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12. Oktober. Büren.

Nicht wenige Bürener reagierten am Samstagvormittag zunächst besorgt, als Dutzende von Feuerwehreinsatzfahrzeugen mit Blaulicht und Martinshörnern Richtung Gewerbegebiet Oberer Westring rollten. Ziel war das Unternehmen Argus Additive Plastic GmbH am Oberen Westring, wo Feuerwehrleute aus allen Einheiten der Feuerwehr Büren in Zusammenarbeit mit den ABC-Einheiten des Kreises Paderborn aus Delbrück und Bad Wünnenberg ein komplexes Einsatzszenario abarbeiteten.


Büren. Rund ein halbes Jahr und mehrere Treffen investierten Michael Stork, Leiter der Feuerwehr Büren, und sein Team, um das Drehbuch für die Übung zu schreiben. Insgesamt 211 Kräfte von Feuerwehren und Hilfsorganisationen übten die Brandbekämpfung in Verbindung mit einer Gefährdungslage durch gefährliche Stoffe und Güter.
Los ging’s mit einer Auslösung der Brandmeldeanlage. Die ersteintreffenden Kräfte meldeten angesichts aufsteigender weißer Rauchwolken einen Realbrand, ausgelöst durch einen Austritt gefährlicher Flüssigkeiten. Und vermisste Personen im Lagerbereich. Um 8.58 Uhr erhöhte die Leitstelle daraufhin das Stichwort auf Feuer 4 – Industriebrand, und weitere Einheiten wurden alarmiert, berichtet Einsatzleiter Jens Götte, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Büren.

Bei der Durchsuchung der Lagerräume stießen die Einsatzkräfte unter Atemschutz auf insgesamt acht Vermisste – alle samt Mimen der DLRG - von denen drei schwer und fünf leichter verletzt waren. Die Mimen wurden von Notarzt Christian Dörr gesichtet und wegen des angenommenen Kontaktes mit Gefahrstoffen einer Sofortdekontamination unterzogen. Anschließend wurden sie an der Verletztensammelstelle dem Rettungsdienst übergeben.
Wegen eines fiktiven Chemieunfalls und einer simulierten Brandausbreitung auf das A-Gebäude entschied die Einsatzleitung, die kompletten ABC-Einheiten des Kreises unter der Leitung von Matthias Strunz anzufordern. Aus Bad Wünnenberg, Salzkoten und Delbrück rollten die Einsatzfahrzeuge heran. Im und am Firmengelände wurden Dekontaminationsplätze für Personal und Verletzte eingerichtet. Speziell ausgebildete Feuerwehrleute in Schutzanzügen nahmen Stoffproben und sicherten die leckenden Behälter.

Kräfte des Warnzuges wiesen mit Lautsprecherdurchsagen in angrenzenden Bereichen auf die Übung hin, und die Spezialisten der IuK-Einheit besetzten den Abrollbehälter Einsatzleitung der Kreisfeuerwehrzentrale. Die ABC-Messspezialisten führten Schadstoffmessungen in der Ausbreitungsrichtung durch.
Zu den Beobachtern der Übung gehörte neben Kreisbrandmeister Stephan Reckhaus und seinem Stellvertreter Tobias Rupprecht auch Landrat Christoph Rüther. Natürlich hakelte es an einigen Stellen, aber Übungen werden durchgeführt, um Schwachstellen aufzuzeigen und später abzustellen.

Argus beschäftigt in Büren rund 200 Mitarbeitende und stellt in drei Produktionshallen mit 18 Extrusionslinien mehr als 23.000 Tonnen Kunststoffgranulat her. Der Jahresumsatz betrug 2023 rund 118 Millionen Euro, so Firmensprecherin Verena Habig. Das Firmenunternehmen, das die Gastgeberrolle bei der Übung selbst angeregt hatte, nutzte den Samstag, um interne Abläufe bei einem Brand zu überprüfen. Michael Stork bezeichnete Argus mit Blick auf den betrieblichen Brandschutz als „Bürener Vorzeigeunternehmen“. Eine 2021 fertiggestellte Lagerhalle verfügt sogar über ein Rückhaltesystem für Löschwasser. Geschäftsführer Helmut Hirsch dankte den Einsatzkräften für die erfolgreiche Übung.

Bericht: VdF Ralph Meyer