Paderborn verweigert Zustimmung – Umland aus Sicht der Feuerwehr überbewertet
Paderborn(pic). Der Rettungsdienst der Paderborner Feuerwehr fühlt sich im neuen Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Paderborn weiterhin stiefmütterlich behandelt und auch völlig falsch bewertet. Der Paderborner Feuerwehrchef Ralf Schmitz beklagt, dass Paderborn zu wenig Rettungs- und Krankentransportfahrzeuge sowie Einsatzzeiten zugebilligt werden.
Deshalb hat der Feuerwehrausschuss der Stadt Paderborn in seiner jüngsten Sitzung einstimmig mit Votum aus allen Fraktionen die Zustimmung zum Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Paderborn verweigert. Ohne Einigung droht nun eine Entscheidung durch die Bezirksregierung.
Es geht um Einsatzfahrzeuge und auch Personal und Stellen. Das Umland mit weitaus weniger Einsätzen im Krankentransport oder in der Notfallrettung wird aus Sicht der Paderborner Feuerwehr in der Personal- und Materialausstattung überbewertet. Der Plan gehe davon aus, dass zum Beispiel im Krankentransport jeweils 50 Prozent in der Stadt und im Umland anfielen. In Wirklichkeit, so Ralf Schmitz, leiste die Feuerwehr Paderborn im Stadtgebiet etwa zwei Drittel der Krankentransporte und das Umland nur ein Drittel.
Allein die Krankentransporte seien im Stadtgebiet zwischen 2008 und 2013 um 27 Prozent gestiegen. Zwei Kardiologie-Kliniken, neue Alten- und Pflegeheime, immer mehr Studenten und die Bevölkerungszunahme trieben die Einsatzzahlen in Paderborn nach oben, berichtete Feuerwehrchef Ralf Schmitz im Feuerwehrausschuss der Stadt Paderborn.
Auch Rettungsfahrten und Krankentransporte der Paderborner Feuerwehr außerhalb des Stadtgebietes für das Umland würden nicht richtig berechnet. Er forderte daher erneut einen zweiten Rettungswagen rund um die Uhr für die Paderborner Feuer- und Rettungswache Nord. Schmitz kritisiert, dass der Rettungsdienstbedarfsplan die Stadt Paderborn bei den Krankentransporten sogar stutzen wolle.
In etlichen Gesprächsrunden mit dem Kreis Paderborn und auch Krankenkassen ist nach Ansicht des Paderborner Feuerwehrleiters immer noch kein Ergebnis erzielt worden, das den gestiegenen Anforderungen des Rettungsdienstes für die Kreishauptstadt gerecht werde. Deshalb stößt der Plan in Paderborn auf politische Ablehnung. Auf Antrag der CDU-Fraktion sollen dennoch weitere Gespräche mit dem Kreis geführt werden. Bei einem Scheitern würde die Bezirksregierung über den Rettungsbedarfsplan des Kreises Paderborn entscheiden.
Der seit Jahren schwelende Streit im Rettungsdienst zwischen Kreis und Stadt Paderborn, in dem auch immer wieder der Leitstellen-Standort (Ahden oder Paderborn) diskutiert wird, nervt Paderborner Politiker. »Warum braucht der Kreis mehr Fahrzeuge?«, fragt CDU-Ratsfrau Brunhilde Konersmann: »Werden wir nachts nicht krank?« DIP-Ratsherr Rainer Lummer vermutet auch Eitelkeiten. Es gehe doch um Menschenleben, mahnt Lummer.
Quelle: Westfalen Blatt 14.02.2014
Neue Westfälische
Über Rettungswagen wird weiterverhandelt. Politiker stellen sich hinter Forderung der Feuerwehr.
Paderborn (ig). Wie viele Rettungs und Notarztwagen zu welchen Zeiten mit welchen Besetzungen an den Rettungswachen künftig im Paderborner Stadtgebiet vorgehalten werden darüber wird zwischen Vertrern des Kreises und der Stadt bereits seit einem Jahr kontrovers diskutiert. Auch der jüngste Entwurf der Fortschreibung des sogenannten Rettungsdiensbedarfsplanes, im Januar seitens des Kreises gemacht, stößt in der Stadt Paderborn auf harsche Kritik. Der Betriebsausschuss des Stadtrates stimmte am Mittwochabend einer ablehnenden Stellungnahme der Feuerwehr zu und drängte auf weitere Verhandlungen mit dem Kreis, der sich seinerseits schon gesprächsbereit zeigte. Sollte es keine Einigung geben, muss die Bezirksregierung entscheiden.
Kern des Konflikts: Der Kreis bezieht sich auf ein Gutachten auf Grundlage des im Einzugsgebiet der einzelnen Paderborner Wachen (Süd, Nord und Schloß Neuhaus) anfallenden Einsätze; die Paderborner Feuerwehr reklamiert jedoch ihre tatsächlichen Einsatzzahlen. Und diese liegen drastisch höher vor allem, weil die in der Stadt Paderborn stationierten Wagen auch zu Einsätzen in Nachbarkommunen fahren. Feuerwehr Chef Ralf Schmitz
untermauerte im Ausschuss seine Argumentation mit reichlich Statistik: Daraus geht unter anderem hervor, dass die Zahl der Rettungseinsätze von 2008 bis 2013 um satte 27 Prozent auf 13.250 gestiegen ist. Auch die Krankentransportfahrten stiegen in dem Zeitraum um fast 17 Prozent auf 10.192. Um trotzdem die Einsatzbereitschaft für Notfälle zu garantieren, müssen entsprechend häufig planbare Einsätze von fremden Transportwagen, zum Beispiel des Kreises, gefahren werden.
Entsprechend fordert die Paderborner Feuerwehr mehr Ressourcen für das Stadtgebiet als im Entwurf des Bedarfsplanes vorgesehen: Für die Wache Süd soll samstags zusätzlich von 8 bis 20 Uhr ein dritter Rettungswagen zur Verfügung stehen. Im Bereich der Wache Nord wird ein zweiter Rettungswagen rund um die Uhr zur Entlastung des einzigen dort bisher nachts vorgehaltenen Rettungswagens für nötig erachtet. Und für die Rettungswache in Schloß Neuhaus wird ein zweiter Rettungswagen auch samstags nachts und den ganzen Sonntag über für nötig gehalten.