Der Notruf aus dem Lichtenauer Stadtteil Herbram war knapp und präzise: „Es brennt“, sagte die Anruferin und legte auf. Die meisten Fahrzeuge von sechs Lichtenauer Einheiten konnten auf Sicht fahren, denn über der Straße „Zum Emderwald“ stiegen dunkle Rauchwolken in den Himmel. In der ruhigen Stichstraße am westlichen Rand Herbrams brannte ein zweigeschossiger, landwirtschaftlich genutzter Anbau, der unmittelbar an ein ebenfalls zweigeschossiges Wohngebäude angrenzte.
Lichtenau-Herbram. Was zunächst als unklare Rauchentwicklung begonnen hatte, wurde zunehmend bedrohlicher, berichtet Einsatzleiter Sören Dege, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Lichtenau. Um 12.47 Uhr alarmierte die Leistelle des Kreises unter dem Stichwort „Wohnungsbrand“ den Löschzug Lichtenau und die Löschgruppen Asseln, Grundsteinheim, Hakenberg, Herbram und Iggenhausen zum Brandeinsatz in der Straße Zum Emderwald.
Mit mehreren Trupps im Innen- und Außenangriffen bemühten sich die rund 50 Feuerwehrleute, ein Übergreifen des Feuers auf das Wohngebäude zu verhindern, erklärt René Wittig, Leiter der Feuerwehr Lichtenau. Aufgeteilt in vier Einsatzabschnitte konzentrierten sich die Feuerwehrleute auf die Brandbekämpfung, die Wasserversorgung und die Versorgung der Bewohner. Gegen 13.35 Uhr meldete Dege das Feuer in Gewalt.
Zur Zeit des Brandausbruchs im landwirtschaftlich genutzten Abbau hielt sich eine vierköpfige Familie – Eltern und zwei Kinder – im Wohngebäude auf und flüchtete über eine Terrasse ins Freie. Alle vier Personen haben Rauchgase eingeatmet. Zur Versorgung der Bewohner standen vier Rettungswagen und zwei Notärzte bereit. Nach der notärztlichen Sichtung stand fest, dass nur ein drei Jahre altes Mädchen zur weiteren Behandlung in die Paderborner Kinderklinik eingeliefert werden muss.
Um ein Durchzünden des Dachstuhls auf dem Anbau verhindern zu können, wurden vom Korb der Drehleiter aus Dachpfannen aufgenommen, damit die Hitze abziehen konnte. Immer dunklerer Rauch, der aus dem Dach aufstieg, machten deutlich, dass dies erst im ersten Moment gelang. Später wurden dann auch auf dem Wohntrakt Dachpfannen aufgenommen, um dort den Dachbereich mit der Wärmebildkamera auf Glutnester kontrollieren zu können. An der Neuenheerser Straße richtete die Feuerwehr einen Bereitstellungsraum für nachrückende Kräfte ein. Obwohl die Straße sichtbar durch Großfahrzeuge blockiert war, versuchten mehrere Autofahrer, diese Engstelle zu passieren. Sie wurden jedoch von Einsatzkräften mit deutlichen Worten zurückgewiesen.
Aus dem brennenden Anbau wurde eine 11 Kilo fassende Gasflache geborgen, die anschließend gekühlt wurde. Der Bereitschaftsdienst der Lichtenauer Stadtverwaltung organisierte die Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken. Spontan händigten auch einige Nachbarn Sprudelkisten und -flaschen an die erschöpften Eisatzkräfte aus.
Der Sachschaden an den beiden Gebäuden wird auf mehrere zehntausend Euro geschätzt. Die Polizei beschlagnahmte die Brandstelle für weitere Ermittlungen zur Brandursache. Ob das Wohnhaus, das durch Rauchabschlag in Mitleidenschaft gezogen wurde, kurzfristig bewohnbar sein wird, steht noch nicht fest. Die Lösch- und Aufräumarbeiten dauerten bis in den späten Nachmittag.
Bericht: VdF Ralph Meyer