Die Feuerwehr im Kreis Paderborn setzt jetzt auch auf Motorräder: Sie sollen den Fuhrpark ab März ergänzen. Vorn ist eine BMW F 850 GS zu sehen, die künftig in Delbrück stationiert werden soll. Im Bild ist die Kradstaffel der Feuerwehr Solingen zu sehen.
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Feuerwehr setzt Kradmelder ein

PADERBORN (WV). Als erster in ganz OWL setzt der Kreis Paderborn bei der Feuerwehr auf den Einsatz vo n Motorrädern. Die Gründung einer sogenannten Kradstaffel steht unmittelbar bevor, im März wird die erste BMW-Maschine mit Spezialausstattung ausgeliefert.

Sie soll überall da eingesetzt werden, wo es eng werden kann: bei Großveranstaltungen, als Lotsen zum Einweisen von auswärtigen Kräften bei Großschadensereignissen sowie für Erkundungs- oder Botenfahrten. Kreisbrandmeister Elmar Keuter warnt die Bürger zudem eindringlich vor der steigenden Wald- und Flächenbrandgefahr im Kreis Paderborn. „Dass wir bislang verschont geblieben sind, ist ein reiner Glücksfall“, sagte er am Montag.

Moderne Drehleitern, Einsatzleit- und Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuge sowie Abrollcontainer mit Spezialausrüstungen: Die Ausstattungen der Feuerwehren im Kreis Paderborn sind in den vergangenen Jahren von den Kommunen stetig aufgerüstet worden. Viele Fahrzeuge sind richtige Multitalente. Aber: Wenn es eng wird oder ins Gelände geht, stoßen sie mitunter an ihre Grenzen.

„Wir befassen uns seit 2019 mit der Idee, eine Krad-Bereitschaft aufzubauen. Die Ereignisse wie das Hochwasser im Ahrtal, der Tornado oder auch ein möglicher Stromausfall haben uns darin noch einmal bestärkt“, berichtete Kreisbrandmeister Elmar Keuter am Rande des Neujahrsempfangs des Feuerwehr-Kreisverbandes dieser Zeitung.

Auch andere Kreise in OWL wollen demnach Krad-Einheiten aufbauen, so Keuter. Die gut ausgebildeten Fahrer sollen zum Beispiel bei einem Stromausfall als Boten eingesetzt werden können, um Nachrichten oder auch Unterlagen an andere Einheiten weiterzugeben. Sie sollen die Kommunikation auch dann sicherstellen, wenn alle anderen Kommunikationsmittel wie Funk, Handy und Satellitentelefon nicht funktionieren. Auch die Bundeswehr setzt bekanntlich seit Jahrzehnten auf die sogenannten Kradmelder.

Zu der neuen Kradstaffel sollen zwölf erfahrene und gestandene Feuerwehrleute gehören, die im Ausnahmefall einen kühlen Kopf bewahren, so Keuter. Sie sollen speziell geschult werden, damit sie auch dann zügig durchkommen, wenn alle anderen Verkehrsteilnehmer stehen und Straßen blockiert sind. Anfang März werde die BMW F 850 GS ausgeliefert – inklusive Blaulicht, Blitzern, Martinshorn, Funk und markanter Folierung. Um das Motorrad zu entfernteren Einsatzorten mitnehmen zu können, wird ein Trailer angeschafft. Stationiert wird die 95-PS-Maschine bei der Feuerwehr Delbrück.

Bislang gibt es solche Kradeinheiten nach Worten von Elmar Keuter vor allem in den waldreichen Gebieten Deutschlands. Auch angesichts der stetig steigenden Waldbrandgefahren sei es wichtig, so der Kreisbrandmeister, geländegängige Fahrzeuge zu haben. „Überprüft die Feuerwehrfahrzeuge auf ihre Geländetauglichkeit“, rief Keuter den Bürgermeistern im Kreisgebiet zu.

Der Kreisbrandmeister verwies darauf, dass sich die Feuerwehren in ganz OWL auf das Thema Vegetationsbrände intensiv vorbereiteten. Man habe bereits OWLweit einheitliche Ausrüstungen angeschafft, im April werde es in Bielefeld eine einheitliche Ausbildung für Multiplikatoren geben. Außerdem sei Ende März eine Planübung in Münster in Vorbereitung. Die Feuerwehr im Kreis Paderborn könne zudem innerhalb kürzester Zeit 50 Tanklöschfahrzeuge zusammenziehen.

Dass die Feuerwehren wichtiger denn je sind, zeigt die Einsatzbilanz aus dem vergangenen Jahr: Es gab kreisweit 4374 Brand- und technische Hilfeeinsätze. Das entspricht einer Steigerung von 49 Prozent. Beim Tornado am 20. Mai gingen in der Leitstelle in nur 40 Minuten 563 Notrufe ein.

Allerdings gibt es auch positive Effekte: Die jüngsten Großschadensereignisse hätten dazu geführt, so Keuter, dass die Zahl der Ehrenamtlichen zunehme. Der Verband der Feuerwehren zählt 4833 Mitglieder. Das sind 298 mehr als 2021. Den Einsatzabteilungen gehören 3049 Feuerwehrleute an (+ 178). Stolz ist der Kreisbrandmeister darauf, dass zu jeder Zeit mindestens 500 Einsatzkräfte innerhalb kürzester Zeit mobilisiert werden könnten.

In dem Zusammenhang verurteilte er gemeinsam mit Landrat Christoph Rüther die Angriffe auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht aufs Schärfste. Keuter: „Wer Einsatzkräfte angreift, hat etwas nicht verstanden. Die Vorkommnisse erschüttern mein Weltbild. Die Täter müssen mit größter Härte bestraft werden.“

Quelle: Westfalen Blatt 04.01.2023