16.30 Uhr. Helfer aus OWL kämpfen gegen das Hochwasser.
Dämme bei Magdeburg gebrochen. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg erlebt die schlimmste Flut in den 1.200 Jahren ihrer Stadtgeschichte{gallery}news/2013/130610nwm{/gallery}
Bielefeld/Magdeburg/Gütersloh. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg erlebt die schlimmste Flut in den 1.200 Jahren ihrer Stadtgeschichte: Der gefährliche Höchstpegel der Elbe beträgt bis zu 7,46 Meter – fünf Meter über dem Normalwert. Ganze Stadtviertel mussten evakuiert werden. Um die Katastrophe zu verhindern, sind auch Hilfskräfte aus OWL im Einsatz – rund um die Uhr.
"Wer das nicht selbst gesehen hat, weiß nicht, was hier los ist. Absolut unglaublich", sagt Hauptmann Udo Hagedorn von der Augustdorfer Panzerbrigade 21. Anstelle einer vierspurigen Straße sehen seine Soldaten im nördlichen Industriegebiet von Magdeburg nur einen reißenden Strom. Insgesamt mussten 23.500 Magdeburger evakuiert werden, in ganz Sachsen-Anhalt waren es mehr als 36.000. Im benachbarten Schönebeck sind erste Deiche gebrochen, weitere sind in Gefahr. Die 2.000 Kräfte aus Augustdorf schleppen Sandsäcke gegen das Wasser.
100 Kilometer nördlich können 130 Bundeswehrkräfte aus Minden einige Deiche nur noch mit einer selbstgebauten Fähre erreichen. Seit Freitag sind sie vor Ort, haben die ersten Nächte im Lkw geschlafen oder durchgearbeitet. Einige Kräfte arbeiten bereits 27 Stunden am Stück.
Die Feuerwehr Detmold hat bis Sonntag in der Partnerstadt Zeitz Keller leergepumpt. Hauptbrandmeister Jens Kölker sagt: "Es trifft vor allem diejenigen, die sowieso nicht viel haben."
OWL-Eineiten in Schönebeck im Einsatz
In Schönebeck, 16 Kilometer südlich von Magdeburg, kämpfen gleich mehrere Einheiten aus OWL gegen die Fluten. "Anstrengend ist die Sonne, noch anstrengender die Mücken", sagt Lars Meier von der Detmolder Pumpengruppe. Mit schweren Geräten sichern sie das Kanalnetz der Stadt. In Zwölf-Stunden-Schichten ackern seine Leute. 450 THW-Helfer aus Detmold sind es insgesamt. Zusätzlich sind 143 Feuerwehrleute aus dem Kreis Herford und 160 aus Bielefeld eingetroffen. Nachdem die Deiche gebrochen sind, ist die Lage bedrohlich. Eine Hochleistungspumpe der Firma Miele soll helfen. Eine Million Sandsäcke wurden mittlerweile in Schönebeck aufgeschichtet. 18.000 davon haben Feuerwehrleute aus dem Paderborner Hochstift gestapelt.
Nach 48 Stunden harter Arbeit und praktisch ohne Ruhepause hat der Kreisfeuerwehrverband Gütersloh am Sonntag die ersten,
erschöpften 30 Einsatzkräfte ausgetauscht. 42 Feuerwehrleute fuhren am Morgen in die Hochwasserregion Schönebeck, 15 Kilometer südlich von Magdeburg (Sachsen-Anhalt), nachdem bereits am Freitag 52 Feuerwehrleute in die Region gefahren waren.
Untergebracht sind die Feuerwehrleute aus dem Kreis Gütersloh, ebenso wie ihre Kameradinnen und Kameraden aus den anderen Feuerwehrverbänden Ostwestfalen-Lippes in den Klassenräumen der Grund- und Sekundarschule Am Lerchenfeld im Süden der Stadt. Versorgt werden sie von einer Betreuungsgruppe der DLRG aus Berlin, die mit leckeren Essen die Einsatzkräfte verwöhnt.
Überwältigender Zusammenhalt
Getroffen hatten sich die Feuerwehrleute am Morgen an der Schule in St. Vit, Stadtbrandinspektor Dietrich Pleitner aus Versmold fuhr seine 42 Kameraden mit Kreisbrandmeister Rolf Volkmann an der Spitze binnen dreieinhalb Stunden in die knapp 300 Kilometer entfernte Stadt, in der mehr als 30.000 Menschen leben. Nach der Ankunft am Mittag bekommen die Einsatzkräfte, nachdem sie eine freie Liege in einem der Klassenräume bezogen haben, eine leckere Bohnensuppe. Anschließend besetzen sie die Mannschaftstransportwagen und fahren an die ihnen zugeteilten Einsatzstellen, wo sie ihre Kameraden ablösen.
Die OWL-Helfer in Sachsen-Anhalt sind überwältigt vom Zusammenhalt zwischen Bevölkerung und Einsatzkräften. Ein Erlebnis erzählt Thorsten Meier vom THW Detmold: "Wir haben Anwohner gefragt, ob sie beim Pumpen helfen können – nach zehn Minuten waren 50 Leute da."
Bericht: Neue Westfälische von VON JULIA BÖMER UND ANDREAS EICKHOFF