsatz nicht nur zu den Feiertagen.
Kreis Paderborn (krpb). Notfälle kennen kein Silvester: Der Jahreswechsel in der Kreisleitstelle in Büren-Ahden verlief besonders unruhig im Vergleich zum Vorjahr: Insgesamt 73 Einsätze mussten in der Silvesternacht bis um 8 Uhr am Neujahrsmorgen disponiert werden. Disponieren heißt, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge dahin zu lenken, wo sie gebraucht werden: In 62 Fällen musste der Rettungswagen geschickt werden, bei 18 Einsätzen war zusätzlich ein Notarzt vor Ort. Dominiert wurde die Nacht von einem dramatischen Unfall in Salzkotten-Scharmede, bei dem ein 38-Jähriger durch eine Silvesterrakete schwerste Gesichtsverletzungen erlitten hat. Nach der Erstversorgung in einem Paderborner Krankenhaus wurde er mit dem Rettungshubschrauber Christoph Westfalen in eine Uni-Klinik geflogen. „Weitere Einsätze mit feuerwerksbedingten Verletzungen blieben zum Glück aus“, bilanziert der Leiter der Kreisfeuerwehr- und Technikzentrale, Marc Hammerstein. Mit insgesamt zwei Brandeinsätzen blieb es in der Nacht auch für die Feuerwehren verhältnismäßig ruhig. Während die Feuerwehr in Paderborn in den Abendstunden zu einem ausgelösten Heimrauchmelder alarmiert wurde, musste die Feuerwehr Lichtenau gegen halb eins zu einem Dachstuhlbrand in Dalheim ausrücken.
Auch das zweite Corona-Jahr hat den Rettungsdienst deutlich stärker gefordert: Sowohl in der Notfallrettung, als auch im Krankentransport gab es Steigerungen von über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr: 31.535 Einsätze in der Notfallrettung (im Vorjahr 28.158) sowie 14.494 Krankentransporte (im Vorjahr: 13.111) wurden in der Kreisleitstelle disponiert. Die Anzahl der Feuerwehralarmierungen blieb mit 2.937 Einsätzen auf dem Vorjahresniveau.
Die gestiegenen Einsatzzahlen im Rettungsdienst haben auch in der Leitstelle des Kreises zu einer hohen Auslastung geführt. 203.208 Mal griffen die Disponenten zum Telefon. Insgesamt liefen 60.061 Notrufe im vergangenen Jahr in der Leitstelle auf – 12 Prozent mehr als in 2020. Die Corona-Pandemie bindet Personal- und Fahrzeuge: So müssen die eingesetzten Fahrzeuge aufwendig desinfiziert werden. Ausgelastete Krankenhauskapazitäten sorgten zudem regelmäßig für eine zeitintensivere Zuweisung und Anmeldung von Patienten in den Krankenhäusern.
Normale Arbeitstage im klassischen Sinne kennen weder die Disponenten, Rettungskräfte noch Feuerwehrleute. Sie sind rund um die Uhr im Einsatz, und das ganzjährig. Aber auch die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes im mittlerweile zweiten und bald dritten Pandemiejahr und im Krisenstab der Paderborner Kreisverwaltung, die ganzjährig unter Druck gestanden haben bzw. weiter stehen, die Straßenwärter, Mitarbeitende der Jugend-, Ausländer, Umwelt- und Veterinärämter und auch der Kreispolizeibehörde sind auch an den Feiertagen im Dienst oder in der Rufbereitschaft. „Sie alle sorgen dafür, dass die Menschen im Kreis Paderborn im Notfall auf professionelle Hilfe vertrauen können und gut beschützt durch das Jahr kommen. Dafür bedanke ich bei meinen Mitarbeitenden, aber auch ihren Familien von ganzem Herzen, die all das mittragen“, sagt Landrat Christoph Rüther.
Tobias Starke, Leiter der Kreisleitstelle, gibt einen Ausblick auf das noch frische Jahr 2022: Ziel ist es, die gesamte Rettungskette, von der Leitstelle über den Rettungswagen bis hin zum aufnehmenden Krankenhaus, weiter zu digitalisieren. Im Idealfall werden die vor Ort gestellte Verdachtsdiagnose und Vitaldaten des Patienten direkt aus dem Rettungswagen in die Notaufnahme übertragen, so dass Ärzte und Pflegekräfte sich gezielt vorbereiten können. In Notfällen wie Herzinfarkt oder Schlagfanfall ist „Zeit Muskel bzw. Gehirn“, jede Minute zählt und entscheidet, ob bzw. wie schnell ein Mensch in seinen Alltag zurückkehren kann. Seit September vergangenen Jahres übertragt die digitale Software NIDA diese Daten direkt aus dem Rettungswagen in die Zentrale Notaufnahme des Brüderkrankenhauses in Paderborn. Über ein Ampelsystem, bei rot handelt es sich um lebensbedrohliche Erkrankungen, wird außerdem die Dringlichkeit angegeben. Fährt dann der Rettungswagen vor, sind alle Vorbereitungen im Krankenhaus bereits abgeschlossen, die Versorgung beginnt. In diesem Jahr soll das Projekt auf alle vorhandenen Krankenhäuser ausgeweitet werden.
Bildunterzeile: Rettungsdienst auch im zweiten Corona-Jahr besonders gefordert: Marc Hammerstein, Leiter der Kreisfeuerwehr- und Technikzentrale, zieht Bilanz