Als erste Feuerwehr in Ostwestfalen-Lippe hat die Feuerwehr Paderborn einen vollelektrischen Lastkraftwagen in Dienst gestellt. Das 713.000 Euro teure Fahrzeug ist ein Gerätewagen Logistik und wird eingesetzt, um den logistischen Nachschub an Einsatzstellen sicherzustellen und ersetzt zwei mehr als 20 Jahre alte Wechselladerfahrzeuge.
Paderborn. In der Hauptsache wird der Wagen allerdings zur Fahrschulausbildung eingesetzt und rollt täglich acht Stunden über die Straßen der Stadt. Der Ausbildungsbedarf an Kraftfahrern ist stark angestiegen, und jährlich stehen mehr als 40 Feuerwehrleute auf dem Ausbildungsplan.
Seit 2020 setzt die Feuerwehr Paderborn bereits vier elektrische Personenwagen ein. Mit dem ersten Lastwagen betritt die Feuerwehr allerdings Neuland und will damit auch Erfahrungen sammeln. Die ersten Ergebnisse stimmen positiv. Nach acht Stunden Ausbildungsbetrieb hat der Wagen noch rund 70 Prozent Restenergie, berichtet Mirco Westbomke, Leiter der Abteilung Technik bei der Feuerwehr Paderborn. Noch in diesem Jahr werden zwei weitere Stromer folgen: zwei Audi Q4 e-tron, die als multifunktionale Kommandowagen eingesetzt werden sollen.
Das erste vollelektrische Löschfahrzeug ist in Paderborn derzeit noch Zukunftsmusik, denn der Markt ist noch sehr übersichtlich. Allerdings sind bereits erste Modelle des Herstellers Rosenbauer bei kleineren Feuerwehren und bei den großen Wehren in Berlin und Hamburg im Testeinsatz. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts setzten die Feuerwehr auf Elektroantriebe. „Wir fahren doch nicht mit Benzin zu einem Feuer“, hieß es damals.
Der neue flüsterleise Lastwagen – für Fahrschüler und Fahrlehrer ein echtes Erlebnis – ist einschließlich der Ladeinfrastruktur auf der Feuerwehr- und Rettungswache Nord rund 300.000 Euro teurer als konventionelles Dieselfahrzeug. Allerdings übernehmen das Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) bei dem Fahrzeug rund 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber einem konventionellen Fahrzeug. Die Ladeinfrastuktur wird sogar zum hundert Prozent gefördert.
Das vollelektrische Fahrgestell des Herstellers Volvo hat eine Motorleistung von 490 KW, was einer Dauerleistung von 660 PS entspricht. Mit einer Batteriekapazität von 540 Kilowattstunden haben die sechs Batterien etwa die zehnfache Kapazität als ein Personenwagen. Die Gesamtmasse beträgt 28 Tonnen, die Nutzlast beträgt 13 Tonnen. Als Besonderheit ist der Wagen auch für den Anhängerbetrieb ausgelegt.
Befördern kann der Logistik-Lkw bis zu 16 Paletten oder 15 Rollcontainer. Ein Treppenaufstieg, eine Ladebordwand und eine Schwenkwand bieten verschiedene Be- und Entlademöglichkeiten. Für die Sicherheit im Straßenverkehr sorgen ein 360 Grad-Kamerasystem für Fahrschüler und Fahrlehrer, eine Seitenabbiegeassistent und verschiedene Fahrassistenzsysteme. Für den Fahrschuleinsatz der Wagen mit dreifacher Pedalerie ausgerüstet.
Bericht: VdF Ralph Meyer