Großübung der Feuerwehr Delbrück in der Firma Schmidt in Boke. Szenario: Zwölf Mitarbeiter in riesigem Hallenkomplex vermisst.
Delbrück-Boke. Eine riesige Rauchwolke wies den Feuerwehrkräften aller sechs Löschzüge des Delbrücker Landes den Weg in das Boker Gewerbegebiet „Töllen Linde“. Das Szenario der Großübung: Durch Schweißarbeiten soll bei der Firma Schmidt ein Großbrand ausgebrochen sein. Die Produktionsräumlichkeiten des Hebe- und Schiebetürenproduzenten aus Boke waren voller Qualm. Insgesamt zwölf Mitarbeiter wurden bei der Übungsbeschreibung als vermisst gemeldet. Nach und nach wurden 150 Feuerwehrleute an die Einsatzstelle beordert.
Das ganze Szenario und die Übung einmal von Anfang an: Um 17.25 Uhr löste die Brandmeldeanlage aus und rief die ersten Feuerwehrkräfte auf den Plan. Schnell steht fest, ein Bereich der Produktionshalle steht in Vollbrand. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Gabelstapler so in einem Tor steht, dass dieses beim Auslösen der Brandmeldeanlage nicht verschlossen werden konnte. Dadurch kann weiterhin Sauerstoff in die Halle eindringen und das Feuer wird weiter entfacht.
Ein Mitarbeiter der Firma ist selbst aus der Produktionshalle nach draußen gelangt. Er bestätigt den Einsatzkräften, dass sich mutmaßlich noch sechs Monteure in der Halle befinden. Es wird angenommen, dass sie sich durch die massive Rauchausbreitung nicht orientieren können.
Auch in anderen Gebäudetrakten befinden sich auch noch mehr Mitarbeiter, die gefährdet sind. Denn über die Lüftungsanlage dringt der Rauch auch in den Verwaltungstrakt. Die Mitarbeiter, die sich dort noch aufhalten, können sich aber anscheinend über das Dach retten. So sieht es auch der Plan der Fluchtwege vor.
Wenige Minuten nach der Alarmierung trifft Einsatzleiter Heinz Noje ein und verschafft sich einen Überblick über die Lage. Schnell ist klar, es werden weitere Kräfte benötigt und alarmiert. Währenddessen beginnen bereits die ersten Maßnahmen: Unter umluftunabhängigen Atemschutzgeräten dringen die ersten Feuerwehrkräfte in die Halle ein und machen sich auf die Suche nach den vermissten Personen. „Menschenrettung hat immer absoluten Vorrang“, erklärt Heinz Noje.
Plötzlich werden sechs weitere vermisste Personen aus einer zweiten Produktionshalle gemeldet. Auch hier rücken Atemschutzgeräteträger zur Vermisstensuche vor. Da es sich glücklicherweise um eine Gesamtwehrübung handelt, werden die Vermissten von Puppen verkörpert. Innerhalb weniger Minuten befreien die Einsatzkräfte alle zwölf Vermissten aus der Halle. Parallel ist auch schon die Drehleiter auf der Stirnwand einer der Hallen positioniert, da hier das größte Brandpotential vermutet wird. Um die Versorgung mit Löschwasser sicherzustellen, werden die beiden auf dem Firmengelände befindlichen Saugstellen angezapft und lange Schlauchleitungen zur Versorgung der Löschfahrzeuge verlegt. Dabei ist Teamwork gefragt. Als Zwischenspeicher dient dabei ein rund 5000 Liter Wasser fassender Abrollcontainer. Außerdem wird im Pendelverkehr zum Leiwesmeier Teich Löschwasser hinzugezogen. Deshalb haben die Einsatzkräfte eine Einbahnstraße eingerichtet. Dort fahren die Tanklöschfahrzeuge und können dabei sicher sein, dass ihnen kein Verkehr entgegenkommt.
All diese Schritte zeigen, wie komplex eine solche Übung ist, mit all seinen Abläufen und entsprechend auch der Einsatz vor Ort, wenn es eben keine Übung ist. Das betont auch der Einsatzleiter Heinz Noje nach Abschluss der Übung: „Die Bildung von Abschnitten zur Menschenrettung, zur Brandbekämpfung und der medizinischen Erstversorgung und die Kommunikation untereinander sind ganz wichtige Punkte. Diese Entscheidungen werden schon zu Beginn eines solchen Einsatzes getroffen und man bekommt eine Struktur herein.“ Aber auch das Zusammenspiel der sechs Löschzüge sowie die Platzierung der Löschfahrzeuge sind wichtige Übungsziele.
Die Übung wurde von einem kleinen Team unter der Leitung des stellvertretenden Wehrführers Ralf Fischer vorbereitet. Als Beobachter waren der Leiter der Feuerwehr Delbrück, Johannes Grothoff, Kreisbrandmeister Stephan Reckhaus und die Fachbereichsleiterin Brigitte Wecker-Bröckelmann vor Ort. Einsatzleiter Heinz Noje zeigte sich nach Übungsende zufrieden mit dem Ablauf. „Wir konnten unsere Übungsziele prüfen. Mit so vielen Einsatzkräften lässt sich nur durch regelmäßiges Üben das Zusammenspiel trainieren“, sagt Noje. Nach Abschluss der Übung dankte Ralf Fischer der Firma Schmidt, die ihr Firmengelände für die Übung zur Verfügung gestellt hat.
Bericht: Westfälisches Volksblatt von Axel Langer