28. Juli. Delbrück Anreppen.

»Kalter« Blitz schlägt ins Dach ein.



Anreppen (WV). Zerborstene Dachpfannen im Garten, abgeplatzter Putz über den Stromleitungen, Rußflecken an der Tapete, wo einst die Telefonanlage hing, ein angesengtes Sofa: Die Spuren eines kalten Blitzschlags in der Wohnung von Andreas Strunz (34) in der Graf-Meerveldt-Straße in Anreppen sind noch deutlich sichtbar.
Immer wieder stellt der Anreppener fest, dass weitere elektrische Geräte nicht funktionieren und von der hohen Stromspannung in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Schaden dürfte sich auf mehrere zehntausend Euro belaufen. Auch in der Nachbarschaft im Bereich Graf-Meerveldt-Straße/Im Dorfe sind seit dem Blitzschlag am Freitagabend in mehreren Haushalten Telefonanlagen ausgefallen und viele elektrische Geräte, vom Geschirrspüler bis zur Heizung, sind defekt.
Andreas Strunz hat indes seine Fassung wieder gefunden: »Die Versicherung ist informiert und wird sich kümmern, erste Handwerker waren auch schon da und einige elektrische Geräte laufen wieder, aber vieles ist eben hinüber«, ist der Anreppener erleichtert, dass bei dem Blitzschlag keine Personen verletzt wurden.

Ein mächtiges Gewitter mit kräftigen Regengüssen zog am Freitagabend über das Delbrücker Land. Andreas Strunz war bei Nachbarn, als es gegen 19.30 Uhr einen lauten Knall gab. »Ich habe noch gedacht, das war ganz schön dicht bei uns. Aber auf die Idee, dass es bei mir eingeschlagen haben könnte, bin ich zunächst nicht gekommen«, erinnert sich Andreas Strunz am Tag nach dem Schock. Bruder und Nachbar Norbert Strunz fiel der Schaden am Hausdach seines Bruders als erstes auf. »Da waren plötzlich zwei Löcher im Dach und überall war der Strom weg«, berichtet Norbert Strunz, der per Telefon versuchte, die Feuerwehr zu alarmieren. Doch die Telefonanlage war tot. Über Handy setzte er dann den Notruf ab.

»Dann ging alles ganz schnell«, ist Norbert Strunz dankbar für die Hilfe durch die Feuerwehr, die mit dem gesamten Delbrücker Löschzug ausrückte. »Erst als die Feuerwehr bei mir vor der Haustür anhielt, habe ich realisiert, dass bei mir der Blitz eingeschlagen ist und bin mit der großen Befürchtung nach Hause geeilt, dass aus dem Dach schon Flammen schlagen würden«, stand Andreas Strunz der Schreck ins Gesicht geschrieben. »Da bekommt man schon ein flaues Gefühl, doch Angst vor Gewittern habe ich trotzdem nicht«, blickt Strunz nach vorne.
Die Feuerwehr gab schnell Entwarnung: Nach gründlicher Kontrolle konnte kein Brand festgestellt werden. Es handelte sich um einen sogenannten kalten Blitzschlag, der nicht zu einem Feuer führte.
Dass die Schäden jedoch trotzdem enorm sind, bestätigte auch Delbrücks Wehrführer Reinhard Brand: »Einen so massiv zerborstenen Dachsparren habe ich noch nicht gesehen. Das muss ein gewaltiger Blitz gewesen sein«, so Brand nach Einsatzende.
Und tatsächlich: Unmittelbar neben dem Kaminabzug war der Blitz eingeschlagen, ein massiver Holzsparren wurde völlig zerfetzt, feuerfeste Folie war geschmolzen und Bleche verbogen. Von dort aus suchte sich der Blitz seinen Weg durch Stromkabel, über denen der Putz abgeplatzt ist, bis ins Erdgeschoss.
Geschmolzene Verteilerdosen und kaputte Elektrogeräte waren die Folge. »Das Telefon, der Küchenherd und viele weitere Geräte funktionieren nicht. Selbst der Videorekorder produziert nur Bandsalat und auch der Sat-Receiver geht nicht mehr«, zählt Andreas Strunz eine lange Liste defekter Geräte auf. Am heutigen Montag rückt der Dachdecker an, um das notdürftig von der Feuerwehr geflickte Dach zu reparieren und den Sparren auszutauschen, und auch die Versicherung hat sich angekündigt.

Fotos: Von außen nahezu unversehrt: Andreas Strunz (rechts) aus Anreppen zeigt auf die Stelle am Dach seines Wohnhauses, wo der Blitz neben dem Schornstein eingeschlagen hat. Glücklicherweise löste der Blitz am Freitagabend keinen Brand aus, doch der Schaden ist trotzdem enorm. Auch seine beiden Töchter (von links) Anna (14) und Laura (13) nahmen den Schaden in Augenschein. Fotos: Axel LangerWas einst ein stattlicher Dachsparren war, ist nach dem Blitzschlag nur noch ein Durcheinander kleiner Holzspäne. Der Balken wurde völlig zerfetzt.Auch im Erdgeschoss ein Bild der Verwüstung: Deutliche Rußspuren an der demolierten Telefonanlage zeugen von der Kraft des kalten Blitzschlags.
Feuerwehr am Freitagabend an der Graf-Meerveldt-Straße im Einsatz - zahlreiche Elektrogeräte sind defekt

Bericht / Fotos: Westfälisches Volksblatt
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