Ludger Schmidt über Katastrophenschutz, Investitionen und sein neues Team. Paderborns neuer Feuerwehr-Chef setzt auf moderne Sirenen.
Paderborn. Sein Büro in der Feuerwache Süd in Paderborn hat Ludger Schmidt längst bezogen. Gut hundert Tage ist er nun im Amt. Auch wenn der neue Feuerwehrchef davon spricht, sich noch einarbeiten zu müssen, so ist er doch längst hier angekommen. Die zu lösenden Herausforderungen benennt Schmidt ohne große Umschweife. Die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Katastrophenschutz ist dabei nur eine Aufgabe.
Im Mai hat der 47-Jährige aus Delbrück-Bentfeld die Leitung über die Hauptamtlichen Kräfte in Paderborn übernommen, seit einigen Tagen ist er nun auch Chef der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtgebiet Paderborn. Er selbst bezeichnet sich als „Spätberufener“, denn der Diplom-Chemiker kam erst im Alter von 24 Jahren zur Feuerwehr. „Aus Überzeugung“, wie er berichtet, denn einige seiner Freunde hatten ihn damals zu einem Dienstabend mitgenommen. „Mich hat sofort das Miteinander, die Kameradschaft begeistert. Das Zusammenspiel von Jung bis ins hohe Alter funktioniert in der Feuerwehr hervorragend“, stellt Schmidt fest.
Während seines Chemiestudiums an der Uni Paderborn sei ihm die Idee gekommen, Hobby und Beruf zu vereinen und so bewarb sich Schmidt bei der Feuerwehr für eine Laufbahn im Höheren Dienst. Nach der Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule in Münster mit Stationen unter anderem bei den Feuerwehren in Gelsenkirchen, Göttingen, Rostock und bei der Bezirksregierung Münster erhielt er 2010 seine Anstellung als Brandrat der Feuerwehr Hamm und arbeitete sich dort von der Stabsstelle Amtsleitung hoch bis zum Leiter der Feuerwehr.
Zehn Löschzüge, zwei Wachen und 700 ehrenamtliche Feuerwehrleute
Rein zahlenmäßig kann sich die Feuerwehr der Stadt Paderborn (156.000 Einwohner) mit der Feuerwehr Hamm (179.000 Einwohner) durchaus messen lassen: Hamm verfügt über 26 Löschzüge mit ca. 1500 ehrenamtlichen Kräften sowie zwei Wachen mit 270 Hauptamtlichen. Paderborn kommt auf zehn Löschzüge mit 700 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten, zwei Wachen und 300 Hauptamtlichen.
Was die Ausstattung anbelangt, ist Ludger Schmidt nach eigenen Worten eines aus Hamm besonders gewöhnt: Finanzielle Mittel sachgerecht und zielorientiert einsetzen. „Ich kenne das nicht anders. Qualität und Wirtschaftlichkeit stehen nicht im Gegensatz.“ Dass die Haushaltslage in Paderborn derzeit angespannt ist, mache ihm daher vorerst kein Kopfzerbrechen.
Investiert werden soll nach seiner Meinung weiterhin in die Ausstattung der Einsatzkräfte, damit diese bestmöglich und sicher Ihren Dienst versehen können, was gleichzeitig auch direkt der Bevölkerung zugutekommt. Ebenfalls investiert werden soll zum Beispiel in Sirenen.
Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr im Ahrtal habe zu einem Umdenken geführt. „Nicht alle Menschen haben die Warn-App Katwarn oder Nina auf dem Handy. Daher wollen wir das Netz weiter aufbauen“, sagt Schmidt. Noch in diesem Jahr sollen die Ortschaften Wewer, Sande, Schloß Neuhaus und Elsen neue Anlagen erhalten. Kostenpunkt pro Anlage: 15.000 Euro, die genauen Standorte sind noch in der Abstimmung. Weitere zehn Sirenen stehen im Haushaltsplan für das 2023.
„Die mechanische Sirene, auch Motorsirene genannt, hat ausgedient. Heute haben wir elektronische Systeme, ähnlich wie Lautsprecher. Über die Lautsprecher können prinzipiell auch Durchsagen vom Band laufen.“ Da die ehrenamtlichen Einsatzkräfte über digitale Meldeempfänger alarmiert würden, käme der Sirene vor allem die Aufgabe zu, im Notfall die Bevölkerung zu alarmieren und zu informieren. Ergänzend dazu sei auch Cell-Broadcast im Gespräch – ein System, das bereits seit den 1990er Jahren in den USA eingesetzt werde. „Dabei werden Warn-SMS auf alle Handys geschickt, die sich in einer Mobilfunkzelle befinden.“
Doch allein mit einer Alarmierung sei es nicht getan. Der Feuerwehrchef ist der Meinung, dass die Bevölkerung umfassend aufgeklärt werden müsse, wie sie sich im Katastrophenfall zu verhalten habe. Doch dies sei eine Aufgabe, die kreis-, landes- oder bundesweit übernommen werden müsse. „Wir brauchen da einheitliche Standards“, sagt der 47-Jährige.
Der Umbau des Feuerwehr-Gerätehauses Neuenbeken soll demnächst beginnen
Investiert wird allerdings nicht nur in die Warntechnik, sondern auch in Steine: Der Umbau des Gerätehauses Neuenbeken solle demnächst beginnen, das Gerätehaus Dahl befinde sich in der Planung.
Und auch in Paderborn muss es bautechnisch weitergehen. Wie mehrfach berichtet, soll die Feuerwache Süd an einem anderen Standort neu errichtet werden. Schmidt will an der Idee festhalten, mit dem Neubau mögliche Synergien zu nutzen. Die Überlegungen, die Kreisfeuerwehrzentrale und die Kreispolizeibehörde in Paderborn an einem Standort zu integrieren, seien noch nicht abschließend geführt.
Sein Fazit nach gut 100 Tagen: „Die Paderborner Feuerwehr ist gut aufgestellt. Wir haben sehr gut ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiter im Rettungsdienst, in der Feuerwehr und bei den ehrenamtlichen Kräften. Es gibt eine hervorragende Zusammenarbeit mit allen Hilfsorganisationen und den Krankenhäusern. Darauf lässt sich weiter aufbauen!“
Bericht: Westfälisches Volksblatt